Öffnung – Haltung – Vermittlung – Diversität – Perspektivenwechsel

MAK-Generaldirektorin Lilli Hollein gibt Einblick in ihre Visionen und das Programm 2022

Wien (OTS) – „Ich glaube an die integrative Kraft des MAK, an seine Funktion als Moderator gesellschaftlicher Prozesse. Dieses Museum bildet vieles ab, was im Alltag der Menschen einen Platz hat. Das macht es zu einem demokratischen Haus, einem Museum mit großer Zugänglichkeit“, so Lilli Hollein, Generaldirektorin des MAK, anlässlich der Jahrespressekonferenz, die am 18. Jänner 2022 online stattfand.

Öffnung – Haltung – Vermittlung – Diversität – Perspektivenwechsel stehen seit ihrem Antritt am 1. September 2021 für ihre Visionen, Pläne und die zukünftige Positionierung des MAK, an deren Umsetzung mit dem gesamten Team des MAK bereits intensiv gearbeitet wird und die sich auch deutlich im Programm 2022 widerspiegeln. Holleins expliziter Wunsch ist es, das MAK, das mit seinen interdisziplinären, interkulturellen Inhalten in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verankert ist, einem breiten, diversen Publikum zu öffnen.

ÖFFNUNG
Sichtbarer, heller, offener und präsenter hinsichtlich seiner Wahrnehmung in der Stadt, soll das MAK mehr Menschen anziehen und sie für die Themen des Hauses gewinnen. Signale einer offenen Atmosphäre des Willkommenseins sollen auch in und um das Gebäude sichtbar werden; erste Pläne, Bereiche wie etwa den Garten oder die Säulenhalle öffentlich zugänglich zu machen, werden zurzeit evaluiert – mit dem Ziel, oft empfundene Zutrittsbarrieren zu beseitigen und das MAK auch für neue Besucher*innen zu öffnen.

„Das MAK soll vielen Menschen etwas bedeuten“, sagt Lilli Hollein. Es sollen mehr Besucher*innen als bisher eine emotionale Bindung zum Haus entwickeln, die über den physischen Besuch hinausreicht. Das MAK soll geliebt werden als Institution, aber auch aufgrund der gestalterischen, künstlerischen und gesellschaftsrelevanten Themen sowie der Art, wie es seine Besucher*innen involviert. Mit ihrem Engagement bringen sich bereits heute die MAK-Volunteers, das (young)MAK, die Freundesvereine MARS, IFMAK und Circle und alle anderen Förder*innen und Sponsor*innen des Museums in wertvoller Art und Weise ein, worauf das Museum in Zukunft noch mehr bauen wird.

Die Öffnung macht sich auch im Inneren bemerkbar. So wird die imposante bisherige Direktion fortan als Ausstellungs-, Diskurs- und Performance-Raum zur Verfügung stehen. Sie konnte seit Lilli Holleins Amtsantritt bereits mehrfach als neuer multifunktionaler Veranstaltungsraum erlebt werden, etwa anlässlich der 150-Jahr-Feier des „Ferstel-Trakts“. Die Gegenwart hat somit einen zentralen Platz in der Mitte des Hauses eingenommen.

Am 18. Jänner, gleichzeitig mit der MAK-Jahrespressekonferenz, öffnet die erste Intervention in der MAK DIREKTION: „RELAX“, eine weitere, in diesem Fall pandemisch-dystopische Version des Loos American Bar Projekts von Christoph Meier, Ute Müller, Robert Schwarz und Lukas Stopczynski. Die Büroräume der Generaldirektion befinden sich nunmehr eine Ebene höher, im Bereich der anderen MAK-Büros, was den internen Austausch erleichtert.

Auch die offene Kommunikation nach außen ist ein wesentliches Anliegen von Hollein, Teil dieses Prozesses ist die bereits angelaufene Überarbeitung des visuellen Erscheinungsbilds. Dieses wird künftig durch das Bueronardin, für das sich die Jury im Zuge eines Auswahlverfahrens entschied, geprägt sein. Auch im digitalen Raum ermöglicht die neue Corporate Identity eine verstärkte Präsenz und eine deutliche Dynamisierung des Erscheinungsbilds.

Die Öffnung und Erweiterung des Gebäudes in den Stadtraum über die Achsen rund um das Haus ist ein weiteres Ziel. So ist etwa geplant, gemeinsam mit Kunst im öffentlichen Raum Wien (KÖR) die Stubenbrücke wieder zu bespielen und damit die Verbindung zum dritten Bezirk/Wien Mitte über den Wienfluss hinaus zu verstärken. Zudem sollen die Flächen zur benachbarten Angewandten und den Wissensinstitutionen in der Postsparkasse offener und gleichzeitig verbindender erscheinen.

HALTUNG
Die angestrebte verstärkte Selbstreflexion als Haltung manifestiert sich nicht zuletzt durch die im Organigramm erstmals verankerte Position für Museologie und kritische Museumspraxis. Als herausragendes Museum im internationalen Vergleich gilt es, die Ansätze in der Museumsarbeit zu analysieren, zu hinterfragen und zeitgemäße Definitionen sowie Formen zu finden, was die Sammlung, Ausstellungen und deren Vermittlung betrifft.

Zur Schärfung des Profils eines Museums für angewandte Kunst heute tragen seine wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen bei, die durch die aktive Einbindung in einen aktuellen Diskurs für eine stetige Weiterentwicklung der Institution sorgen sollen.

Zurückgreifend auf den Gründungsgedanken des Museums mit seiner Vorbildersammlung, nimmt das MAK zudem seine Verantwortung wahr, in Fragen der Gestaltung beispielgebend zu sein. Das Haus sieht sich als wesentliches Gegenüber für Gestalter*innen und als aufgeschlossener Auftraggeber, der explizit eine junge Szene einbindet und dennoch offen für alle Künstler*innen-Generationen ist – von digitaler Kunst bis hin zur Auseinandersetzung mit klassischen Medien der angewandten Kunst.

Kunst- und Designschaffende treiben seit Jahren die drängenden sozio-politischen Themen und jene des Anthropozäns voran und kämpfen dafür, dass deren Wichtigkeit erkannt wird. Das MAK steht dafür, ihnen Sichtbarkeit und Gehör zu verschaffen, eine Plattform zu sein, die Aufmerksamkeit verstärkt. Das Museum ist ein Verbündeter: Es begegnet Künstler*innen mit Wertschätzung und stellt sich in einer Zeit zunehmender Kunst- und Künstler*innen-Feindlichkeit mit klarer Haltung hinter sie.

Gerade die Ereignisse, die im Zuge der Pandemie unseren Alltag verändert haben, verdeutlichen die Wichtigkeit der Rolle von Gestalter*innen. „So wie Design in meinen Augen eine Moderator*innenrolle zwischen Disziplinen und Nutzer*innengruppen einnimmt, kann auch ein Museum die Gestaltung gesellschaftlicher Prozesse moderieren. Ein Museum mit der Ausrichtung des MAK ist dafür ein geeignetes Forum“, so Hollein. Dabei gilt es, gemeinsam Lösungen für neue Situationen zu erarbeiten.

Eine klare Haltung vertritt das Haus auch, was die Herkunft der Sammlungsobjekte und ihre Geschichte betrifft. Das MAK tritt ein für einen offenen und proaktiven Umgang und entsprechende Forschung zu Provenienz, entzogenen Gütern und Objekten aus kolonialen Kontexten.

DIVERSITÄT
Als Institution mit gesellschaftlicher Relevanz richtet das MAK sein Auftreten und seine Aktivitäten auch im Sinne der Inklusion und Integration aus. Zielsetzung ist es, Anlaufstelle für eine diverse Gesellschaft zu werden, diese in ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Vielfalt abzubilden und künftig weniger eurozentristisch ausgerichtet zu sein.

Diese Pluralität der Gesellschaft wird sich schon bald im Haus widerspiegeln, beispielsweise in den Piktogrammen des Leitsystems und der Sanitäranlagen, der Anrede im Newsletter sowie durch ein weitreichendes Vermittlungsprogramm, das unter anderem hinsichtlich Alter, Herkunft, spezieller Interessen und Bedürfnisse abgestimmt ist.

VERMITTLUNG
Vermittlung nimmt fortan eine noch zentralere Rolle in der Museumsarbeit des MAK ein. Die Erweiterung der Bezeichnung der Vermittlungsabteilung um den Terminus „Outreach“ steht für die Überzeugung, dass Vermittlung innerhalb und außerhalb des Hauses stattfinden und neue Wege finden muss, um breitenwirksamer agieren zu können.

In Entwicklung für die kommenden Monate und Jahre sind unter anderem Diskursformate, Workshops und eine Sommerakademie in Kooperation mit anderen Institutionen. Dabei wendet sich das Vermittlungsprogramm, das in einem Museum für Gestaltung ebenfalls innovative kreative Formate entwickeln muss – etwa auch im digitalen Raum –, entschieden an Besucher*innen aller Alters- und Interessengruppen. Neben der Vermittlung von Inhalten geht es auch um die Vermittlung von Fähigkeiten, Techniken und gedanklichen Zugängen. Kreatives Denken an sich zu fördern, ist ein wesentliches Rüstzeug für die Zukunft.

PERSPEKTIVENWECHSEL
Mit auf aktuelle Diskurse Bezug nehmenden Narrativen und Kontextualisierungen aus gegenwärtiger Perspektive soll auch die Sammlung neu positioniert werden. Bisher verstärkt eingenommene Blickwinkel zu verlassen und die Sammlung anders zu erzählen, erfordert auch räumliche Eingriffe. Zu den Plänen, die Lilli Hollein für die Schausammlung mittelfristig umsetzen will, zählen unter anderem eine Überarbeitung und teilweise Neuaufstellung der Bereiche Wien 1900 und Teppiche. Um den sich ständig konkretisierenden und sich gleichzeitig stets erweiternden Designbegriff abzubilden und mit aktuellen Zukunftsfragen anzureichern, soll auch der Bereich des derzeitigen MAK DESIGN LAB überarbeitet werden.

Das Ausstellungsprogramm 2022 ist bereits zu großen Teilen im Sinne dieser Neupositionierung geprägt. Einen ersten Eindruck der von Hollein angestrebten sammlungsübergreifenden Arbeit in einer Ausstellung gibt die Großausstellung „DAS FEST. Zwischen Repräsentation und Aufruhr“. Sie thematisiert die Bedeutung von Gestaltungsstrategien für gelebte Alltagskultur vom Barock bis zum Rave und trägt dafür Objekte aus allen MAK-Sammlungsbereichen zusammen.

Einen Schwerpunkt auf herausragende Frauenpositionen setzen im Jahr 2022 die Einzelausstellungen in der MAK GALERIE: Design, Fotografie, bildende Kunst und eine digitale Position bilden auch innerhalb der MAK GALERIE die Bandbreite des MAK im Zeitgenössischen ab. Im Dezember startete die Ausstellung der Designerin Johanna Pichlbauer, „There will be! People! On the Sun! Soon!“, im Rahmen der FOTO WIEN zeigt das MAK die renommierte Künstlerin und ehemalige Schindler-Stipendiatin Anna Jermolaewa mit der Schau „Chernobyl Safari“, sowie eine Ausstellung des*der Avatar*in LaTurbo Avedon, gefolgt von den Arbeiten von Birke Gorm.

Um den unterschiedlichen im MAK vertretenen Disziplinen in kürzerer zeitlicher Abfolge eine Bühne bieten zu können, erhält etwa die Mode mit dem Start der Reihe „(CON)TEMPORARY FASHION SHOWCASE“ in der MAK-Expositur Geymüllerschlössel einen Ort für Austausch und Diskurs in dieser Community, ohne dabei die Erlebbarkeit des Biedermeierensembles einzuschränken.

KOOPERATIONEN
Allianzen bilden! 2022 erleben wir nicht wie gedacht als post-pandemische Gesellschaft, sondern wir lernen gerade, mit der Pandemie zu leben. Als Museum zu lernen, ebenso schnell auf sich verändernde Umstände zu reagieren, ist eine der Herausforderungen, der wir uns in der Entwicklung flexibler Formate stellen müssen.

Das gelingt uns unter anderem in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen unterschiedlicher Ausrichtungen. Nationale und internationale Vernetzung sowie Kooperationen mit musealen Institutionen, Festivals und anderen Akteur*innen aus Kultur und Wissenschaft tragen zu Programm, Forschung und Weiterentwicklung bei. Auch dazu sind bereits mehrere Projekte in Entwicklung.

MAK-AUSSTELLUNGEN 2022

MAK AM STUBENRING

RELAX. Christoph Meier, Ute Müller, Robert Schwarz, Lukas Stopczynski, 19. Jänner – 6. März 2022

ANNA JERMOLAEWA. Chernobyl Safari, 9. März – 5. Juni 2022

SCHINDLER HOUSE LOS ANGELES. Raum als Medium der Kunst, 30. März – 31. Juli 2022

ZINNGLASUR UND BILDKULTUR. Die Majolikasammlung des MAK im Kontext ihrer Geschichte, 6. April – 7. August 2022

MISSING LINK. Strategien einer Architekt*innengruppe aus Wien (1970–1980), 27. April – 2. Oktober 2022

LA TURBO AVEDON, 22. Juni – 25. September 2022

ELIGIUS-PREIS 2022. Schmuckkunst in Österreich, 31. August – 25. September 2022

FALTEN, 14. September 2022 – 15. Jänner 2023

BILDERBÜCHER. Buchkunst als künstlerische Intervention, 12. Oktober 2022 – 29. Jänner 2023

100 BESTE PLAKATE 21. Deutschland Österreich Schweiz, 19. Oktober 2022 – 5. Februar 2023

WERKSTÄTTE HAGENAUER. Wiener Metallkunst 1898–1987, 26. Oktober 2022 – 3. September 2023

DAS FEST. Zwischen Repräsentation und Aufruhr, 14. Dezember 2022 – 23. April 2023

BIRKE GORM, 12. Oktober 2022 – 8. Jänner 2023

MAK-EXPOSITUR GEYMÜLLERSCHLÖSSEL

(CON)TEMPORARY FASHION SHOWCASE, 7. Mai – 4. Dezember 2022

JOSEF HOFFMANN MUSEUM, BRTNICE

15 JAHRE JOSEF HOFFMANN MUSEUM, 14. Juni – 30. Oktober 2022

MAK CENTER FOR ART AND ARCHITECTURE, LOS ANGELES

INVERTED DOME, 28. Jänner – 6. März 2022

FINAL PROJECTS: GROUP L, 17.–20. März 2022

GARAGE EXCHANGE: Markus Hanakam, Roswitha Schuller, Mira Henry & Matthew Au, 14. April – 24. Juli 2022

SCHINDLER HOUSE: 100 Years in the Making, 28. Mai – 24. September 2022

FINAL PROJECTS: Group LI, 8.–11. September 2022

ECOLOGIES OF CARE, 15. Oktober 2022 – 12. Februar 2023

GARAGE EXCHANGE: Maruša Sagadin & Jacqueline Kiyomi Gork, 17. November 2022 – 5. Februar 2023

INTERNATIONALE AUSSTELLUNGEN

Offizieller Österreich-Beitrag zur XXIII. Triennale di Milano 2022:
UNKNOWN UNKNOWNS. AN INTRODUCTION TO MYSTERIES
Mailand, 20. Mai – 20. November 2022

SAGMEISTER & WALSH. Beauty
vorarlberg museum, Bregenz, 9. April – 16. Oktober 2022

Der Pressetext zur MAK-Jahrespressekonferenz und das Jahresprogramm 2022 mit Texten zu allen Ausstellungen sowie Bildmaterial stehen unter MAK.at/presse zum Download bereit.

MAK-Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Judith Anna Schwarz-Jungmann (Leitung)
Sandra Hell-Ghignone, Ulrike Sedlmayr
T: +43 1 711 36-233, -212, -229
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