Der Arbeitsklima Index zeigt harte Zeiten für Führungskräfte: Corona, Dauerstress, schwere Entscheidungen

Linz (OTS) – Die Zufriedenheit der Beschäftigten in Österreich mit ihren Führungskräften sinkt kontinuierlich, die Pandemie hat diesen Trend verstärkt. Die Folgen sind gravierend: Denn schlechte Führung macht unzufrieden und erhöht das Risiko zu erkranken. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index. AK-Präsident Andreas Stangl sieht die Unternehmen in der Pflicht, den Führungskräften die für ihre Aufgabe notwendige Zeit zur Verfügung zu stellen. Denn Zeitdruck, Arbeitsdruck und Unterbrechungen der Freizeit wirken sich unmittelbar auf das Führungsverhalten und die Motivationsfähigkeit aus.

Die Zufriedenheit der österreichischen Beschäftigten mit ihren Führungskräften ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Waren 2017 noch 72 Prozent und zwei Jahre später 68 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer/-innen mit ihrer Chefin oder ihrem Chef zufrieden, so sind es derzeit nur noch 64 Prozent. Nur mit dem Einkommen und den Aufstiegsmöglichkeiten sind die österreichischen Beschäftigten noch weniger zufrieden.

Die Pandemie hat den Trend verstärkt. Nur ein Drittel der Beschäftigten, die sich im Betrieb nicht ausreichend vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus geschützt fühlen, sind mit ihren Führungskräften zufrieden. Dazu kamen vor allem in der Frühphase der Pandemie neue Konflikten zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern/-innen, etwa wenn Beschäftigte andere Tätigkeiten außerhalb des vereinbarten Aufgabenbereichs übernehmen oder Überstunden machen mussten.

Unzufriedenheit mit dem Führungsstil führt dazu, dass Beschäftigte unzufriedener mit ihrem Beruf sind, viel eher den Beruf oder die Firma wechseln oder erst gar nicht mehr im Unternehmen zu arbeiten beginnen würden. Nicht zuletzt hat schlechte Führung auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten. Während fast ein Drittel jener, die mit ihrer Führungskraft zufrieden sind, über einen sehr guten Gesundheitszustand berichten, sind es bei den Unzufriedenen nur 18 Prozent. Wer unzufrieden mit der Führungskraft ist, leidet viel häufiger unter Stress und Zeitdruck. Daraus resultieren erhöhtes Risiko für Angst- und Beruhigungszustände, Gereiztheit, Depressivität oder soziale Isolation sowie Resignation und Burnout-Gefahr. Damit nicht genug: Beschäftigte, die einen schlechten Führungsstil beklagen, führen ihre gesundheitlichen Probleme auch häufiger auf die Arbeit zurück. Sie sind sich also dessen bewusst, dass sie die Arbeit krank macht – und gehen auch an doppelt so vielen Tagen krank zur Arbeit als Beschäftigte, die mit ihrer Führungskraft zufrieden sind. „Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig gute Führungskräfte für den Erfolg des Unternehmens und die Zufriedenheit und Gesundheit der Beschäftigten sind“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Dabei sei es wichtig, Betriebsräte/-innen und Personalvertreter/-innen stärker einzubinden, weil sie die Belegschaften und deren Bedürfnisse am besten kennen.

Aber wer sind eigentlich die Führungskräfte? Laut Arbeitsklima Index bekleiden 15,5 Prozent aller Beschäftigten in Österreich, das sind rund 589.000 Personen, eine Führungsposition mit mindestens einer Mitarbeiterin / einem Mitarbeiter. Vier von zehn führen weniger als fünf Beschäftigte. Zwei Drittel der Führungskräfte sind Männer, knapp die Hälfte ist über 45 Jahre alt. Nur acht Prozent der Führungskräfte haben einen Migrationshintergrund. Um es in eine Führungsposition zu schaffen, ist ein hoher Bildungsabschluss sehr hilfreich. Kinder sind nur für Männer von Vorteil: Während Väter überdurchschnittlich häufig zu Führungskräften aufsteigen, sind Mütter (auch im Vergleich zu Frauen ohne Kinder) in den Führungsriegen stark unterrepräsentiert.

Im Schnitt arbeiten Führungskräfte 40,5 Stunden/Woche, um fast vier Stunden länger als Beschäftigte ohne Leitungsfunktion, aber um knapp drei Stunden kürzer als vor Corona. Ein Grund dafür: Drei von zehn Führungskräften waren 2020 in Kurzarbeit, 2021 waren es noch 10 Prozent. Damit waren Führungskräfte sogar etwas häufiger in Kurzarbeit als ihre Beschäftigten, aber weniger stark von Arbeitslosigkeit betroffen.

Belastet fühlen sich Führungskräfte insbesondere durch Zeitdruck, Arbeitsdruck und Unterbrechungen der Freizeit. Diese Belastungen sind höher als bei Beschäftigten, die keine Führungsverantwortung haben, und auch höher als vor der Pandemie. Die größte Herausforderung besteht für knapp ein Drittel aller Führungskräfte darin, harte Entscheidungen treffen zu müssen.

Trotz der hohen Belastungen im Beruf sind Führungskräfte mit ihrer Arbeit und ihrem Leben teils deutlich zufriedener als Beschäftigte ohne Führungsaufgaben. Besonders groß ist der Unterschied bei der Zufriedenheit mit dem Einkommen, den eigenen Karrierechancen und dem gesellschaftlichen Status.

Alle Infos zum Arbeitsklima Index, der von IFES und SORA im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird, finden Sie unter [ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima]
(http://ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima)

[Eine ausführliche Presseunterlage sowie die Ergebnisse der Studie von IFES und Sora finden Sie hier.]
(https://ooe.arbeiterkammer.at/service/presse/AKI-_Harte_Zeiten_fuer_
Fuehrungskraefte.html)

Arbeiterkammer Oberösterreich, Kommunikation
Mag. Dominik Bittendorfer
+43 (0)50 6906-2191
dominik.bittendorfer@akooe.at
ooe.arbeiterkammer.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender

Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.