WIENWOCHE 2024: The Non-Citizen Movement | Freitag, 13. – Sonntag, 22. September 2024

WIENWOCHE 2024 präsentiert künstlerische und aktivistische Strategien zur Solidarisierung von Menschen ohne Bürger*innenrechte.

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Von 13. BIS 22. SEPTEMBER 2024 findet die DREIZEHNTE AUFLAGE DES KUNST- UND KULTURFESTIVALS WIENWOCHE in Wien statt. Unter dem Titel „THE NON-CITIZEN MOVEMENT“ agiert WIENWOCHE 2024 als AGENTUR FÜR KUNST UND AKTIVISMUS. Handlungsmöglichkeiten für in Wien lebende Menschen ohne Bürger*innen- und Wahlrechte sowie solidarische Genoss*innenschaft stehen im Mittelpunkt des Festivals. Mitten im Nationalratswahlkampf lädt WIENWOCHE ein, am Aufbau einer Nicht-Bürger*innenbewe­gung mitzuwirken. Allen Beschränkungen der politischen oder künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, allen Einschränkungen der Reise- und Bewegungsfreiheit zum Trotz öffnet WIENWOCHE ein Feld der Experimentierfreude. In dessen Zentrum stehen Begriffe wie Vereinigung und Solidarität, Unterwanderung und Ungehorsam. Aber auch: Poetik und alternative Infrastrukturen.

„Viele Menschen in Österreich, vor allem Migrant*innen, arbeiten vergeblich auf ihre Anerkennung als politische Subjekte hin, während sie tagtäglich ihren Beitrag leisten, das bestehende System aufrecht zu erhalten. Besonders groß ist der Leidensdruck für jene, die ohne Dokumente hier leben und deren Bewegungsfreiheit durch das Schengen-Regime limitiert ist“, sagt JELENA MICIĆ, KÜNSTLERISCHE LEITUNG VON WIENWOCHE. „Die Politik ist sich auf bemerkenswerte Weise einig: Nationales Wohler­gehen steht über den Menschenrechten. Bedingte Teilhabe wird nur gegen Verzicht auf Differenz gestattet“, analysiert Micić. „Deshalb will WIENWOCHE 2024 Beispiele praktizierter Solidarität und Nonkonformität geben. Mit künstlerischen und aktivistischen Praktiken unterstützt das Festival Graswurzel-Bewegungen zur gewerkschaftlichen Vereinigung prekär arbeitender Menschen in Österreich und fördert deren internationalen Austausch, z. B. von Au-Pairs, Strafgefangenen, Plattformarbeiter*innen u. a.“, so Micić.

„Dieses Festival wird aus den Mitteln aller Mitglieder der Gesellschaft finanziert und gehört daher ihnen allen. Was uns zum Gehorsam zwingt, liefert auch Werkzeuge für dessen Abbau. Die Projekte im Rahmen von WIENWOCHE 2024 markieren Risse im System, um die sich KUNST UND AKTIVISMUS ALS POLITISCHE HANDLUNGSWEISEN gruppieren können. Die Festivalbeiträge feiern die Vereinigung der Unterrepräsentierten im Kampf um die Aneignung und Ausübung ihrer Rechte“, meint ARABA EVELYN JOHNSTON-ARTHUR, CO-KURATORIN UND PROJEKTDRAMATURGIN VON WIENWOCHE 2024.

CHRIS SMALLS IN WIEN: IKONE DER US-GEWERKSCHAFTSBEWEGUNG ERÖFFNET WIENWOCHE 

Ein Kulturfestival, das sich für Graswurzel- Solidarität und gewerkschaftliche Zusammenschlüsse entrechteter Menschen interessiert, kommt kaum am Beispiel der AMAZON LABOR UNION vorbei. Ihr Mitgründer und Präsident ist der Aktivist (The Congress of Essential Workers – TCOEW) und Rapper CHRIS SMALLS. Ihm und seinen Mitstreitern gelang 2022 erstmals die gewerkschaftliche Solidarisierung von Amazon-Mitarbeiter*innen in einem Großlager in Staten Island, New York, und die Durchsetzung eines Mindestlohns. CHRIS SMALLS IST STARGAST DES WIENWOCHE-STARTWOCHENENDES (in Kooperation mit Arbeiterkammer Wien). Am Freitag, 13. September rappt er auf der WIENWOCHE-Opening-Stage, tags darauf hält er die Key-Note der Diskussionsveranstaltung „Organize! Grassroot unionizing in Vienna”, (Samstag, 14. September, 17:00 Uhr, Kunsthalle Wien Karlsplatz).

DIE CROWD IST LAUT … DAS WIENWOCHE 2024 ERÖFFNUNGSFEST 

Den trotz Verkehrslärm unüberhörbaren Auftakt setzt WIENWOCHE 2024 beim U-Bahn-Bogen 28 an der U6 Josefstädter Straße. Unter dem Motto „_LOUD STAGES, CROWDED SPACES_“ hat DENISE PALMIERI einen diversen Mix aus Musik – neben Chris Smalls u. a. von AUTHENTICALLY PLASTIC, TRACE, LA MACHI B2B EL BAIRAK – sowie Statements und Interventionen kuratiert. Unter der Moderation von STEFFI STANKOVIC kommen Themen wie die Verteilung des Stadtraums, sozioökonomische Spaltungen und solidarische Zusammenschlüsse kleiner Gemeinschaften zur Sprache, ehe die After Hour im „Rhiz“ Tanz bis in die Morgenstunden verspricht.

SIEBEN PROJEKTE ALS BEISPIELE FÜR PRAKTIZIERTE SOLIDARITÄT UND NONKONFORMITÄT 

Zu aktiver Solidarität mit Fahrrad-Essenslieferant*innen – meist über freie Dienstverträge prekär beschäftigte Migrant*innen – ruft das Projekt _WE WISH YOU A SAFE RIDE_ von FABIO HOFER und ANA MIKADZE auf. Das WIENWOCHE-Publikum übernimmt die Arbeitsschichten der Fahrer*innen, diese nutzen die dienstfreie Zeit für rechtliche Weiterbildung und gewerkschaftliche Vernetzung mit Kolleg*innen. Die Workshops stehen auch dem Festivalpublikum offen, performative Onboarding-Sessions sowie ein abendliche Erholungs- und Entspannungsangebote runden das Programm ab.

_WIR SPRECHEN FÜR UNS SELBST_ fragt nach der Menschenwürde im Gefängnis. Das Wort ergreifen die Strafgefangenen selbst. Sie sprechen für sich selbst und teilen ihre Erfahrungen. Es geht um die Vertretung der eigenen Interessen, um Ausdrucksmöglichkeiten und Selbstreflexion durch Kunst, um Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Was soll sich ändern und wer kämpft dafür? Hauptakteurin des Projekts ist die UNION FÜR RECHTE VON GEFANGENEN, die erste selbstorganisierte Vertretung von Strafgefangenen in Österreich. Im Rahmen von WIENWOCHE 2024 präsentiert ihre Ausstellung in der Kunsthalle Wien Karlsplatz Berichte um Thema Menschenwürde im Gefängnis, Bilder und Texte aus den Strafanstalten, Interviews mit (ehemaligen) Gefangenen, Diskussionen und eine Cooking Performance.

Die _ANTI-EXTRACTION PEOPLE'S SCHOOL_ der GROUP ON GREEN EXTRACTIVISM IN THE BALKANS (GGEB) durchleuchtet Narrative des grünen und digitalen Wandels, mit denen Bergbau und Rohstoffproduktion grün gewaschen werden. Ausgehend von den Bergbaukämpfen am Balkan im Kontext des EU Critical Raw Materials Acts schafft sie als „Volkshochschule“ Raum für kollektive Analysen und Aktionen. Umweltaktivist*innenInnen und Kunstschaffende treffen hier auf besorgte und engagierte (Nicht-)Bürger*innen. Durch das kollektive Lernen entstehen neue und radikale Formen der Partizipation und der sozialen Reproduktion.

Im Mittelpunkt von _FIELDS OF RESISTANCE – ROMANO ARCHIVES OF TOMORROW'S REMEMBRANCE_, einem Installationsprojekt von KOLLEKTIV DEPART, steht die Praxis des aktiven Erinnerns. An Audiosäulen hören Beucher*innen persönlich adressierte Briefe an Rom*nja und Sinti*zze, die im Porajmos (Genozid an den Rom*nja und Sinti*zze durch die Nationalsozialist*innen) gewaltsam ums Leben kamen. Eine Walking Tour erkundet Orte, die mit den vergessenen NS-Lagerstrukturen Wiens verbunden sind, und konfrontiert sie mit den widerständigen Realitäten junger Rom*nja und Sinti*zze.

_GULLÜMINAJ – VIENNA’S  QUEER X GAZINO: A CELEBRATION OF RESILIENT DIVERSITY_ feiert die Vielfalt und Resilienz der Wiener migrantischen und LGBTQIA+-Communities. Mit einer freudigen Party, verwurzelt in der Tradition der Gazinos, der türkischen seated clubs. Sie kombiniert traditionelle Arabesken – türkische Folklore mit arabischen Einflüssen und westlichen Pop – mit zeitgenössischen Themen und schafft einen inklusiven Raum für Performances, Tanz und künstlerischen Ausdruck. „Gûllüm“ steht für Spaß, für ein Gespräch mit viel Lachen, ist aber auch eine Widerstandsform marginalisierter Communities. Die von SENEM KAHRAMAN kreierte Abschlussveranstaltung der WIENWOCHE 2024 erinnert zudem an Kultur und Vermächtnis der „Gastarbeiter*innen”, anlässlich 60 Jahre Anwerbeabkommen zwischen der Türkei und Österreich.

Die Performer*innen ANDREA VEZGA ACEVEDO, IRIS OMARI ANSONG, MIRABELLA PAIDAMWOYO* DZIRUNI und YOURS IZUNDU greifen mit _BUNX – DRIPPING IN JELLY OF THE BLACK ATLANTIC_ beispielhaft das diasporische Erbe des „Black Atlantic“ auf. Der Tanzstil des Twerk stellt für sie eine ästhetische, politische und erotische Provokation dar. BUNX ist eine Tanzperformance, die in ihrer Rohheit und Verletzlichkeit ein verkörpertes Manifest befreiter schwarzer und brauner FLINTA*-Körper symbolisiert. Neben Performances im öffentlichen Raum hostet das Kollektiv zwei Open Labs, um Teilnehmende auf ihrem Weg zu Embodied Activism durch Twerk zu begleiten.

Unter dem Motto „_DIE WELT BRAUCHT UNS!_“ feiert die Migrant*innen-Initiative MAIZ ihr 30-jähriges Bestehen, das eine willkürliche „Förder-Leitkultur“ per Entzug der Basisförderung beenden will. Im Volkskundemuseum Wien vermitteln eine Ausstellung, Performances, Diskussionen und Interventionen einen Einblick in die antirassistische und queer-feministische Arbeit des Vereins. Zum maiz-Geburtstag erscheint auch eine Sonderausgabe der Publikation „migrazine“.

KOOPERATIONEN 

Wie in den vergangenen Jahren kooperiert WIENWOCHE mit unterschiedlichen Institutionen, deren eigene Beiträge den Festivalschwerpunkt „The Non-Citizen Movement“ bereichern. So feiert UNDOK, die Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung für undokumentiert Arbeitender, ihr zehn­jähriges Bestehen mit einer AUSSTELLUNG im ÖGB-Zentrum in Leopoldstadt. Ihr Titel: „ARBEIT OHNE PAPIERE, ABER NICHT OHNE RECHTE!“ DEPOT – KUNST UND DIKUSSION ist erneut Ort der WIENWOCHE-PODIUMSDISKUSSIONEN. Deren Themenbogen spannt sich vom Erbe des feministischen Antikriegs-Aktivismus und der Performancekunst im ehemaligen Jugoslawien über das sich wandelnde Bild migrantischer Arbeitskräfte bis zu den Kämpfen der Nicht-Bürger*innen-Bewegungen in Österreich. RADIO ORANGE 94.0 wiederum begleitet WIENWOCHE 2024 mit eigenen Sendeformaten und thematischen Schwerpunkten sowie Radio-Streams der Diskussionsveranstaltungen. Weitere WIENWOCHE-Partner*innen: Volkskundemuseum Wien, Haus der Geschichte Österreich, Kunsthalle Wien Karlsplatz, rhiz.

GRÜNES UND ZUGÄNGLICHES FESTIVAL, STATT „FESTIVAL DER GRÜNEN“ 

Erneut präsentiert sich WIENWOCHE als ZERTIFIZIERTER GREEN EVENT (OeKOEvent+). Vom Druck sämtlicher Werbe- und Präsentationsmaterialien bis zur Organisation der einzelnen Veranstaltungen und zum Catering gelten hohe Nachhaltigkeitsstandards. Das Programm-Booklet (Design: Kora Reichardt) erscheint im August 2024 und trägt als klimaneutrales Druckprodukt das UMWELTZEICHEN. Das Papier stammt aus nachhaltig bewirt­schafteten Wäldern (PEFC-Zertifikat). Die Glaubwürdigkeit eines Non-Citizen-Movements bemisst sich auch in dessen Zugänglichkeit. „Die WIENWOCHE-Website erfüllt deshalb alle Kriterien eines INKLUSIVEN INTERNETAUFTRITTS, präsentiert sich in VIER SPRACHEN (Englisch, Deutsch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch und Türkisch) sowie als Archiv der Festivalgeschichte“, erläutert WIENWOCHE-Geschäftsführerin NATAŠA MACKULJAK.

WIENWOCHE 2024 BILDSUJET UND MERCH 

Das WIENWOCHE 2024 BILDSUJET stammt von den in Belgrad und Berlin lebenden Künstler*innen RENA RÄDLE & VLADAN JEREMIĆ. Es präsentiert einen visuellen Slogan, der das Potenzial der Macht von Nicht-Bürger*innen zum Ausdruck bringt. Die Bildsprache der Fahnen verbindet die Kämpfe von Migrant*innen auf der Balkanroute und prekären Arbeiter*innenInnen. Auch mit seinen MERCH-ARTIKELN setzt WIENWOCHE 2024 ein thematisches Statement. Die Umhängetasche „WHERE IS MY VISA?“ von VIVIAN CRESPO ZURITA verweist auf die durch rassistische Politik und Bürokratie behinderte Reise- und Bewegungsfreiheit. Die Wahlstifte verstehen sich als Geschenk von Nicht-Bürger*innen an jene Wahlberechtigten, die im Wahljahr 2024 für sie die Stimme erheben.
WIENWOCHE wird unterstützt von: Stadt Wien Kultur

WIENWOCHE
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