Grüne/Voglauer anlässlich 80 Jahre Deportation der kärntnerslowenischen Familien 1942: Entschuldigung war überfällig

Grüne: Österreich muss Verantwortung für Verbrechen an der slowenischen Volksgruppe übernehmen und sich in einem proaktiven Volksgruppenschutz beweisen

Wien (OTS) – „Die wenigen noch lebenden Zeitzeug:innen haben es erlebt, den meisten Überlebenden blieb es aber verwehrt: eine Entschuldigung von offizieller Seite dafür, was ihnen und ihren Familien 1942 angetan wurde. Die slowenischen Familien aus Kärnten haben sich nichts zu Schulden kommen lassen. Sie wurden ausschließlich aufgrund der NS-Rassenideologie und ihrer Zugehörigkeit zur slowenischen Volksgruppe von den Nazis deportiert, verfolgt, zur Zwangsarbeit herangezogen, erniedrigt und entmenschlicht. Manche wurden aus den Lagern in KZs verbracht und ermordet. Diese Traumata sind heute noch allgegenwärtig und werden nachfolgenden Generationen weitergegeben“, so Olga Voglauer, Sprecherin für Volksgruppen und Gedenkkultur der Grünen.

Anlässlich des 80-jährigen Gedenkens, hat sich am Donnerstag der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser dafür offiziell entschuldigt. Im Jahr 1942, am 14. und 15. April wurde die sogenannte „zwangsweise Aussiedelung“, wie sie in der Anordnung von Heinrich Himmler euphemistisch bezeichnet wurde, durchgeführt. Slowenische Familien aus Kärnten wurden überfallsartig von ihren Häusern abgeholt, in ein Sammellager in Klagenfurt verbracht, wo man sie registrierte und mit einer sogenannten „Herdstellennummer“ versah. Die Familien mussten ihren Besitz in die Verwaltung der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft übergeben. Es wurden insgesamt 917 Personen, davon die Hälfte Kinder und Jugendliche, in vom NS-Deutschland verwaltete Lager, großteils in der Nähe von Nürnberg, verbracht. In den Lagern wurden alle Arbeitsfähigen zu Arbeitsleistungen herangezogen, meist im Bereich der kriegswichtigen Industrie. Die „Ausgesiedelten“ (Slowenisch:
„izseljenci“) wurden systematisch gedemütigt und ihrer Würde beraubt, die slowenische Sprache verboten. Es herrschte Angst und Ungewissheit über ihr weiteres Schicksal.

Voglauer kritisiert, dass diese Verbrechen im Geschichtsbewusstsein Kärntens und Österreichs insgesamt entweder gar nicht oder nur unzureichend präsent sind. „Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir – auch 80 Jahre danach – der Deportation der slowenischen Familien aus Kärnten/Koroška und der an ihnen begangenen Verbrechen gedenken und diese klar benennen. Wir können die Verbrechen an der slowenischen Volksgruppe in Kärnten nicht wieder gut machen. Eine offizielle Entschuldigung ist aber ein symbolischer Akt gegenüber den Überlebenden, ihren Nachkommen und der Volksgruppe. Kärnten hat jetzt einen ersten Schritt dazu gesetzt.“

Voglauer mahnt weiters ein, dass es neben Worten, vor allem Taten braucht. „Kärnten wird an seinem Umgang mit den Volksgruppen gemessen. Verantwortung zu übernehmen heißt dies jeden Tag und aus Überzeugung zu tun, nicht nur anlässlich von Gedenktagen. Denn im Alltag spiegelt sich der Umgang wider. Kärnten und Österreich müssen sich jetzt im Tun beweisen. Die angestrebten Reformen der Minderheitenschutzbestimmungen, vor allem des Volksgruppengesetzes und des zweisprachigen Schulwesens, sind rasch umzusetzen.“

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