HTL- und Fachhochschul-Absolventen in der Wirtschaft am stärksten gefragt

Bildungsbedarfsanalyse zeigt weiterhin hohen Bedarf an Fachkräften. Vor allem der technische Bereich ist stark gefragt. Künstliche Intelligenz wird Ausbildungsthema

„Bildung und Ausbildung sind für die positive Entwicklung eines modernen Wirtschaftsstandorts wie Wien Schlüsselfaktoren. Denn im steigenden Wettbewerb der Standorte kann nur bestehen, wer bestens ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat. Deshalb ist es nicht nur notwendig, die Bildungsaktivitäten zu verstärken, sondern auch weiter zu modernisieren. Das zeigen die Ergebnisse der neuen Bildungsbedarfsanalyse sehr klar“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien.

Vizebürgermeister und Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr ergänzt: „Gute Bildung ist der Schlüssel für ein geglücktes, erfolgreiches Leben. Das gilt gleichsam für Arbeitende wie für Unternehmen. Die heurige Bildungsbedarfsanalyse zeigt eindeutig, dass nach wie vor eine hohe Nachfrage nach diversen Fachkräften in den Wiener Unternehmen vorherrscht. Je besser wir diese Fachkräfte ausbilden, desto größer ist der Mehrwert für alle Beteiligten. Daher setzen wir in Wien mit Projekten wie den Wiener Bildungschancen und dem Wiener Bildungsversprechen bewusste Schwerpunkte, um Bildung moderner und zielorientierter zu gestalten!“

Für die aktuelle Bildungsbedarfsanalyse – die Studie wird alle zwei Jahre durchgeführt – hat das Forschungsinstitut Makam Research 1000 Wiener Unternehmen befragt. Diese Unternehmen beschäftigen 15 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Wiens – rund 90.000 Personen. Die Studie wurde heute, Donnerstag, von WK Wien-Präsident Ruck und Vizebürgermeister Wiederkehr präsentiert.

ZENTRALE ERGEBNISSE

Die zentralen Ergebnisse: Am höchsten ist die Nachfrage der Wiener Unternehmen nach Absolventinnen und Absolventen von HTL und Fachhochschulen. 33 Prozent der Unternehmen wollen in den kommenden drei bis fünf Jahren mehr HTL-Absolvierende einstellen. Ebenso ortet ein Drittel der Betriebe einen Mangel an HTL-Absolvierenden. Besonders in den Bereichen Informatik, Elektrotechnik/Elektronik und Informationstechnologie suchen die Wiener Unternehmen Mitarbeitende.

Fast gleich hoch wie bei den HTL ist die Nachfrage im Fachhochschulbereich. Hier sind es 32 Prozent der Wiener Unternehmen, die mehr FH-Abgängerinnen und -Abgänger beschäftigen wollen. Für rund 30 Prozent der Unternehmen gibt es zu wenige FH-Absolvierenden. Gefragt ist vor allem der Bereich Ingenieurwissenschaften (Technik) und Informatik.

KI RELEVANT

Den hohen Bedarf an IT- und Technik-Fachkräften bestätigt ein weiterer Trend: Im Rahmen der aktuellen Bildungsbedarfsanalyse wurde erstmalig das Thema Künstliche Intelligenz abgefragt. Für 35 Prozent der Wiener Unternehmen sind KI-Anwendungen bereits relevant. 50 Prozent der Betriebe erwarten, dass KI in den kommenden drei bis fünf Jahren wichtig wird. Bereits jetzt achtet mehr als ein Viertel der Wiener Unternehmen im Recruiting neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf KI-Kompetenzen. Insbesondere rechtliche und regulatorische Aspekte von KI sowie die Qualitätsprüfung für KI-generierte Texte, Bilder, Audios, Videos und die organisatorische Implementierung von KI-Tools in Unternehmensprozesse werden zukünftig wichtig.

Der Bedarf an HAK-Absolvierenden wird bei 16 Prozent der Unternehmen steigen, bei der AHS sind es 14 Prozent. Im Bereich der berufsbildenden mittleren Schulen und Fachschulen steigt er um sechs Prozent bei den technischen und um 16 Prozent bei den kaufmännischen Schulen.

Auch bei den Universitätsabsolvierenden ist die Nachfrage hoch. Ein Viertel der Unternehmen will mehr von ihnen beschäftigen. Gefragt sind auch hier vor allem Absolvierende von Informatik und Ingenieurswissenschaften.

KNAPP 15.000 LEHRLINGE

Obwohl sich der Wirtschaftsstandort Wien konjunkturell besser entwickelt als Gesamtösterreich, ist auch hier eine Eintrübung der Stimmung bei den Unternehmen bemerkbar. Der Bedarf an Fachkräften ist mit 33.000 Personen in den kommenden drei bis fünf Jahren nach wie vor hoch, schwächt sich aber ab. Dennoch wollen 20 Prozent der Wiener Unternehmen mehr Lehrlinge ausbilden. Mehr als die Hälfte der Betriebe ortet ein Unterangebot an passenden Bewerberinnen und Bewerbern. Drei Viertel sagen, dass deren Bildungsniveau schlecht sei. 21 Prozent der Ausbildungsbetriebe konnten offene Lehrstellen nicht besetzen. Gefragt sind Lehrlinge vor allem im Bereich Tourismus, Handel und Bau. Aktuell sind nach einer Boomphase im Jahr 2023 die Lehrlingszahlen in Wien anhaltend hoch. Derzeit werden in den Wiener Betrieben 14.900 Lehrlinge ausgebildet, was eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

HANDLUNGSBEDARF IM BILDUNGSSYSTEM

Aus Sicht der WK Wien zeigen die Ergebnisse der Bildungsbedarfsanalyse deutlich, wo Handlungsbedarf besteht, um das Bildungssystem besser an den Bedarf der Wirtschaft nach Fachkräften anzupassen.

* BILDUNGSPFLICHT EINFÜHREN: Insbesondere bei Pflichtschulabgängern nach der 9. Schulstufe zeigt sich, dass deren Bildungsniveau oft nicht für die Anforderungen der Wirtschaft ausreicht. Daher braucht es für jeden Schultyp und jede Schulstufe Mindest-Bildungsstandards, die die Schüler nachweislich erreichen müssen, um einen positiven Abschluss zu erhalten und in die nächste Schulstufe aufsteigen zu können. So wird sichergestellt, dass die Jugendlichen genug Wissen erwerben, um gut vorbereitet ins Arbeitsleben einsteigen zu können.
* MEHR WIRTSCHAFT IN DIE SCHULE: Derzeit ist die Vermittlung von Wirtschaftskompetenz in den Lehrplänen viel zu wenig verankert. Vielen Jugendlichen fehlt es daher an Wirtschaftskompetenz, an Verständnis für grundlegende wirtschaftliche Vorgänge und Zusammenhänge. Daher braucht es ein Pflichtfach „Wirtschaft“ ab der 5. Schulstufe, das grundlegendes Wirtschafts- und Finanzwissen beinhaltet. Zudem sollten in der 7. bis 9. Schulstufe in allen Schultypen eine umfassende Berufsinformation und Bildungsberatung sowie Talentechecks und Beratungsgespräche mit den Eltern Teil des Lehrplans sein. Dabei müssen den Schülerinnen und Schülern alle Ausbildungswege und beruflichen Möglichkeiten aufgezeigt werden – also z.B. auch Lehre und Matura oder Lehre nach Matura.
* MEHR BERUFSBEGLEITENDE STUDIEN: Bei vielen Studienrichtungen an FH und Universität fehlt es an einem Angebot an berufsbegleitenden Möglichkeiten. Das wird aber von der Wirtschaft gefordert, weil die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich so neben den theoretischen Grundlagen an den Hochschulen gleichzeitig auch die praktischen Skills direkt im Unternehmen aneignen können. Diese Schiene ist daher auszubauen.

Die Bildungsbedarfsanalyse ist auf der Webseite der Wirtschaftskammer Wien abrufbar:

https://wko.at/wien/bildungsbedarf

Wirtschaftskammer Wien
Michael Vorauer – Presse und Newsroom
Telefon: 01 51450 1476
E-Mail: michael.vorauer@wkw.at

Stadt Wien
Manfred Kling
Mediensprecher Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr
Telefon: 01 4000 83203
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