AK Praxistest: Spesenalarm bei Krediten! 1

Große Zins-Bandbreiten und jede Menge teure Nebenspesen – Vorgeschriebene Musterofferte sind Mangelware

Wien (OTS) – Bei den Kreditzinsen und vielen Spesen gibt es enorme Unterschiede. Das zeigt ein AK Mystery Shopping Test bei 13 Banken in Wien. Kreditversicherungen sind ein fester Bestandteil in den meisten Angeboten – mit teuren Prämien, die manchmal klammheimlich in den Offerten inkludiert sind. Und das, obwohl laut dem Kleingedruckten der Abschluss „freiwillig“ ist. Die gesetzlich vorgesehenen Musterofferte hingegen sind Mangelware.

„Wer sich zum Beispiel für einen Autokauf einen Konsumkredit aufnehmen möchte, soll genau die Konditionen studieren“, rät AK KonsumentInnenschützer Christian Prantner. Denn trotz Rekordtief der Geld- und Kapitalmarktzinsen sind die Zinsen für Konsumkredite vergleichsweise hoch: laut OeNB-Zinssatzstatistik 5,6 Prozent ohne Nebenkosten. Die AK hat eine Mystery Shopping Erhebung bei 18 Banken in Wien gemacht (zehn Filialbanken, drei Direktbanken mit Online-Kreditangeboten, fünf machten keine Angaben). Gefragt wurde nach einem Kredit für eine Autofinanzierung: 13.500 Euro, Laufzeit fünf Jahre.

Die AK Mystery Shopping Erhebung zeigt:
+ Große Zins-Bandbreiten: Die Zinsen sind bonitätsabhängig. Es gibt von Bank zu Bank große Unterschiede. Die angebotene Bandbreite betrug drei bis 6,8 Prozent.

+ Erhebliche Nebenspesen: Nur vier von 13 Banken haben eine einmalige Bearbeitungsgebühr zwischen ein und drei Prozent des Kreditbetrages verlangt, die restlichen keine. Zudem können eine Menge von Zusatzspesen anfallen – zu Vertragsbeginn (etwa „Erhebungs-“, „Lohnvormerk-“, „Bonitätsauskunftgebühr“), aber auch laufend. Die Spesen für das Kreditverrechnungskonto können besonders ins Gewicht fallen. Vier von 13 Banken verrechneten diesen Spesensatz nicht. Neun verlangen Spesen für das Kreditverrechnungskonto zwischen 12,50 Euro (RLB NÖ Wien) und 34,89 Euro pro Quartal (BKS). Im Schnitt (Median) fallen 14,70 Euro pro Quartal an – das sind 294 Euro, gerechnet auf fünf Jahre Laufzeit. Im teuersten Fall betragen die Spesen für das Kreditverrechnungskonto 697,80 Euro (gerechnet auf fünf Jahre Laufzeit). Auffallend: Die Spesen blieben in fast allen Beratungsgesprächen gänzlich unerwähnt.

+ Kreditversicherung oft aufgedrängt: Die meisten Filialbanken (sieben von zehn) inkludierten eine Kreditversicherung im Angebot. Zwei von zehn verlangten ausdrücklich den Abschluss einer Kreditversicherung. Manchmal tauchte die Prämie für den Testkäufer unerwartet in den Unterlagen auf. So machten drei BankberaterInnen kein großes Thema um den Versicherungsschutz, sondern rechneten die Prämie einfach im Kreditoffert ein. Zwei weitere BankberaterInnen erläuterten ausführlich verschiedene Tarifvarianten und gaben somit unausgesprochen eine Kreditversicherung als fix an. Die vorgerechneten Einmalprämien waren keine Kleinigkeit – von 602 bis 4.270 Euro – häufig ohne weitere Erläuterungen zum Leistungsumfang. „Im Regelfall werden diese Einmalprämien einfach dem Kreditbetrag zugeschlagen“, erläutert Prantner, „man finanziert also die Prämienzahlung über den Kredit. Das kostet nochmals Zinsen und Spesen. Kreditversicherungen sind für die Banken ein gutes Geschäft. Die Aussicht auf lukrative Provisionen für die Versicherungsvermittlung erklären, warum sie so offensiv angeboten werden“, resümiert Prantner. „Es besteht ein erheblicher Abschlussdruck, auch wenn im Kleingedruckten stand, dass der Vertragsabschluss ‚freiwillig‘ ist.“

+ Mangelware Musterofferte: Die gesetzlich vorgesehenen Musterofferte wurden kaum verwendet. Nur zwei von zehn Filialbanken und alle drei Direktbanken lagen zwar die gesetzlich vorgeschriebenen „Europäischen Standardinformationen“ – also das Musteroffert mit standardisiertem Aufbau – den Offerten bei. Im Vordergrund standen aber auch hier immer die bankeigenen Konditionenblätter – nicht jedoch die Musterofferte.

(Forts.)

Arbeiterkammer Wien
Doris Strecker
(+43-1) 501 65-12677, mobil: (+43) 664 845 41 52
doris.strecker@akwien.at
http://wien.arbeiterkammer.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender

Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.