Train of Hope: Versagen des Bundes führt zu Ausnahmesituation, ohne Städte und Gemeinden droht Überforderung in wenigen Tagen
„Wenn wir nicht wollen, dass Zehntausende auf der Straße schlafen oder in menschenunwürdigen Quartieren untergebracht werden, müssen wir jetzt handeln!“
Wien (OTS) – Der Verein Train of Hope, der seit Anfang März im Humanitären Ankunftszentrum in Wiens zweitem Bezirk Vertriebene aus der Ukraine betreut, appelliert an Österreichs Bürgermeister:innen, Eigeninitiative zu ergreifen und ihren Beitrag für eine menschenwürdige Unterbringung von ukrainischen Familien zu leisten.
„Die Verteilung von vertriebenen Familien auf Unterkünfte, die den Bedürfnissen der vielen Mütter und Kinder gerecht werden, muss schneller passieren. Derzeit erfolgt die Unterbringung in geeigneten Unterkünften durch den Bund nur -höflich formuliert- sehr schleppend – und das, obwohl etliche Privatpersonen bereits vor Wochen Wohnraum angeboten haben und bereit wären, Familien aufzunehmen“, kritisiert Manuela Ertl, Krisenkoordinatorin von Train of Hope, die Versäumnisse im Krisenmanagement des Bundes.
Die derzeitige Situation ist für alle Beteiligten frustrierend. Auf der einen Seite kommen täglich hunderte Familien mit Kindern an. Für sie mangelt es an geeigneten Wohnplätzen – quantitativ und qualitativ. Auf der anderen Seite melden sich bei Train of Hope täglich hunderte Privatpersonen, die Wohnraum anbieten und nun nicht mehr länger warten wollen. Die meisten von ihnen haben freie Wohnmöglichkeiten bereits vor zwei bis drei Wochen bei der BBU gemeldet. Auf eine Rückmeldung warten viele noch immer.
„Angebot und Nachfrage finden vielfach nicht zueinander, obwohl beides vorhanden ist. Statt die vertriebenen Familien menschenwürdig und kindgerecht in Privatquartieren unterzubringen und somit auch den Grundstein für eine gelungene Integration zu legen, werden Familien mit Kleinkindern teilweise in Hallen untergebracht und oft nur notdürftig betreut. Das Kindeswohl bleibt viel zu oft außer Acht.“, so Ertl.
NGOs, die die mangelnde Versorgung von vertriebenen Familien nicht länger tatenlos hinnehmen wollen, übernehmen zunehmend staatliche Aufgaben und vermitteln Familien in Privatunterkünfte. Was ehrenamtlich gut funktioniert, scheint auf Bundesebene im großen Stil an einer mangelnden Koordination zu scheitern.
Train of Hope appelliert daher an Österreichs Bürgermeister:innen, nun selbst aktiv zu werden, Aufnahmemöglichkeiten in den eigenen Städten und Gemeinden zu erheben und Familien eigeninitiativ aufzunehmen. Erste Bürgermeister:innen sind bereits mit gutem Beispiel vorangegangen und haben in der letzten Woche dutzende von Train of Hope vermittelte Familien untergebracht.
„Es warten bereits hunderte Familien auf eine adäquate Unterbringung und der Bedarf wächst täglich. Es ist keine Zeit mehr, darauf zu warten, bis private Unterbringungsmöglichkeiten österreichweit koordiniert werden. Wir rufen die Städte und Gemeinden auf, jetzt Verantwortung zu übernehmen, das Scheitern des Bundes zu kompensieren und diese Herausforderung gemeinsam mit der Zivilgesellschaft zu lösen. Gemeinden können sich direkt an uns wenden und Plätze anbieten, wir sorgen für die Vernetzung, die der Bund nicht hinbekommt.“, so Ertl.
Train of Hope entstand im Herbst 2015 am Höhepunkt der Fluchtbewegung als Initiative von Freiwilligen am Wiener Hauptbahnhof. Sieben Jahre später ist Train of Hope wieder in der Akuthilfe aktiv und empfängt Vertriebene aus der Ukraine im Humanitären Ankunftszentrum in Wien. Seit Eröffnung am 3. März 2022 wurden über 21.000 Personen betreut.
Train of Hope
+43 660 91 38 962
office@trainofhope.at
http://www.trainofhope.at
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