AK: Dringender Handlungsbedarf bei Lehrplänen und Schulressourcen
Der Verordnungsentwurf für die neuen Lehrpläne stellt endlich Kompetenzorientierung in den Vordergrund, geht jedoch alte Probleme nicht an.
Wien (OTS) – Lehrerinnen und Lehrer, das Bildungsministerium und die Arbeiterkammer sind sich einig, dass der Fächerkanon modernisiert werden muss. Die neu erarbeiteten Lehrpläne setzen hierbei einen ersten wichtigen Schritt. Der Minister hat seine Skepsis zum Fächerkanon kurz vor Begutachtung der neuen Lehrpläne in einem Interview öffentlich gemacht. Ilkim Erdost, AK Bereichsleiterin Bildung, zeigt sich über dieses Vorgehen verwundert. „Neue Lehrpläne auszuarbeiten ist sowohl in Entwicklung als auch Ausrollung für alle Beteiligten unglaublich ressourcen- und zeitintensiv. Dabei muss am Ende auch ein Ergebnis stehen, das zukunftsweisend ist und nicht am Ziel vorbeigeht.“
Erdost fordert stattdessen, dass der Bildungsminister die Herausforderungen an den Schulen klar benennt, anpackt und die Schulen in ihrer Entwicklung mit entsprechenden Ressourcen unterstützt und für diesen Weg motiviert. Positiv streicht die Arbeiterkammer hervor, dass nun im vorliegenden Entwurf endlich der Kompetenzerwerb, kritisches Denken und fächerübergreifendes Verständnis statt dem Erwerb detaillierter Fähigkeiten im Vordergrund stehen soll. „Es ist notwendig, dass die Lehrpläne modernisiert werden. Der vorliegende Entwurf setzt wichtige Akzente, bleibt jedoch letztlich hinter den Anforderungen zurück. Wir brauchen unbedingt auch die passende Unterstützungsstruktur, um Pläne am Papier praxisnah umzusetzen“, so Erdost.
Die Arbeiterkammer, die vom Bildungsministerium in die Ausarbeitung der Lehrpläne nicht eingebunden war, sieht nach Begutachtung großen Handlungsbedarf, um den Unterricht an die aktuellen Herausforderungen anzupassen und Kindern und Jugendlichen die besten Voraussetzungen für ihre Bildung zu schaffen.
• Reform der Deutschförderklassen: Deutsch als Zweitsprache zu erlernen, braucht gute Rahmenbedingungen. Die Deutschförderklassen sind ein veraltetes und starres Modell und bieten diese guten Rahmenbedingungen nicht. Wichtig ist viel Austausch mit Gleichaltrigen, die Deutsch als Erstsprache sprechen – denn dann lernt man Sprache am schnellsten.
• Intensives Üben und Lernen der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen: Eine Wochenstunde Förderunterricht ist nicht ausreichend. Schulen sollten daher ein höheres Ausmaß an Stunden für die Förderung finanziert bekommen.
• Englischlernen ohne Ziffernnote: Gerade der Erstkontakt zur lebenden Fremdsprache sollte ohne Druck gelebt werden. Daher empfiehlt die AK besonders dieses Fach in der Volksschule von einer Leistungsbeurteilung mittels Ziffernnote für die Lebende Fremdsprache auszunehmen.
• Einführung der täglichen Turnstunde: Bewegung und Sport ist gerade für die jüngsten Schüler:innen von großer Bedeutung. Weiterhin haben die Volksschüler:innen in der 3. und 4. Klasse nur zwei Turnstunden in der Woche.
• Unterrichtsbereiche statt -fächer in Sekundarstufe I:
Beispielsweise statt Biologie, Physik, Chemie der Bereich Naturwissenschaften.
• Stoffreduzierung Mathematik: Es wäre an der Zeit, die Inhalte des Fachs kritisch zu hinterfragen. Ist es notwendig, Jugendliche mit Integral- und Differentialrechnungen zu konfrontieren? Der AK Nachhilfebarometer zeigt, dass für Mathematik mit Abstand am häufigsten bezahlte Nachhilfe benötigt wird, weil nur wenige Eltern ihre Kinder unterstützen können. Dies liegt überwiegend an den Inhalten.
„Wir müssen dafür sorgen, dass aus dem Angstfach Mathematik ein Fach wird, in dem Erlerntes anwendbar gemacht wird. Mathematik ist die Sprache der Physik. Sie wird jedoch nicht verstanden und gesprochen, wenn nur für Prüfungen auswendig gelernt und dann wieder vergessen wird“, meint Erdost. Um Inhalte wirklich zu verstehen, sieht die Arbeiterkammer Personalbedarf an den Schulen. Die AK schlägt daher eine Schulfinanzierung nach dem Modell des AK Chancenindex vor, der Schulen abhängig der Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler am jeweiligen Standort zusätzliche Ressourcen zuteilt, um Kinder entsprechend individuell fördern zu können.
In den Unterrichtsstunden, in denen die Grundkompetenzen Deutsch und Mathematik erlernt und geübt werden, sollte eine zweite Lehrperson in der Klasse unterrichten, um das individuelle Lernen zu ermöglichen. Diese Basis der Grundkompetenzen ist als Basis für die gesamte Bildungslaufbahn von großer Bedeutung.
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