Alle Nominierungen und Preisträger der „Senioren-Rose“ und „Senioren-Nessel“ 2019

Seniorenrat und Journalisten Club überreichen sieben Medienpreise im Großen Redoutensaal

Wien (OTS) – Am 19. Oktober 2020 fand auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, des Österreichischen Seniorenrates und des Österreichischen Journalisten Clubs die Preisvergabe der Medienpreise „Senioren-Rose“ und „Senioren-Nessel“ für das Jahr 2019 statt.

In Vertretung des Nationalratspräsidenten begrüßte die Präsidentin des Bundesrates Dr. Andrea Eder-Gitschthaler, die Gäste im Großen Redoutensaal, dem derzeitigen Sitzungssaal des Parlaments, zur Verleihung dieser Medienpreise, die heuer bereits das elfte Mal vergeben wurden.

Die Präsidentin des Österreichischen Seniorenrates LAbg. Ingrid Korosec stellte im Rahmen der Eröffnung zur Verleihung fest: „Wir kämpfen seit Jahren für ein neues Bild der Seniorinnen und Senioren -weg von „alt, klapprig, krank“, hin zu „aktiv, erfahren, engagiert“. Das ist wichtiger denn je – gerade die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie schnell alte Stereotype wieder aufflammen können und aus einer lebenslustigen Generation eine ausgegrenzte „Risikogruppe“ wird. Dabei sind wir wichtiger Wirtschaftsfaktor und leisten jährlich ehrenamtliche Arbeit im Gegenwert von 8 Milliarden Euro. Die Politik geht bereits differenzierter mit diesem Thema um: Bundeskanzler Sebastian Kurz hat versichert, trotz schärferer Maßnahmen weiter Besuchsmöglichkeiten, beispielsweise in Pflegeheimen, mit den nötigen Vorsichtsmaßnahmen zu ermöglichen. Jetzt müssen auch die Medien überholte Klischees und Stereotype aus ihren Redaktionen verbannen, damit diese auch aus den Köpfen der Menschen verschwinden. Auch wenn wir heuer wieder Nesseln vergeben müssen, sind die Rosen umso positiver. Das zeigt: Die Berichterstattung über die ältere Generation wird wirklichkeitsnaher und faktenbasierter. Wir werden weiterhin dafür kämpfen, dass die Seniorinnen und Senioren in den Medien als so aktiv und lebensfroh wahrgenommen werden, wie sie sind.“

Der Präsident des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC), Fred Turnheim, ging in seinem Eröffnungsstatement auf die Wichtigkeit der Solidarität zwischen den Generationen ein und hielt fest: „Dass das vergangene Jahr große Anforderungen an eine demokratische Gesellschaft gestellt hat, wurde schon oft erwähnt. Ich möchte mich daher mit anderen Phänomen in der heutigen Gesellschaft beschäftigen. Zum Beispiel mit dem ICH und dem WIR. Unser Zusammenleben wird immer öfter von einem egoistischen ICH bestimmt. Zum Beispiel: ICH lebe nur einmal, ICH habe das und jenes Interesse. Dabei ist dem ICH völlig egal, welche Auswirkungen der Egoismus auf das Gemeinwesen, auf das WIR hat. Unsere Gesellschaft ist weit weg, vom WIR. Obwohl Corona eine Chance dafür gewesen wäre. Wir leben und fördern das ICH. Auch das Zusammenleben zwischen den Generationen wird schwieriger. Nicht selten habe ich in den vergangenen Monaten gehört, warum man sich so viel um die Alten kümmert. Ein WIR-Gefühl sieht anders aus. All das zeigt deutlich, wie wichtig dieser Preis für ein solidarisches Zusammenleben in unserer Gesellschaft ist und in Zukunft immer mehr sein wird.“

Moderatorin Heilwig Pfanzelter führte durch den Abend. Die heurigen Laudationes wurden von den Chefredakteuren Dr. Maria Neisser und Prof. Oswald Klotz gehalten. Als weitere Mitglieder gehörten der Jury unter dem Vorsitz von Präsident Prof. Fred Turnheim an: der Konsumentenschutz-Sprecher des Pensionistenverband Österreichs Dr. Harald Glatz, Alexander Maurer, zuständig für Presse und Digitale Kommunikation im Österreichischen Seniorenbund, Florian Müller vom Österreichischen Journalisten Club, die Gesundheitssprecherin des Pensionistenverbandes Dr. Elisabeth Pittermann, Generalsekretär Stellvertreter des Seniorenbundes. Mag. Michael Schleifer (ÖSB) Harald Vaca vom ÖJC und Pensionistenverbands-Generalsekretär Andreas Wohlmuth. Den musikalischen Rahmen bildete die „Little Big Family“ unter der Leitung von Christof Moser.

Zu den Preisen:

Senioren-Rose in der Kategorie Journalismus

Die drei Nominierungen:

1.) Senioren und neue Technik unter dem Aspekt der Altersdiskriminierung. Valerie Krb „zeichnete“ am 23. Dezember 2019 im Kurier ein Porträt über einen 100-jährigen Mann, der sich selbst zum Geburtstag ein E-Auto schenkte. Sie veranschaulicht dabei, wie offen auch ältere Generationen für moderne Technik und für die Themen junger Menschen sind. Und wie schwierig es Teile jüngerer Generationen offenbar fällt, das zu akzeptieren. Ein sehr beeindruckter journalistischer Beitrag, empfand auch die Jury.

2.) Gute Nachrichten für alle älteren Semester, die gerne Sport betreiben: man kann auch noch mit 80 springen, laufen, stoppen – wie ein junger Wilder oder ein wilder Junger. Dass das auch noch Spaß macht, das beweist eine Basketballmannschaft in der Liga 60+, deren Altersdurchschnitt aber bei 70+ liegt. Sehen wir uns einen Zusammenschnitt des Beitrages „Basketball für über 60-jährige“ aus der ORF Sendung Studio 2 vom 8. Jänner 2019 an, der von Stefanie Zupan gestaltet wurde.

3.) Der Artikel „Gebrechlichkeit: Die verdrängte Volkskrankheit“ ist am 20. Oktober 2019 in der „Presse am Sonntag“ erschienen und behandelt das Thema Fragilität im Alter. Köksal Baltaci beschreibt darin den Alltag von Betroffenen, die Ursachen für dieses Phänomen und macht auch eine Reihe von Vorschlägen, wie man die Situation verbessern könnte. Gefordert sind alle – von der Forschung über die Angehörigen und Medien bis hin zur Politik und den Betroffenen selbst.

Der Medienpreis ging an den ORF und wurde vom Sendungsverantwortlichen Christian Hillinger mit großer Freude entgegengenommen. In seinen Dankesworten ging dieser kurz auf die Grundidee der ORF-Nachmittagssendungen ein und dankte insbesondere Stefanie Zupan und der Redaktion für diesen Beitrag.

Senioren-Nessel in der Kategorie Journalismus

Heuer empfand die Jury – wegen Punktegleichstand – sogar vier journalistische Fehlleistungen als so massiv, dass es ausnahmsweise zu vier anstatt zu drei Nominierungen kam, von denen letztlich eine die Nessel erhielt.

1.) In einem Kommentar auf oe24.at befasst sich Wolfgang Fellner am 22. Juni 2019 mit der Übergangsregierung. Die damalige Bundeskanzlerin Bierlein bezeichnete Fellner darin als „eine chice High-Class-Oma“, ganz nach dem Motto „70 ist das neue 50“. Der Senat 3 des Presserats beschäftigte sich bereits mit diesem Kommentar und entschied, dass die Bezeichnung der Bundeskanzlerin als „High-Class-Oma“ keinen Ethikverstoß darstellt. Es wurde aus der Entscheidung des Presserates zitiert, dass die Aussagen von Fellner unter die Pressefreiheit fallen, was letztlich anzuerkennen war.

2.) Iris Burtscher führte in den Salzburger Nachrichten vom 21. November 2019 ein Interview mit Samuel Koch, einem 25-jährigen Jungunternehmer und Autor, der der Elterngeneration digitales Versagen vorwirft. Kritisiert wurde seitens der Jury nicht die Meinung des Jungunternehmers, sondern vielmehr die völlig unkritische und unkommentierte Übernahme und Darstellung dieser Aussagen seitens der Journalistin.

3.) Ein redaktioneller Beitrag des Standard vom 13. November 2019 titelte wie folgt: „Überalterung senkt Österreichs Wirtschaftsleistung bis 2040 um 4.200 Euro pro Kopf“. Inhaltlich beschäftigte sich der Artikel mit einer Studie über die Effekte des demografischen Wandels auf das BIP. Die Verwendung des Wortes – oder besser – Unwortes „Überalterung“ sowohl im Titel als auch im nachfolgenden Text war ein ausreichender Grund für die dritte Nominierung einer Senioren-Nessel im Bereich des Journalismus.

4.) In einem Artikel im Feuilleton der Sonntagspresse von 28. Dezember 2019 mit dem Titel „Die Jugend verliert die Geduld“ versucht Bettina Steiner einen Generationenkonflikt zu konstruieren, den es in dieser Art nicht gibt. Schon die Überschrift versucht in dieser Hinsicht zu punkten. Es wird anhand von statistischen Zahlen versucht darzustellen, dass die Jugend von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen ist und alles gipfelt im Untertitel: Es gibt einfach zu viele wahlberechtigte Alte. Dieser Versuch, die Generationen gegeneinander aufzubringen, wurde mit der vierten Nominierung für eine Nessel honoriert.

Die Nessel ging an Wolfgang Fellner für seinen Kommentar. Da dieser und kein Vertreter von OE24 der Einladung folgten, wird der Preis nachgereicht.

Senioren-Rose in der Kategorie Werbung

Die Nominierungen:

1. In einer Printwerbung von westbahn.at wurde im Herbst 2019 deren WESTaktiv TagesHit-Ticket beworben, mit dem Personen über 60 Jahren einen Tag lang günstig mit den Zügen der Westbahn reisen konnten. Die sehr gute Bildauswahl und Aufbereitung der Information führten zur ersten Nominierung seitens der Jury.

2. In der Werbung vom August 2019 der Stadt Wien gemeinsam mit Senior in Wien wird für den Oktober als Monat der Senioren geworben. Dargestellt wird dabei ein älteres Paar, das voller Lebensfreude auf einem roten Motorroller sitzt. Das Bild trägt den Untertitel „Wiener Rollator“. Gemäß dem Motto „Wien bietet alles, um aktiv zu bleiben“ bot diese Werbung alles, um für eine Rose nominiert zu werden.

3. Mit zwei Schaltungen machten die HDI Lebensversicherung AG in der zweiten Jahreshälfte 2019 auf sich aufmerksam. Die Botschaft „Versichern Sie, was sich im Leben lohnt“ wird mit den Sujets zu „16 Megapixel Lebenswert“ und „399 Jahre Lebenswert“ hervorragend transportiert. Sowohl das Generationen-Selfie als auch die Seniorinnen-Musikband zeigen, was das Leben so lebenswert macht.

Die Senioren-Rose der Kategorie Werbung wurde von der Jury an die Stadt Wien für den „Wiener Rollator“ vergeben. Der Preis wurde von der Senior*innenbeauftragten der Stadt Wien Dr. Susanne Herbek entgegen genommen. Sie dankte dem Presse- und Informationsdienst, der Stadtkommunikation, der Werbeagentur Lumsden & Friends sowie ihrem Büro, die gemeinsam diese Werbung umsetzten.

Senioren-Nessel in der Kategorie Werbung

Allein nominiert und damit Preisträger wurde die Bäckerei Groissböck für Ihr Wandbild, dass in Form einer Karikatur ein älteres Paar darstellt, wobei beim Herrn das Gebiss herausgefallen ist und dieses in einem Krapfen steckt.

Seitens der Jury wurde der Preis mit einem Augenzwinkern verliehen aber gleichzeitig auch um mehr Vorsicht bei der Verwendung von Klischees in der Werbung gebeten.

Die wenig begehrte Senioren-Nessel wurde von Oliver Groissböck persönlich entgegen genommen. Dieser erläuterte die Entstehungsgeschichte der Karikatur und dass die Idee dazu von seinen älteren Gästen kam. Oliver Groissböck sagte zu, sich für die Zukunft um eine Rose zu bemühen.

Senioren-Rose in der Kategorie Bild

Es gab auch hier zahlreiche Einreichungen, aber eine stach derart hervor, dass nur sie es geschafft hat, zu einer Nominierung und so zum Gewinner der Senioren-Rose zu werden.

Die Senioren-Rose ging an die Wiener Städtische Versicherung für die Verwendung des Bildes mit einem älteren Paar, das sich unter Wasser küsst im Rahmen der Werbung „Lebe das Leben“.

Der Preis wurde von Vorstandsdirektorin Mag. Sonja Steßl mit großer Freude stellvertretend für ihre Abteilung und die Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann entgegen genommen.

Senioren-Nessel in der Kategorie Bild

Zwei Beispiele, wie man es nicht machen sollte:

1. Die knorrigen Hände am Stock abgestützt. Man kennt diese Bild und es wird immer wieder verwendet. Es stammt aus dem Bildarchiv der APA und ist dort einfach nicht rauszubekommen. Dieses Mal wurde es mit „Wen die Klimakrise am härtesten trifft“ in der Presse vom 20. Juli 2019 im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Erderwärmung auf ältere Menschen verwendet.

2. Nominiert wurde das Bild „Altenheim“, das aus der Nominierung des Standard zur Nessel im Bereich Journalismus stammt. Die Wortkombination von Überalterung und Altenheim war eine starke Leistung – im negativen Sinn.

Die Nessel ging letztlich aber doch an die Presse. Der massive Fehlgriff ins Klischee-Kisterl bei der Bildauswahl zu dem sehr guten Artikel über die Auswirkungen der Klimaveränderungen gab den Ausschlag. Der Preis wird nachgereicht.

Sonderpreis

Die Vergaberichtlinien der Senioren-Rose und Nessel sehen vor, dass die Jury eine „Besondere Anerkennung“ aussprechen kann.

Diese ging an die ZDF-Produktion „Mit 80 Jahren um die Welt“. Fred Turnheim lobte die einfühlsame Redaktion, die sensible Kameraführung und den Umgang mit dem Alter und alten Menschen und bezeichnete die TV-Reihe als das Beste, das es derzeit im deutschsprachigen Fernsehen gibt.

Der Moderator Steven Gätjen übermittelte ein Dankesvideo und Mag. Ariane Dörendahl vom Wiener ZDF-Studio übernahm freudestrahlend den Preis.

Hinweis:

Fotos der Veranstaltung stehen auf der Homepage des Parlaments zur Verfügung unter:

[https://www.parlament.gv.at/SERV/FOTO/VER/910096/index.shtml]
(https://www.parlament.gv.at/SERV/FOTO/VER/910096/index.shtml)

Die Aufzeichnung des Livestream der Veranstaltung kann auf Youtube nachgesehen werden unter:

[https://youtu.be/4vziBUp1De4] (https://youtu.be/4vziBUp1De4/)

Im ANHANG finden Sie die Präsentation der einzelnen Sujets.

Österreichischer Seniorenrat
Mag. Wolfgang Braumandl
01/8923465
kontakt@seniorenrat.at
http://www.seniorenrat.at

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