Offener Brief: Wo bleibt eine Strategie gegen die Explosion von Tierseuchen?

Madeleine Petrovic, Vereinspräsidentin von Tierschutz Austria: Wo bleibt eine europäische/österreichische Strategie gegen die Explosion alter und neuer Tierseuchen?

Vösendorf (OTS) – Tierkrankheiten – auch solche, die Menschen gefährden – hat es schon früher gegeben. Aber die Häufung von schweren Zoonosen und ihre weltweite Ausbreitung (Pandemien) werden durch Menschen, durch die immer noch unfassbare Ignoranz gegenüber dem Leid von Tieren und der Vernichtung von Lebensräumen, verursacht. Laut einem Uno-Bericht muss sich die Menschheit jetzt von ihrem immensen Fleischverzehr verabschieden, um den weltweiten Verlust an Tierarten und Ökosystemen zu stoppen. Demnach bleibt nur eine Alternative: Das Risiko von Pandemien wird nur mit der Veränderung der Essgewohnheiten sinken.

Noch nie war es offensichtlicher als jetzt, dass das Schicksal und Wohlbefinden von Menschen und Tieren, von Wildtieren und Nutztieren Hand in Hand geht, untrennbar miteinander verbunden ist. Zoonose-Erreger können zudem über Milch, Eier, Fleisch oder andere Lebensmittel weitergegeben werden.

Aktuell sind weltweit mehr als 200 Zoonosen bekannt. Sie entstehen meist im Zusammenhang mit dem Verzehr von Wildtierfleisch (d.h. Wildtierhandel), Massentierhaltung oder Umweltzerstörung und Veränderungen der Landnutzung. Ein Sachverständiger des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) betonte, dass für die Entstehung neuer Zoonosen drei Aspekte von besonderer Bedeutung seien: die Wechselwirkung von Wildtieren, Nutztieren und Mensch. Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen in Deutschland weist zudem darauf hin, dass durch Faktoren wie intensive Tierzucht und -haltung sowie Klimaveränderungen Zoonosen immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Corona-Erreger werden mit Sicherheit weiter mutieren. Was kommt nach der britischen, der süd-afrikanischen und der brasilianischen Mutation? Die verschiedenen Varianten der Vogelgrippe haben die Artenschranke zum Menschen durchbrochen, die Schweinepest hat die deutschen Fleischexporte aus wichtigen Märkten zusammenbrechen lassen. Die Dumping-Angebote für Fleischprodukte führen zu einem Preisverfall in Europa und zu noch mehr Billig-Fleisch. Die dringend notwendige Verbesserung der Haltungsbedingungen (etwa das Verbot von Vollspaltenböden) wird noch schwieriger. Die Zucht von Horror-Kreaturen, Turbo-Tieren, die nur „Leistung“ bringen müssen, aber eigentlich krank und gestresst sind, darf nicht weitergehen. Eine Rückentwicklung muss politisch angestrebt werden.

Kranke Rinder (Blauzungenkrankheit) verenden auf Schiffen, werden seit Dezember nicht ausgeladen und die Vernichtung von Lebensräumen (Urwälder) und Meeren schreitet voran. Selbst bei uns ist das Wissen über Wildtiere und deren Lebensräume vielfach erbärmlich. Immer noch werden Wildtier-Populationen aus blankem Unwissen vertrieben und dezimiert.

Für die Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 werden Billionen ausgegeben. Die Milliarden-Schulden, die auch in Österreich dafür in Kauf genommen werden, müssen in Zukunft bezahlt werden. Diese Hypothek auf unser aller Zukunft darf nicht durch immer neue Seuchen ins Unermessliche gesteigert werden.

Jetzt muss endlich gehandelt werden. Noch ist keine einzige wirkliche Maßnahme gegen diese und andere Zoonosen und Pandemien eingeleitet worden. Es braucht einen interdisziplinären Ansatz, einen Stufenplan zur Verringerung der „tierischen Risiken“. Es ist geradezu gespenstisch, wie wenig geschieht, um die nächste und übernächste Pandemie tunlichst abzuwenden.

Madeleine Petrovic, Vereinspräsidentin Tierschutz Austria

Mag. (FH) Oliver Bayer
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Pressesprecher

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