Blimlinger zum Jahrestag des Novemberpogroms: Nicht nur gedenken, sondern auch gegen Antisemitismus handeln
Nationale Strategie gegen Antisemitismus muss rasch umgesetzt werden
Wien (OTS) – Am 9. November 1938 wurde das jüdische Leben im Deutschen Reich während des Novemberpogroms brutal zerstört, Jüdinnen und Juden gedemütigt, gequält und ermordet, Wohnungen und Geschäfte zerstört und arisiert, Synagogen und Bethäuser niedergebrannt. In Wien wurde mit besonders großer Brutalität vorgegangen. „Die antisemitische Grundstimmung in Österreich bildete die Basis für die brandschatzenden gewalttätigen Gruppen. Es waren vor allem die Wienerinnen und Wiener die sich organisierten und gegen ihre Nachbarn vorgingen, die Wohnungen plünderten, Jüdinnen und Juden quälten und niederschlugen, denunzierten und Fensterscheiben einschlugen“, beschreibt die Historikerin und Sprecherin für Vergangenheitspolitik, Eva Blimlinger, die brutalen Ausschreitungen. Es war für Jüdinnen und Juden lebensgefährlich auf die Straße zu gehen und viele mussten sich in ihren Wohnungen und auch Kellern verschanzen. SS, SA und Gestapo verhafteten rund 6.500 Jüdinnen und Juden, brachten sie ins Polizeigefängnis auf der Roßauer Lände und in extra eingerichtete Behelfsgefängnisse. Rund 5.000 jüdische Männer wurden in das Konzentrationslager Dachau deportiert.
„So wichtig das Gedenken an das Novemberpogrom ist, so notwendig ist ein aktives Vorgehen gegen Antisemitismus in all seinen Formen. Die heuer beschlossene nationale Strategie der Bunderegierung gegen Antisemitismus muss rasch umgesetzt werden. Österreich hat nicht nur eine historische, sondern vor allem eine gegenwärtige und zukünftige Verantwortung“, mahnt Blimlinger ein rasches Handeln.
Vor dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich lebten rund 200.000 Jüdinnen und Juden in Österreich, die meisten von ihnen in Wien. Rund 130.000 gelang die Flucht, rund 65.000 wurden zwischen 1938 und 1945 vor allem in den Konzentrationslagern ermordet. „Ob Schriftstellerin oder Köchin, ob Handwerker oder Musiker, ob assimiliert oder orthodox, ob jung ob alt, ob reich ob arm – sie alle waren nach dem 12. März 1938 Arisierungen, Repressalien, Terror und Verfolgung durch die NS-Herrschaft, an der sich viele Österreicherinnen und Österreicher beteiligt haben, ausgesetzt. Nach 1945 hat sich Österreich keineswegs bemüht die Geflüchteten zur Rückkehr einzuladen, vielmehr hat man vor allem mit dem Hinweis auf die Situation aufgrund des Krieges denjenigen, die das wollten, das Zurückkommen auch noch erschwert“, erklärt Blimlinger die Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Österreich. Sowohl der Holocaust als auch die verfehlte Politik in den ersten Jahrzehnten der Zweiten Republik führte letztlich dazu, dass sich heute nur mehr rund 15.000 Personen der jüdischen Gemeinde zugehörig fühlen.
„Wir erinnern uns leider noch zu gut an den Angriff auf die Grazer Synagoge und auf den Gemeindepräsidenten Elie Rosen. Es sind nicht nur die Synagogen, die bewacht werden müssen, sondern auch die Kindergärten und Schulen, auch das eine oder andere Restaurant und Bethäuser. Es ist die Aufgabe der Republik Österreich, Maßnahmen zu setzen, die Antisemitismus auf allen Ebenen bekämpfen“, hält Blimlinger fest.
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