Steuerquote in Coronazeiten – Ab Montag wird nicht für die Staatskasse sondern in die eigene Tasche gearbeitet

„Tax Freedom Day“ 2020 ist am 15. August: Nach den vorläufigen Berechnungen des Austrian Economics Center können Österreichs Steuerzahler ab diesem Tag über ihr Einkommen frei verfügen.

Wien (OTS) – Auch wenn die zur Verfügung stehenden Daten aufgrund der radikalen Veränderungen großteils nur aus Hochrechnungen und Prognosen bestehen, kann ein vorläufiges Ergebnis für die Steuerzahler Österreichs verkündet werden: Diesen Samstag – also 10 Tage später als 2019 – ist es soweit: Von diesem Tag an müssen alle heimischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nichts mehr an die Österreichische Staatskasse zahlen. Theoretisch haben also Herr und Frau Österreicher von 1. Jänner bis 15. August alle Einkünfte abgeliefert und dürfen ab diesem Zeitpunkt erst über ihr jeweiliges Einkommen frei verfügen – bis zum nächsten 1. Jänner.

„Das ist natürlich eine statistische Annahme, der Tax Freedom Day ist ein symbolischer Tag, der den Bürgern für alle Diskussionen rund um Steuern und Gerechtigkeit eine anschauliche Grundlage bieten soll“, sagt Barbara Kolm, Direktorin des Austrian Economics Center (AEC), das bereits seit 2010 jährlich die Berechnung des „Tax Freedom Day“ (TFD) für Österreich durchführt. Der „Steuerzahlertag“ oder „Steuerzahlergedenktag“ ist der erste Tag im Jahr, von dem an das erwirtschaftete Einkommen einer Volkswirtschaft nicht mehr zur Bezahlung von Steuern und Abgaben an den Staat abgeführt werden muss.

Rechenmethode

„Wir ziehen dafür alle derzeit vorhandenen Prognosedaten für das laufende Jahr heran“, erklärt AEC-Mitarbeiter Martin Gundinger, der die Berechnungen durchgeführt hat. Das bedingt, dass es später, nach Vorliegen der endgültigen Zahlen, noch zu einer Verschiebung kommen kann. „Das gilt aufgrund der sehr unsicheren Situation dieses Jahr umso mehr, denn je nachdem, wie sich die Pandemie und mit ihr die wirtschaftlichen Einschränkungen entwickeln und wie politisch auf diese Krise reagiert wird, kann das drastische Auswirkungen auf die Steuerbelastung und damit auf den Tax Freedom Day haben“, erklärt Gundinger.

Zur Bestimmung des TFD werden Steuern und Abgaben (direkte Steuern wie die Lohnsteuer, indirekte wie Mehrwert-, Mineralölsteuer) ins Verhältnis zum Einkommen der Haushalte und Unternehmen gesetzt. Der sich daraus ergebende Prozentsatz wird auf das Jahr mit 365 Tagen umgelegt – das bestimmt den TFD. Die gesamte Steuer- und Abgabenbelastung, die von durchschnittlichen Steuerzahlern getragen wird (volkswirtschaftliche Einkommensbelastungsquote) berechnet sich als Quotient aus Steuern und Abgaben und dem Volkseinkommen. Gundinger erklärt: „Wir ziehen als Grundlage der Berechnung das Volkseinkommen heran, das das gesamte in einer Volkswirtschaft von privaten Haushalten sowie Unternehmen erzielte Einkommen beinhaltet.“ Würde als Basis etwa das Bruttoinlandsprodukt herangezogen, dann „kommt es zu Verzerrungen. Das Bruttoinlandsprodukt ist zudem höher als das tatsächliche Volkseinkommen, woraus auf einen früheren „Tax Freedom Day“ zu schließen wäre.

Ausblick

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der TFD in Österreich kontinuierlich nach hinten verschoben. „In den letzten vier Jahren ging es wieder etwas nach vorne, die Belastungsquoten sanken aufgrund erster Reformschritte und der guten Konjunkturlage“, sagt Barbara Kolm. Dieser Trend hat sich nun durch die Krise umgekehrt. Auch die Budgetkonsolidierung wurde gebremst – man wird vorübergehend größere Defizite nicht vermeiden können. Entscheidend ist jedoch, ob diese Defizite aus einer Erhöhung der Staatsausgaben oder einem Sinken der Steuereinnahmen herrühren, wie Gundinger bereits im Rahmen des diesjährigen Budgethearings betonte: „Wichtig wäre in der derzeitigen Krisensituation eine deutliche Senkung der Abgaben, um den Bürgern die Mittel zu lassen, die zu einer Erholung der Wirtschaft notwendig sind. Eine Erhöhung der Ausgaben hingegen ist zwar verlockend, weil sie kurzfristig Hilfe verspricht – das rächt sich jedoch mittelfristig.“ Es sei deshalb zur wirksamen Bekämpfung der Krise ein Kurswechsel nötig – weg von einer Erhöhung der staatlichen Ausgaben und hin zu einer Senkung der Abgaben. Und Kolm ergänzt, dass „insbesondere in Krisenzeiten die Belastung von privatem Vermögen kontraproduktiv wäre. Die Förderung von Eigentum füllt zwar nicht automatisch die Kassen des Staats zwar, macht aber seine Bürger unabhängiger.“

Das Austrian Economics Center berechnet den (theoretischen) „Tax Freedom Day“, um die Höhe der Abgaben- und Steuerbelastung in unserem Staat auf verständliche Weise darzustellen und so eine Basis für eine gute Diskussion darüber, welche (positiven) Leistungen der Staat mit dem Geld seiner Bürger einerseits erbringt und andererseits wie effizient er mit dem Geld umgeht, zu bieten.

Hinweis:

Es soll an dieser Stelle nochmal darauf hingewiesen werden, dass die aktuelle 2020 Tax Freedom Day – Berechnung auf sehr unsicheren Prognosedaten beruht und das Ergebnis deshalb entsprechend vorsichtig interpretiert werden muss.

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