Ukraine – SPÖ-Bayr: „Das blockieren von Schiffen ist erst der Anfang“
Weltweite Hungerkrise steht bevor
Wien (OTS/SK) – Hunderte ukrainische Schiffe für den Weizenexport werden seit Tagen von Russland im Schwarzen Meer an der Weiterfahrt blockiert, gestern wurden fünft davon mit zehntausenden Tonnen Getreide an Bord von russischen Schleppschiffen gestohlen. „Hunger wird in diesem Krieg gezielt als Waffe und Druckmittel eingesetzt. Ich schließe mich dem Aufruf der Vereinten Nationen an, sichere Handelsrouten für diese Schiffe zu gewährleisten, um eine unmittelbar bevorstehende humanitäre Katastrophe zu verhindern!“, betont Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung. *****
Das World Food Programme warnt vor der schlimmsten Hungerkrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Der weltweite Hunger ist in der Covid-19 Pandemie um 18 Prozent gestiegen. Laut Angaben der Vereinten Nationen könnte der Krieg in der Ukraine weitere sieben bis 13 Millionen Menschen in den Hunger stürzen. „Das sind erschreckende Aussichten besonders für krisengebeutelte Länder wie Äthiopien, Afghanistan, Syrien, den Jemen und den Sudan, die sich bereits jetzt in einer humanitäre Katastrophe befinden“, mahnt Bayr.
Auch die Menschen in der Ukraine hungern. Supermärkte und Lebensmittelversorger werden gezielt angegriffen. In der seit fast zwei Wochen belagerten Stadt Mariupol sterben Menschen nicht nur doch Bomben, sondern auch an Hunger und Kälte. Die Bevölkerung ist von Fluchtrouten und Versorgungswegen abgeschnitten. „Das ist ein weiteres entsetzliches Verbrechen“, so Bayr.
„Für die Ernte 2022 müssen eigentlich jetzt die Feldarbeiten in der Ukraine beginnen, sonst fällt die heurige Ernte aus und eine weltweite Hungerkatastrophe steht bevor. Fruchtbares Land wird durch den Angriffskrieg zerstört, der Treibstoff ist knapp und teuer und erfahrene Landarbeiter*innen flüchten oder kämpfen im Krieg“, so Bayr.
Die Ukraine exportierte bisher 20 bis 25 Millionen Tonnen Weizen pro Jahr und ist damit für 12 Prozent des Weizenbedarfs auf dem afrikanischen Kontinent verantwortlich. Nach Angaben der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) sind 25 afrikanische Länder von ukrainischen Weizenexporten abhängig. „Wie in jeder globalen Krise sind die ärmsten Menschen in den ärmsten Ländern am stärksten betroffen“, stellt Bayr fest.
China, dessen letzte Ernte durch schweren Überflutungen um ein Drittel geschmälert wurde, wird heuer verstärkt auf dem Weltmarkt einkaufen. „Das World Food Programme muss unbedingt mit den nötigen Mitteln ausgestattet werden. Arme Länder können bei der weltweit gestiegenen Nachfrage nach Getreide beim Einkaufen nicht mithalten und gehen sonst womöglich ganz leer aus“, fordert Bayr.
Auch die Energiepreise stiegen weltweit, was die Kosten für Transport und Dünger, beides von großer Bedeutung für die landwirtschaftliche Produktion, empfindlich erhöhen wird. Russland ist für 15 Prozent des weltweiten Düngerbedarfs verantwortlich. Belarus ist der führende Dünger-Exporteur für den Soja- und Maisanbau. Durch Sanktionen und Exportstopps wird es auch hier zu folgenreichen Engpässen auf dem Weltmarkt kommen. „Die heurige Ernte wird weltweit durch die geringere Verfügbarkeit von Düngemitteln weitaus schlechter ausfallen als gewohnt“, warnt Bayr.
Laut Landwirtschaftskammer Oberösterreich ist die Selbstversorgung mit Brot- und Futtergetreide in Österreich gut abgesichert. Der Bedarf für Bioenergie und industrielle Getreideverwertung kann aber nur durch Importe abgedeckt werden.
Im Agrana Bioethanolwerk in Niederösterreich werden jährlich aus rund 600.000 Tonnen Getreide, vorrangig Weizen und Mais, etwa 250.000 m³ Bioethanol hergestellt. Agrana ist zu 100 Prozent ein Tochterunternehmen der Raiffeisen-Holding. „Ich fordere inmitten einer globalen Hungerkrise dazu auf, die Beimischung von sogenannten Biokraftstoffen auszusetzen!“, erklärt Bayr und ergänzt abschließend:
„Diese Technologie ist energiepolitisch kein Zukunftsmodell. Wegen der drohenden Klimakatastrophe müssen wir ohnehin so rasch wie möglich aus der Verwendung von Verbrennungsmotoren aussteigen.“ (Schluss) ls
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