Zukunftsstudie zur Pandemieprävention: Forscher:innen schlagen Alarm
VIER PFOTEN verdeutlicht Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Tierwohl und Pandemien
Wien (OTS) – Wenige Tage vor dem World Health Summit in Berlin veröffentlicht VIER PFOTEN besorgniserregende Ergebnisse einer aktuellen internationalen Zukunftsstudie ([Link]
(https://www.four-paws.org/future-panel-report)). 29 renommierte
Forscher:innen aus den unterschiedlichsten Forschungsdisziplinen werfen darin einen Ausblick in die Zukunft und wenden sich warnend an die Öffentlichkeit. Unter ihnen sind auch österreichische Expert:innen wie die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, der Lebensmittelwissenschafter und Geophysiker Kurt Schmidinger, der Nutztierwissenschafter Christoph Winckler und der Umweltmediziner Hanns Moshammer, Fazit: Der Einfluss, den das Tierwohl auf Pandemien wie COVID-19 hat, wird signifikant unterschätzt – mit den bekannten dramatischen Folgen für die menschliche Gesundheit. Laut den Wissenschafter:innen benötigt es als einen „Paradigmenwechsel“ bei der Frage, wie unsere Gesellschaft zukünftig Tiere behandelt:
Tierwohl muss auf die globale politische Agenda, um wirksame Präventionsmaßnahmen für zukünftige Pandemien zu entwickeln, lautet der Konsens der internationalen Expert:innen-Runde.
Für VIER PFOTEN Vorstandsvorsitzenden Josef Pfabigan bedeutet dies vor allem „einen klaren Auftrag für das bevorstehende internationale Pandemie-Abkommen der WHO, in dem Tierwohl jedenfalls mitverankert werden muss.“
Die 29 an der Zukunftsstudie beteiligten internationalen Expert:innen aus den Forschungsdisziplinen Virologie, Human- und Veterinärmedizin sowie der Klimaforschung entwerfen ein besorgniserregendes Bild für die Zukunft: Zoonosen sind ein deutliches Symptom für die schwere Krise zwischen Mensch, Tier und Umwelt. Die brutalsten Ausformungen dieses Ungleichgewichts sind gleichzeitig die größten Treiber für die Entstehung von Zoonosen:
Massentierhaltung, Lebendtiermärkte und Pelzfarmen. Die Zerstörung von Lebensräumen und der Klimawandel begünstigen den Sprung des Virus von Tieren auf den Menschen noch weiter. Die wissenschaftliche Empfehlung ist daher eindeutig: Das Risiko von Pandemien würde sinken, wäre Tierwohl ein zentraler Bestandteil von Pandemiepräventionsplänen. Der Ausbruch des SARS-CoV-2 hat deutlich gezeigt, dass die Gesundheit von Einzelnen die Bedingung für die Gesundheit aller ist.
„Tierschutz ist zu einer zentralen Überlebensfrage des Menschen geworden. Wir brauchen daher einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Tieren. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass bereits 75 Prozent der Infektionskrankheiten Zoonosen sind, sprich tierischen Ursprungs. Unser Gesundheitssystem, aber auch die globalen Landwirtschafts- und Agrarsysteme müssen angesichts dieser Herausforderung dringend neu geordnet werden“, fordert Nina Jamal, Kampagnenleiterin für Pandemien bei VIER PFOTEN.
Der Lebensmittelwissenschafter Kurt Schmidinger erklärt: „Gerade die intensive industrielle Tierhaltung ist das beste Beispiel: Wir wissen, dass sie Epidemien sowohl direkt als auch indirekt begünstigt. Zudem trägt sie zur steigenden und sehr gefährlichen Antibiotikaresistenz bei. Das Ende dieser Massentierhaltung würde nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Menschen sehr positive Auswirkungen haben.“
Beim Thema Umwelt schließt sich für Schmidinger der Kreis. „Gut 80 Prozent des zerstörten Amazonas-Regenwaldes sind heute Rinderweiden. Weitere Flächen fallen dem Anbau von Futtermitteln zum Opfer. Dieses Vordringen in die Tiefen der Regenwälder bringt den Menschen mit gestressten Wildtieren in Kontakt, die für unser Immunsystem völlig fremde Viren übertragen. Das ist ein vielleicht indirekter, aber unbestrittener Zusammenhang zwischen der Massentierhaltung und neuen Pandemien“, so der Experte.
Eine Studie als Chance
Eine zentrale Frage der Studie, welche beim renommierten Mauss Research-Institut in Berlin in Auftrag gegeben wurde, ist, an welchem Gesundheitsbegriff sich politische Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung orientieren. Internationale Organisationen wie die OIE (Weltorganisation für Tiergesundheit), FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen), UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) und die WHO (Weltgesundheitsorganisation) unterstützen zwar bereits das „One Health“-Konzept, bei dem die Wechselwirkung zwischen menschlicher und tierischer Gesundheit diskutiert wird. Dieser Zugang lässt allerdings das Tierwohl größtenteils außer Acht. Mit dem „One Welfare Framework“ bringt VIER PFOTEN diesen wesentlichen Aspekt nun verstärkt in die Debatte ein. Die Empfehlungen der Studie betreffen Maßnahmen, die die Gesundheit von Mensch und Tier fördern, das Klima und die Biodiversität schützen sowie negative Auswirkungen auf die Ökonomie minimieren. So zählen die drastische Reduktion von Tierprodukten, die Verringerung der weltweiten Tierbestände und ein schrittweises Ende der Massentierhaltung zu den wirksamsten Maßnahmen zur Pandemieprävention.
„Es werden bislang weiterhin nur die Symptome von COVID-19 bekämpft, aber nicht die Ursache dieser zoonotischen Pandemie. Das ursächliche Problem ist die gestörte Beziehung zwischen uns Menschen, den Tieren und der Umwelt. Nur wenn weltweit konkrete Maßnahmen ergriffen werden, die Tierleid beenden, können zukünftige Pandemien erfolgreich verhindert werden. Im Hinblick auf den World Health Summit und die Debatte über ein internationales Pandemieabkommen fordern wir deshalb von den Verantwortlichen, Tierschutz als integrierten Bestandteil der Pandemieprävention zu verankern. Denn solange Tiere leiden, werden auch wir Menschen unter den Folgen von Zoonosen wie COVID-19 zu leiden haben“, sagt VIER PFOTEN Vorstandsvorsitzender Josef Pfabigan.
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
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