Caritas zieht Bilanz über „Rekordwinter“: So viel Hilfe für obdachlose Menschen wie nie zuvor

Rekordwinter hat Rekordhilfe zur Folge: Über 9.000 Anrufe beim Caritas Kältetelefon, mehr als 17.500 Besuche in Wärmestuben, über 1.000 Freiwillige im Einsatz – Unterstützung geht weiter.

Die Winternothilfe der Caritas der Erzdiözese Wien läuft seit Anfang November auf Hochtouren. „Die kalte Jahreszeit ist für obdachlose Menschen besonders hart, Aufenthalte im Freien sind bei Minusgraden absolut lebensgefährlich.“, sagt Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. „Seit Monaten lautet daher unser Motto: Mehr Betten, mehr Streetwork, mehr Hilfe. Unser Ziel war von Beginn an klar: Kein Mensch soll auf Wiens Straßen erfrieren müssen. Ein knappes halbes Jahr später können wir sagen: Wir haben dieses Ziel gemeinsam mit unseren Spender*innen und weit über 1.000 Freiwilligen erreicht! Wir wollen deshalb Allen danken, die mit uns in den vergangenen Monaten so unglaublich viel Hilfe möglich gemacht haben.“

Bevor die Winternothilfe der Stadt Wien mit Ende April auch offiziell ausläuft und die verschiedenen Hilfsangebote wieder im Sommermodus laufen, zieht die Caritas nun eine erste Winterbilanz. „Schon jetzt ist klar: Die Not ist mit den multiplen Krisen von Rekordinflation und Teuerungen gestiegen, die Nachfrage nach unserer Hilfe war und ist enorm. Die Wintersaison 2022/23 wird ein absoluter Rekordwinter sein. Doch die gute Nachricht lautet: Obwohl die Temperaturen vergleichsweise moderat geblieben sind, hat nicht nur die Not zugenommen, sondern auch die Hilfe hat rekordverdächtige Ausmaße erreicht. Und diese Hilfe muss und wird weitergehen. Denn Obdachlosigkeit setzt betroffene Menschen auch weiterhin unter Druck – Winter wie Sommer.“ 

9.000 ANRUFE BEIM CARITAS-KÄLTETELEFON ++ WEIT ÜBER 1.000 FREIWILLIGE 

Insgesamt konnten 525 MENSCHEN in den vergangenen Monaten einen Schlafplatz in Notquartieren der Caritas nutzen, der im Rahmen der städtischen Winternothilfe gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien zur Verfügung gestellt wurde. Schwertner: „Die Stadt Wien und der Fonds Soziales Wien sind hier seit Jahren zuverlässige Partnerinnen – auch weil laufend auf neue Herausforderungen reagiert wurde und etwa die Winternothilfe in geringerem Ausmaß heuer auch im Sommer aufrechterhalten werden kann. Wir hoffen, dass dieses Angebot ausreicht, um die Menschen auch in den Sommermonaten in guter Weise zu unterstützen.“ Trotz der bereitgestellten Notquartiersbetten sind nach Schätzungen der Caritas einige hundert Menschen in Wien aus unterschiedlichen Gründen akut obdachlos. Mobile Angebote sorgen dafür, dass auch jenen Menschen geholfen wird, die nicht in Notquartieren und Tageszentren erreicht werden können.

Neben dem mobilen Ärzt*innenteam vom Louisebus und den Suppenbussen sind dafür vor allem die Streetwork-Teams der Caritas essentiell. Damit die Hilfe in Form von winterfesten Schlafsäcken, Winterkleidung und warmen Decken zu den betroffenen Menschen kommt, ist die Caritas auf die Unterstützung der Wiener*innen angewiesen. Schwertner: „Durch die Unterstützung von 85 Kältetelefon-Freiwilligen und ÜBER 9.000 ANRUFERINNEN UND ANRUFER konnten wir in diesem Winter 380 AKUT OBDACHLOSE MENSCHEN in ein warmes Notquartier bringen oder vermitteln.“ Bis Ende April ist das Caritas Kältetelefon in Wien unter 01/480 45 53 noch erreichbar und mehrere Streetwork-Teams der Caritas sind weiterhin täglich unterwegs, um den Anrufen nachzugehen und obdachlose Menschen zu versorgen. „Die Arbeit unserer Streetwork-Teams rettet Leben. Ihr großartiger Einsatz wäre jedoch nicht möglich ohne die Hinweise der aufmerksamen Wiener*innen, die beim Kältetelefon anrufen“, so Schwertner.

17.500 BESUCHE IN WÄRMESTUBEN ++ 32.806 MAHLZEITEN IN DER GRUFT ++ 34.000 SUPPEN 

Auch in den 39 WÄRMESTUBEN der Caritas, die mit der Unterstützung unzähliger freiwilliger Helfer*innen von 38 Pfarren und einem Verein in Wien geöffnet wurden, war die Nachfrage so groß wie noch nie: An 355 Öffnungstagen wurden mehr als 17.500 BESUCHE gezählt – beinahe 7.000 mehr als im Vorjahr. Stark nachgefragt werden auch die vier erstmals angebotenen Frauenwärmestuben. Besucht werden die Wärmestuben von wohnungslosen Menschen genauso wie von Menschen, die zwar eine Wohnung, aber keine finanziellen Mittel mehr haben, diese ausreichend zu heizen. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Canisibus, dem Suppenbus der Caritas. Auch hier kommen immer mehr armutsbetroffene Menschen, die noch ein Dach über dem Kopf haben. RUND 34.400 MAHLZEITEN wurden in den vergangenen Monaten von freiwilligen Helfer*innen zubereitet und an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen ausgegeben.

Auch in der Obdachloseneinrichtung „Gruft“ wurden seit Anfang November 32.806 MAHLZEITEN ausgegeben, 5.702 MAL fanden obdachlose Menschen dort während der letzten Monate ein warmes Bett. Auch das medizinische Angebot des Louisebus wurde gut genutzt: 990 MENSCHEN konnten in den Wintermonaten von freiwillig tätigen Ärzt*innen MEDIZINISCH VERSORGT werden, insgesamt wurden 2.644 BEHANDLUNGEN durchgeführt. „Wie der Louisebus sind viele unserer Angebote nur aufgrund der beeindruckenden Unterstützung zahlreicher freiwilliger Helfer*innen möglich: Alleine beim Kältetelefon waren 85 Menschen im Einsatz, um die vielen Anrufe entgegenzunehmen. In den Wärmestuben haben sich mehr als 1.000 FREIWILLIGE MITARBEITER*INNEN der Pfarren engagiert. Ihnen allen möchte ich noch einmal meinen Dank aussprechen – denn sie beweisen mit ihrem Tun große Solidarität und zeigen, was gemeinsam geschafft werden kann,“ so Schwertner.

ZAHL DER DELOGIERUNGEN NIMMT ZU ++ CARITAS FORDERT LANGFRISTIGE REFORMEN 

Das Thema Wohnungslosigkeit ist in Zeiten steigender Miet- und Energiepreise leider von besonderer Aktualität. Für immer mehr Menschen sind die Kosten kaum noch zu bewältigen. Das P7 – die Erstanlaufstelle der Caritas Wien für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen, feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. In diesen 20 Jahren haben sich mehr als 63.700 MENSCHEN hilfesuchend an das P7 gewandt. „Gäbe es das P7 nicht, müsste man es hier und jetzt erfinden“, so Schwertner, denn: „Wir sehen es in unserer täglichen Arbeit: Immer mehr Menschen bangen darum, ihre Wohnkosten stemmen zu können. Und wir wissen, sichtbare Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit ist immer nur die Spitze des Eisbergs. Bereits im vergangenen Jahr sind die Delogierungen um 20 Prozent gestiegen. Um Menschen vor Obdachlosigkeit zu schützen braucht es dringend langfristige strukturelle Entlastungen wie eine grundlegende Reform der Sozialhilfe Neu oder eine langfristige Unterstützung im Bereich immer stärker steigender Mieten.“ 

Michaela Ritter
Presse – Caritas der Erzdiözese Wien
michaela.ritter@caritas-wien.at
0676 4634932

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender

Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.