Willi Resetarits und das Integrationshaus: 30 Jahre persönlicher Einsatz für sein Lebensprojekt
Wie aus einer solidarischen Idee ein Kompetenzzentrum für die Aufnahme und Integration von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund wurde
Wien (OTS) – Vor 27 Jahren öffnete das Integrationshaus in der Engerthstraße im 2. Bezirk in Wien seine Tore, um Schutz und Begleitung für geflüchtete Menschen zu bieten. Nicht nur Unterkunft, sondern auch Betreuung, Beratung und Bildung für die Bewohner*innen waren seit der Gründungsidee vor 30 Jahren wesentliche Grundpfeiler des heutigen Kompetenzzentrums. Mittlerweile nehmen jährlich über 3.000 Menschen diese Angebote in Anspruch. „Das Integrationshaus ist recht rasch zu einem national wie international anerkannten Vorbildprojekt angewachsen. Doch mit Willi Resetarits haben wir die Seele und den großen Kraftspender verloren. Sein Verständnis einer menschenwürdigen Unterbringung und Betreuung von Geflüchteten sowie von Beratungs- und Bildungsangeboten war und ist der Grundstein für unsere Arbeit. Wir werden sie wie bisher ganz im Sinne von Willi weiterführen“, so die Geschäftsführer*innen Alexandra Jachim und Martin Wurzenrainer zum unerwarteten Tod von Willi Resetarits.
Vom Anfang bis heute ein Gedanke: menschenwürdige Aufnahme und Unterstützung Geflüchteter
„Er hatte einen untrüglichen Sinn für Richtig oder Falsch und hielt Ungerechtigkeit einfach nicht aus. Damit hat er aus seiner Position heraus die Stimme für Menschen erhoben, für die normal nicht so schnell jemand den Mund aufmacht“, erinnert sich die heutige Vorstandsvorsitzende Katharina Stemberger an Willi Resetarits. Die Grauen des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien und die vielen unbetreuten Geflüchteten in Wien waren die Initialzündung einer Gruppe an Menschenrechtsaktivist*innen um Willi Resetarits und Sepp Stranig, heute stv. Vorstandsvorsitzender, zur Umsetzung eines „Projekt Integrationshaus“. „Wir kämpften für ein Haus, in dem geflüchtete Menschen ihr Leben wieder selbständig in die Hand nehmen können – eine Bleibe mit eigenem Wohnraum, psychosozialer Betreuung, Beratung und Bildung sowie einem geeigneten Platz für geflüchtete Kinder“, erinnert sich Stranig.
Im Juni 1995 fand die offizielle Eröffnung statt. Die langjährige Geschäftsführerin Andrea Eraslan-Weninger erinnert sich an die Zusammenarbeit mit Willi Resetarits seit der ersten Stunde: „Er war ein großer Menschenrechtler, der die Menschen geliebt hat und allen immer auf Augenhöhe begegnete. Er kannte das Leid von Geflüchteten und wusste, wo in der Flüchtlingspolitik der Schuh drückt. Er wollte Taten setzen. Höchste Professionalität und Herzensbildung waren ihm dabei wichtig. Mit dem Integrationshaus ist ihm das bestens gelungen.“
Die Leitidee: eigene vier Wände und professionelle Betreuung
für Geflüchtete
Die Schwerpunkte der Arbeit des Integrationshauses sind eine menschenwürdige Unterbringung sowie Projekte zur mehrsprachigen, psychosozialen, psychologischen, sozialpädagogischen und rechtlichen Beratung und Betreuung – sowohl für Erwachsene wie auch für Kinder. Asylwerber*innen, Geflüchtete, aber auch Menschen mit Migrationshintergrund, finden in Projekten des Integrations-hauses Unterstützung für ihre nächsten Schritte in eine sichere Zukunft. Es geht vor allem darum, gezielt professionelle und individuelle Hilfe und Orientierung anzubieten. Jede Familie und jede Einzelperson hat beispielsweise im Integrationshaus ihre eigenen vier Wände – einen Rückzugsort, einen Raum für sich, samt Kochgelegenheit. Denn Selbst-Kochen und Miteinander-Essen tragen wesentlich dazu bei, nach der Flucht wieder Halt im Alltag und in der Familie zu finden. Das professionelle Team des Integrationshauses, mittlerweile über 150 Mitarbeiter*innen, sieht sich in den unterschiedlichen Bereichen dabei als Wegbegleiter.
Von Anfang an: starkes Engagement von Künstler*innen und Expert*innen
Auch bei kulturellen Begegnungsprojekten und Veranstaltungen des Integrationshauses steht eines von Beginn an im Mittelpunkt: Einen Raum für den Dialog verschiedener Kulturen, das Verständnis für professionelle Flüchtlingsbetreuung und finanzielle Ressourcen für die Arbeit des Integrationshauses zu schaffen. Die Kombination aus diesen Aspekten macht den transkulturellen verbindenden Schwer-punkt von Anfang an so wichtig für den Verein. Denn neben Willi Resetarits und der Musikgruppe „Schmetterlinge“ waren auch zahlreiche Expert*innen für die professionelle Flüchtlingsbetreuung aus verschiedenen Berufsbereichen entscheidend beteiligt. So konnten soziale, kulturelle und künstlerische Zugänge in wegweisenden Projekten bereichernd zusammenwirken, ohne sich von der gegenläufigen Politik entmutigen zu lassen. Noch heute sind viele der engagierten Personen aus der Anfangszeit als Unterstützer*innen tätig und setzen sich für Solidarität und Menschlichkeit im Umgang mit Schutzsuchenden ein. Neben dem jährlichen Flüchtlingsball im Wiener Rathaus mit zahlreichen Live-Konzerten sind es konkret auch die Kabarettabende „Lachen hilft!“ im Wiener Stadtsaal, deren Reinerlöse an die Projekte für geflüchtete Menschen im Integrationshaus gehen.
Verein Projekt Integrationshaus
Das Integrationshaus ist ein auf nationaler und internationaler Ebene anerkanntes Kompetenzzentrum für die Aufnahme und Integration von Geflüchteten und Migrant*innen. Schutzsuchende finden hier sowohl Unterkunft als auch Betreuung, Bildung und Beratung. Besonders berücksichtigt werden Menschen mit erhöhtem Betreuungsbedarf, wie Traumatisierte, Alleinerzieher*innen, physisch und psychisch Kranke sowie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Das Integrationshaus hilft ihnen, eine Zukunftsperspektive zu finden und ist ein Praxisbeispiel für Flüchtlingsschutz, Mehrsprachigkeit, Vielfalt und Chancengerechtigkeit. 150 Mitarbeiter*innen zeigen gemeinsam mit Freiwilligen tagtäglich, wie die Aufnahme und Integration von Geflüchteten und Migrant*innen bestmöglich funktioniert.
Verein Projekt Integrationshaus
Mag. Isabella Tömpe
Öffentlichkeitsarbeit
+43 1 212 35 20 96
i.toempe@integrationshaus.at
www.integrationshaus.at
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