Neue Gentechnik-Pflanzen: Blick in Entwicklungspipeline deckt Greenwashing auf

25 Jahre nach Gentechnik-Volksbegehren Vorstoß zur Deregulierung des EU-Gentechnikrechts

Wien (OTS) – Heute vor 25 Jahren, am 7. April 1997, startete die Eintragungswoche des österreichischen Gentechnik-Volksbegehrens. Damals hatten die Saatgut- und Chemiekonzerne mit dem Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft beispielsweise das Ende des Hungers auf der Welt versprochen, um sie salonfähig zu machen. “Heute verspricht die Biotech-Industrie mittels Neuer Gentechnik (NGT) ‘klimafitte’ Pflanzen zur Bewältigung der Klimakrise. Allein die bloße Ankündigung solcher Pflanzen nutzt die Europäische Kommission für den Versuch, das bestehende EU-Gentechnikrecht zu deregulieren, ohne nachvollziehbare Begründung”, kritisiert Brigitte Reisenberger, GLOBAL 2000 Gentechniksprecherin. Die Österreichische Umweltschutzorganisation und die IG Saatgut haben einen [genauen Blick in die Entwicklungspipeline]
(https://www.global2000.at/sites/global/files/NGT_Produkte-in-der-Ent
wicklungspipeline_GLOBAl2000_IGSaatgut.pdf) geworfen. “Abseits der großspurigen Klima-Versprechungen und Ankündigungen der Konzerne fällt der Faktencheck mager aus: Wahrscheinlich sind nicht mehr als drei Neue Gentechnik-Pflanzen in einzelnen Ländern auf dem Markt:
Herbizidresistenter Raps, Soja mit einem veränderten Ölsäuregehalt und die so genannte GABA-Tomate. Unsere Recherche offenbart vollmundige Versprechungen, real findet sich bislang kein einziger Zulassungsantrag für ‘klimafitte’ NGT-Pflanzen”, so Eva Gelinsky von der IG Saatgut, Autorin des Fact-Sheets.

Das [Fact-Sheet “Neue Gentechnik-Pflanzen: Blick in die Entwicklungspipeline”]
(https://www.global2000.at/sites/global/files/NGT_Produkte-in-der-Ent
wicklungspipeline_GLOBAl2000_IGSaatgut.pdf) liefert eine Übersicht über die neuen gentechnisch veränderten Pflanzen, die sich tatsächlich in Entwicklung befinden. Bislang werden erst sehr wenige Pflanzen kommerzialisiert. Die marktbeherrschenden Agrarkonzerne Bayer, BASF, Corteva und Syngenta nutzen Verfahren wie CRISPR/Cas in der Pflanzenentwicklung und machen kaum transparent, für welche Pflanzen oder Eigenschaften sie die neuen Verfahren einsetzen. Erst durch einen Zulassungsantrag bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wurde bekannt, dass Pioneer (Corteva) an einem Mais arbeitet (Mais DP915635), der resistent gegen das Herbizid Glufosinat ist und ein Insektengift produziert. Ob dieser Mais bereits kommerziell angebaut wird, ist unklar. Es ist der bislang einzige Zulassungsantrag für eine NGT-Pflanze in der EU.

Weltweit im kommerziellen Anbau sind vermutlich erst drei Pflanzen, die mit den Neuen Gentechnik-Verfahren entwickelt wurden. Der herbizidresistente Raps der Firma CIBUS, der mittels des RTDSTM (Oligonukleotid-gerichtete Mutagenese) Verfahrens entwickelt wurde (Anbau: USA, Kanada). Die Soja mit einem veränderten Ölsäuregehalt der Firma Calyxt, bei der TALEN zum Einsatz kam (Anbau: USA). Die „GABA-Tomate“ (erhöhter Gehalt an Gamma-Amino-Buttersäure) des Unternehmens Sanatech Seed, die mittels CRISPR-Cas9 verändert wurde (Anbau: Japan). Die Bandbreite der Eigenschaften, an denen mit Hilfe der Neuen Gentechnik gearbeitet wird, ist groß. Am weitesten verbreitet sind Eigenschaften wie die Herbizidresistenz, diverse Krankheitsresistenzen, erhöhter/veränderter Öl- oder Proteingehalt, “Non-browning” oder eine “verbesserte” Nährstoffzusammensetzung. „Eigenschaften, die als relevant für die Anpassung der Landwirtschaft an die Erderhitzung beschrieben werden – darunter Kälte-, Trockenheits- und Salztoleranz – tauchen bislang nur vereinzelt in den Entwicklungspipelines der Unternehmen auf. Die Klimakrise drängt und verursacht schon jetzt große Schäden. Wir dürfen nicht Zeit mit Luftschlössern verschwenden, sondern müssen jetzt rasch die agrarökologische Forschung und die Biozüchtung ausbauen. Die Zukunft liegt in einer vielfältigen Landwirtschaft – die Hand in Hand mit echtem Klima- und Umweltschutz geht”, sagt Eva Gelinsky.

„Noch sind unsere Felder frei von Gentechnik-Pflanzen. Biotech-Konzerne versuchen – 25 Jahre nach dem erfolgreichen Österreichischen Gentechnik-Volksbegehren – nun, mit Greenwashing-Versuchen der NGT-Pflanzen die Gentechnik auf unsere Teller zu bringen. Eine Regulierung der NGT-Pflanzen unter der bestehenden Gentechnikgesetzgebung sichert eine umfassende Risikoprüfung, lückenlose Rückverfolgbarkeit und verpflichtende Kennzeichnung und gewährleistet Transparenz in Europa”, fasst Brigitte Reisenberger die Forderungen der [GLOBAL 2000-Petition “Pickerl drauf! – Neue Gentechnik im Essen regulieren und kennzeichnen”] (https://www.global2000.at/pickerl-auf-gentechnik) zusammen.

Selina Englmayer, GLOBAL 2000 Pressesprecherin, +43 699 14 2000 26, selina.englmayer@global2000.at
Brigitte Reisenberger, GLOBAL 2000 Gentechniksprecherin, +43 699 14 2000 69, brigitte.reisenberger@global2000.at
Eva Gelinsky, IG Saatgut, +41 (0)77 50 668 55, eva.gelinsky@ig-saatgut.de

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