ÖGK-Huss: Ausbau der psychosozialen Versorgung in voller Breite notwendig

Rascherer Ausbau der Psychotherapie in ÖGK sehr wichtig, weitere Therapiemöglichkeiten müssen endlich nachziehen

Wien (OTS) – Gestern wurde ein rascherer Ausbau der Psychotherapie auf Kassenkosten auf Vorschlag der Arbeitnehmer-VertreterInnen im Verwaltungsrat der ÖGK beschlossen.

Ursprünglich wurde das zeitliche Ausbauziel trotz pandemiebedingt absehbarem Mehrbedarf in der Bevölkerung in der Vergangenheit auf Wunsch der Dienstgeber-VertreterInnen im Verwaltungsrat bis 2023 gestreckt. Mit dem neuerlichen Beschluss wird anstatt mit Ende 2023 der kassenfinanzierte Ausbau auf jährlich zusätzliche 300.000 Therapiestunden bereits mit Ende 2022 im Endausbau für alle ÖGK-Versicherten zur Verfügung stehen. Zusätzlich wird es in allen Bundesländern Erstanlaufstellen (Clearingstellen) geben, die den Zugang zur Therapie beschleunigen werden. ÖGK-Obmann Andreas Huss:
„Ich bin sehr froh, dass sich die Erkenntnis für den aktuell höheren Bedarf bei der psychotherapeutischen Versorgung schlussendlich doch bei allen durchgesetzt hat. Aber die Psychotherapie alleine ist nicht das Allheilmittel. In der psychosozialen Versorgung brauchen wir in Österreich einen Ausbau in voller Breite.“ ++++

Für diesen Ausbau liegen viele konkrete Verbesserungsmaßnahmen auf dem Tisch, die bereits oftmals besprochen und für wichtig und richtig erachtet wurden. So ist beispielsweise das Konzept der „Frühen Hilfen“ schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich in Umsetzung, aber noch immer nicht in allen Bezirken verfügbar. Dieses Angebot für junge Familien in prekären Situationen soll flächendeckend und bedarfsorientiert ausgebaut werden.

Auch für die flächendeckende Ausrollung von multidisziplinären psychosozialen Versorgungszentren für Kinder und Jugendliche gibt es genügend erfolgreiche regionale Best-Practice-Beispiele. In diesen Zentren ist neben der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychologie vor allem auch die so wichtige Sozialarbeit im Versorgungspaket enthalten.

Neben der Erweiterung dieses Konzeptes auch für Erwachsene ist es angezeigt, die integrierte psychosoziale Versorgung zwischen Spitälern und niedergelassenem Bereich endlich zu etablieren. Hier gibt es noch äußerst viele Synergie-Effekte für die PatientInnen zu heben.

Drei Maßnahmen, die der Bund erledigen kann, sind die Aufnahme von psychologischen Leistungen ins ASVG, die Erneuerung des Psychotherapie-Gesetzes und das Bekenntnis zu einer staatlichen Ausbildung der PsychotherapeutInnen. Mit einer öffentlichen Ausbildungsschiene wäre Schluss mit der sozialen Selektion bei den PsychotherapeutInnen und dem Wildwuchs bei den 23 (!) Schulen, die es aufgrund der sehr hohen Ausbildungskosten derzeit gibt. Aber auch für die muttersprachliche psychotherapeutische Versorgung der Bevölkerung mit Migrations- oder Fluchthintergrund wäre das ein wichtiges Signal.

Die Aufnahme der Leistungen von PsychologInnen per Gesetz in den Leistungskatalog der Krankenversicherung kann gerade in der Prävention von psychischen Belastungen und Erkrankungen einen wertvollen Beitrag leisten.

Auch der Fokus auf den Ausbau der Primärversorgungszentren hilft bei einer breiter aufgestellten psychosozialen Versorgung. Denn in diesen Zentren ist konzeptionell sowohl die Psychotherapie, die Psychologie, aber auch die Sozialarbeit als Sachleistungsangebot vorgesehen. Psychosoziale Versorgung wird damit in Zukunft ein nicht mehr wegzudenkender Teil der Grundversorgung sein.

„Neben dem wichtigen Ausbau der Psychotherapie braucht es also endlich ein Gesamtpaket zur psychosozialen Versorgung, das zwar mit Minister Anschober bereits begonnen wurde, jetzt aber wieder in Vergessenheit zu geraten droht“, so Huss abschließend.

Andreas Huss: „Investieren wir in die Gesundheit. Jetzt!“

ÖGK-Obmann Andreas Huss, MBA
Tel. 0664/614 55 34
andreas.huss@gbh.at

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