Mückstein zur Armutsbekämpfung: „Regierungsziel, Armut zu halbieren, kann nur mit umfassenden Maßnahmen in allen Ressorts gelingen!“
EU-SILC 2020: 1.529.000 Menschen in Österreich sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, jede/r vierte davon ist ein Kind. Auswirkungen der Pandemie sind darin noch nicht abgebildet.
Wien (OTS) – Die heute von der Statistik Austria veröffentlichten Zahlen aus der EU-SILC-Erhebung 2020 wurden mit Einkommen von 2019 berechnet und zeigen daher noch nicht die Auswirkungen der Pandemie auf die Armut. Die Zahlen sind dennoch besorgniserregend: 2020 waren insgesamt 13,9 Prozent der Bevölkerung (1.222.000 Menschen) armutsgefährdet (2019: 13,3 %) – das heißt, dass ihr Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. Österreich liegt damit im internationalen Vergleich deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 16,5 Prozent (Wert 2019).
In besonderem Ausmaß sind Alleinerziehende (31%), Familien mit drei oder mehr Kindern (30%), Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft (35%) und Personen in Haushalten mit keiner oder sehr niedriger Erwerbsintensität (56%) von Armutsgefährdung betroffen. Rund 14 Prozent der ab 65-Jährigen sind mit Altersarmut konfrontiert, davon sind 67 Prozent Frauen.
554.000 Personen bzw. sechs Prozent können sich Güter und Bedürfnisse des alltäglichen Lebens nicht leisten, d.h. sie leiden an einem Mangel an Notwendigem (materielle Deprivation).
„Die Bekämpfung von Armut ist mir ein großes Anliegen. Nach dem Medizinstudium war ich beim ‚Ganslwirt‘, heute Sozialmedizinisches Zentrum Jedmayer, und beim Neunerhaus tätig. Dort – und auch in meiner Praxis – habe ich gesehen, wie verheerend sich Armut auf Körper und Seele auswirken kann. Ich kenne die Anliegen und Bedürfnisse von armutsgefährdeten und obdachlosen Menschen sowie von Menschen, die Suchthilfe brauchen, und darum weiß ich, dass es Hilfe gerade jetzt braucht“, berichtet Sozialminister Dr. Wolfgang Mückstein. „Das ambitionierte Vorhaben der Bundesregierung ist es, die Zahl der armutsgefährdeten Menschen in Österreich zu halbieren. Dieses Ziel werden wir durch die COVID-19-Pandemie weder revidieren noch relativieren. Im Gegenteil: Wir müssen die Anstrengungen zur Armutsvermeidung gerade aufgrund der sozialen Auswirkungen der Pandemie noch verstärken. Unser Ziel, die Armut in Österreich noch in dieser Legislaturperiode zu halbieren, ist nur mit umfassenden Maßnahmen in allen Ressorts erreichbar. Ich appelliere daher an alle Ministerinnen und Minister, entsprechend ihrer Zuständigkeit an der Erreichung dieses Ziels mitzuwirken.“
Kinderarmut: 385.000 Kinder bis zu einem Alter von 19 Jahren
sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet
Ein Viertel der armuts- oder ausgrenzungsbetroffenen Menschen sind Kinder (25%), wobei 77.000 Kinder unter großem Mangel an Notwendigem leiden. „Ganz besonders wichtig ist die Bekämpfung von Kinderarmut. Hier geht es um Kinderrechte und Fairness. Dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen nicht dieselben Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer Talente erhalten wie andere Kinder, ist aber nicht nur ungerecht, sondern schadet der gesamten Gesellschaft“, weist Sozialminister Dr. Wolfgang Mückstein auf die hohe Notwendigkeit nachhaltiger Maßnahmen zur Armutsbekämpfung insbesondere für Kinder hin. „Denn keine anderen politischen Maßnahmen weisen so hohe wirtschaftliche Rentabilität auf wie Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit und Bildung armer Kinder!“
In Österreich gibt es laut einer aktuellen OECD-Studie jedoch geringe soziale Mobilität. Dies bedeutet, dass Einkommen, Bildung und sozioökonomischer Status sehr stark von jenem der Eltern abhängen – sie werden von einer zur nächsten Generation weitervererbt. Arme Kinder haben daher im wohlhabenden Österreich deutlich weniger Chancen.
Stark von Armut betroffen sind auch Allerziehende. Fast die Hälfte (45%) von ihnen sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. „Die Pandemie hat viele Menschen an und über ihre Grenzen gebracht – etwa durch Homeschooling und Homeoffice in beengten Wohnverhältnissen. Besonders belastet sind Alleinerzieherinnen“, so Mückstein.
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist wirksamstes Mittel gegen
Armut
Mit Ende März 2021 waren rund 457.800 Menschen arbeitslos bzw. in Schulungen des AMS. Rund 146.800 Menschen waren langzeitbeschäftigungslos; das heißt, die Betroffenen haben seit mehr als einem Jahr keine Arbeit (Quelle: AMS).
Von den Langzeitarbeitslosen sind gemäß EU SILC 2020 72 Prozent von Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung betroffen, das sind 55 Prozentpunkte mehr als in der Gesamtbevölkerung bzw. 59 Prozentpunkte mehr als bei den Erwerbstätigen. Armut nachhaltig zu reduzieren geht immer mit Erwerbsbeteiligung bzw. einem Einkommen, von dem man gut leben kann, einher.
Sozialministerium setzt umfassende Maßnahmen zur
Armutsbekämpfung
Das Sozialministerium arbeitet intensiv an einer nationalen Strategie „Chancen gegen Armut“, die vorrangig auf dem Regierungsprogramm basiert. „Um den sozialen Folgen der Gesundheitskrise rasch entgegenzuwirken, haben wir darüber hinaus eine Reihe von Sofortmaßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19-bedingter Armut gesetzt“, so Mückstein. Diese umfassen:
* 20 Mio. Euro zur COVID-19-Armutsbekämpfung für Projekte von gemeinnützigen Organisationen, z.B. für arme Kinder, für Alleinerziehende, zur medizinischen und psychosozialen Basisversorgung, im Bereich Gewaltprävention und zur Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln und Bedarfsgütern
* 20 Mio. Euro für Mindestsicherungs-/SozialhilfebezieherInnen,
wovon jeweils 100 Euro pro Kind und weitere 100 Euro für Energiekosten an alle Mindestsicherungs-/Sozialhilfehaushalte gehen. Weitere 14 Mio. Euro werden mit 200 Euro pro Kind an Mindestsicherungs-/SozialhilfebezieherInnen ausbezahlt.
* 12 Mio. Euro für besonders armutsbetroffene Gruppen wie AlleinerzieherInnen
* 10 Mio. Euro für Projekte und Vorhaben im EU- und internationalen Kontext im Bereich Gesundheitsprävention und Arm
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
Andrea Zefferer, MSc
Pressereferentin
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