Paukenschlag in der Causa Europacamp am Attersee: Nachfahren der Holocaust-Überlebenden schalten sich in Debatte ein

Statement von Anthony Cohn, Nachfahre der Holocaust-Überlebenden und ursprünglichen Besitzer des Grundstücks, zur vorliegenden Causa

Wien (OTS) – “Es ist unerträglich, wie in der Debatte rund um das Europacamp am Attersee der dezidierte und sogar vertraglich festgehaltene Wunsch von Holocaust-Überlebenden missachtet und mit Füßen getreten wird. Das ist eine moralische Bankrotterklärung“, sagt Paul Stich, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Österreich (SJ) anlässlich der Ankündigung der SPÖ, in der Causa Attersee vor die Höchstgerichte zu ziehen. In diese Debatte schaltete sich nun auch Anthony Cohn, der Enkel der ehemaligen Eigentümerin des Grundstücks am Attersee, Gertrude Webern (geborene Pollak) ein. In einer schriftlichen Stellungnahme spricht Cohn von einer Ungerechtigkeit “nicht nur im rechtlichen, sondern auch im sozialen und moralischen Sinne” und zeigt sich besorgt um das Vermächtnis seiner Familie und die Zukunft des Europacamps.

“Der Wunsch unserer Familie, insbesondere der unserer Großmutter, wird ignoriert. (…) Unsere Großmutter hat zu Lebzeiten immer wieder deutlich gemacht, dass es ihr Wunsch war, dass die Sozialistische Jugend ihr ehemaliges Grundstück für ein Jugendlager mit freiem Zugang zum Attersee für die Öffentlichkeit nutzt. Dieser Wunsch wurde in einem Vertrag, den meine Großmutter, mein Großonkel und das Land freiwillig abgeschlossen haben, rechtlich festgehalten, wobei letzteres diesen jedoch nun einseitig bricht“, so Cohn in seiner schriftlichen Stellungnahme.

Das jüdisch-sozialdemokratische Geschwisterpaar Pollak wurde 1938 von den Nazis enteignet und musste nach 1945 hohe Ablösen für ihre einstigen Grundstücke zahlen. Wohl auch um diese zu finanzieren, verkauften sie Teile ihres eigentlichen Besitzes an das Land Oberösterreich. In einem der Kaufverträge wurde dezidiert festgehalten, dass das Grundstück der SJ für 99 Jahre zu einem Anerkennungszins zur Verfügung stehen soll, um gemeinnützige Jugendarbeit zu betreiben. Seit Jahrzehnten betreibt die SJ aus diesem Vermächtnis heraus ein nicht-profitorientiertes Jugendcamp. “Ohne diese Klausel im Vertrag hätte das Land Oberösterreich nie die Möglichkeit bekommen, jenes Grundstück zu einem derartig niedrigen Preis zu kaufen”, so Stich.

Für Stich ist die aktuelle Debatte vor allem vor dem Hintergrund der österreichischen Geschichte eine relevante. “Sowohl wir als Sozialistische Jugend, als auch die Nachfahren der Familie Pollak, die von den Nazis verfolgt wurden, erwarten, dass das Vermächtnis der Holocaust Überlebenden endlich ernst genommen wird. Besonders in Anbetracht der österreichischen Geschichte ist das unumgänglich”, so Stich abschließend.

Das Statement von Anthony Cohn ist unter folgendem Link online abrufbar: https://www.europacamp.at/europacamp/statement-erben

Sozialistische Jugend Österreich
Jakob Zuser
SJ-Pressesprecher
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