AK-Präsident Kalliauer: „Brauchen dringend eine Qualitätsstrategie für den Wirtschafts- und Arbeitsstandort (Ober-)Österreich“

Linz (OTS) – Für eine erfolgreiche Entwicklung und Erholung des Wirtschafts- und Arbeitsstandortes (Ober-)Österreich sind die Leistungen der Arbeitnehmer/-innen und ein starker Sozialstaat zentral. „Der ökologische, digitale und demografische Wandel der Gesellschaft muss im Interesse der Beschäftigten gestaltet werden, damit der gemeinsam erarbeitete Wohlstand allen Menschen in diesem Land zu Gute kommt – und nicht nur einer kleinen Gruppe von Superreichen“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Für den Wiener Ökonomen Dr. Nikolaus Kowall können einzelwirtschaftliche Ziele wie Marktanteilsgewinne nicht einfach auf eine ganze Volkswirtschaft übertragen werden. „Mittelständische Industriebetriebe aus Österreich punkten im internationalen Wettbewerb primär mit nichtpreislichen Faktoren“, so Kowall. Wirtschaftlicher Wohlstand gehe weit über die Rentabilität hinaus. Diese Diskussion sei mit dem Paradigmenwechsel in der US-Wirtschaftspolitik unter Präsident Biden wieder voll aktuell. Für Kowall stehen drei Punkte im Vordergrund:

1. Strategische Interessen des Staates
Der Staat möchte in ausgewählten Branchen eine krisensichere
Versorgung seiner Bevölkerung garantieren – etwa bei Lebensmitteln,
bei der Energieversorgung, bei Pharmaprodukten oder bei
Rüstungsgütern. Während Corona wurde Europa seine Verletzlichkeit vor
Augen geführt, weil man etwa für medizinische Schutzausrüstungen auf
Importe aus China und bei Penicillin auf Einfuhren aus Indien
abhängig war.

2. Politische Prioritäten wirtschaftlicher Entwicklung
Industriepolitik bedeutet: Investitionen ganz gezielt in Bereiche zu
lenken, in denen der Staat eine Weiterentwicklung für angezeigt hält,
der Markt es aber von selbst nicht tut. Im Fall von Bidens Programm
handelt es sich etwa um die ökologische Umwandlung im Energiesektor
sowie um eine Expansion in der Pflegebranche. Beispiel MAN in Steyr:
In einer vernünftigen Welt würden die EU-Kommission sowie Bundes- und
Landesregierung in enger Abstimmung mit Wissenschaft, Sozialpartnern,
heimischen Industriellen und Branchenexperten eine Perspektive
entwerfen, um das Werk zu einem innovativen Projekt im Bereich
ökologischer Mobilität weiterzuentwickeln.

3. Die politische Regulierung der Wirtschaft
Bei der Erzeugung von Schneeketten, Beschichtungen oder
Aluminiumverpackungen gibt es weder strategische staatliche
Interessen, noch eine aktuelle Notwendigkeit staatlicher Intervention
zur Weiterentwicklung dieser Sektoren. Dennoch liegt es im Interesse
der Demokratie, dass in diesen Branchen hohe Standards in Bezug auf
Löhne, Steuermoral, ökologische Normen und Arbeitsbedingungen
herrschen. Diese Standards werden durch die globale
Standortkonkurrenz permanent nach unten nivelliert. Das zu
unterbinden, wäre die Kernaufgabe einer EU, die den Wohlstand und die
Lebensqualität der Durchschnitts-Bevölkerung an erste Stelle setzt.

Schlussfolgerungen und Forderungen der AK OÖ

* Es braucht eine Industriepolitik, die sich nicht nur an betriebswirtschaftlicher Arbeitskostenminimierung orientiert, sondern auch an sozialen, bildungspolitischen, ökonomischen und ökologischen Wohlstandsfaktoren. In die strategische Ausrichtung müssen alle wesentlichen Akteure/-innen eingebunden werden – vor allem die Arbeitnehmer/-innen und deren Interessensvertretung.

* Zur Umsetzung standortpolitischer Ziele kann ein aktives, öffentliches Beteiligungsmanagement beitragen.

* In Hinblick auf die Klimaziele und die damit verbundene Transformation der Industrie braucht es regionale Strategiepläne für Industrieansiedelungen – mit dem Ziel, dass alle Interessensgruppen in einer Region profitieren.

* Es braucht eine faire Verteilung auf allen Ebenen (Löhne,
Steuern, Bildung). Jene Faktoren, die Österreich Wohlstand gebracht haben, müssen wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen: ein aktiver Wohlfahrtsstaat für alle, eine gute soziale Absicherung, eine stabile Lohnentwicklung, Zusammenarbeit und Interessensausgleich.

* Es braucht ein Lieferkettengesetz, das Konzerne verpflichtet, Verantwortung für die Bedingungen auch in Zulieferbetrieben zu übernehmen. So werden hohe Arbeits- und Umweltstandards im internationalen Handel verbindlich.

Eine ausführliche Presseunterlage finden Sie [hier.]
(https://ooe.arbeiterkammer.at/service/presse/PKU_2021-05-26-Wirtscha
ftsstandort.pdf)

Arbeiterkammer Oberösterreich
Mag. Michael Petermair
Kommunikation
Tel. 050/69 06-2190
michael.petermair@akooe.at
ooe.arbeiterkammer.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender

Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.