Studie des Innovationsdienstleisters Zühlke zur Finanzbildung: Preissteigerungen setzen Sparern stark zu

* Knapp 80 Prozent der österreichischen Bankkund:innen sind durch die aktuellen Preissteigerungen stark belastet
* Nur jeweils rund 20 Prozent der Befragten geben an, Fonds/ETFs bzw. Aktien zu besitzen
* Männer setzen stärker auf Aktien, Fonds und Kryptowährungen als Frauen

Die aktuellen monatlichen Inflationsraten von zuletzt über neun Prozent treiben die österreichischen Bankkund:innen um. Laut der Umfrage „Educational Banking – Mit Finanzbildung gegen die Inflation?“ des Innovationsdienstleisters Zühlke spüren rund 80 Prozent von ihnen eine starke Belastung durch die aktuellen Preissteigerungen. Das befeuert das Interesse an Themen wie Sparen und Geldanlage. Rund 60 Prozent der Befragten im Alter von 18 bis 60 Jahren geben zu Protokoll: „Ich möchte mich stärker mit dem Thema Geldanlage befassen.“ In den Altersklassen bis 39 Jahre sind es über 70 Prozent. „Insbesondere für junge Menschen ist die hohe Inflation ein Bedrohungsszenario. Sie erkennen, dass sie dringend handeln müssen, um später ein sicheres Auskommen zu haben“, erklärt Helmut Taumberger – Managing Director Market Units bei Zühlke Austria.  

Aktuell sparen die Österreicher:innen laut der Studie, um sich ein finanzielles Polster für Notfälle anzulegen (52 Prozent), für den Urlaub (38 Prozent) und die Altersvorsorge (37 Prozent). Kapitalanlage nennen lediglich 23 Prozent als Sparziel. Was die Summe betrifft, die monatlich zurückgelegt wird, zeigt sich ein gespaltenes Bild: 46 Prozent der Befragten legen mindestens 150 Euro zurück und jeder zwölfte sogar mehr als 500 Euro. Am anderen Ende der Skala sparen 44 Prozent der Befragten weniger als 100 Euro, mehr als jeder zehnte sogar gar nicht. Von dieser Gruppe erklären über 90 Prozent: „Es ist mir finanziell nicht möglich zu sparen.“

Neben den unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen deuten die Umfrageergebnisse auch auf zwiespältige Einstellungen und Empfindungen zum Thema Geld, Risiko und Sparen hin. So erklären 86 Prozent der Befragten: „Es gibt Wichtigeres im Leben als Geld.“ 69 Prozent sind allerdings auch überzeugt, dass Geld glücklich macht. 81 Prozent denken in finanziellen Fragen nach eigenen Angaben eher langfristig. Zugleich erklären 45 Prozent der Befragten, ihr Geld nach Bauchgefühl auszugeben, wobei es am Monatsende dann meist passt. Jeweils rund ein Drittel überzieht gelegentlich bzw. regelmäßig das Girokonto und nimmt hohe Dispozinsen in Kauf. 15 Prozent nutzen mehr als einen Konsumentenkredit und 13 Prozent haben „bei unzähligen Abonnements und Ratenzahlungen längst den Überblick verloren.“ Insbesondere jüngere Kund:innen geben ihr Geld nach Bauchgefühl aus (56 Prozent) und verlieren den Überblick über ihre Abonnements (25 Prozent).

FALSCHES VERSTÄNDNIS VON RISIKO

„Bei der systematischen Vermögensbildung zeigt sich viel Luft nach oben“, kommentiert Jan-Phillipp Koch von Zühlke. Das gelte insbesondere auch für die Rendite. So erklären zwar 47 Prozent der Befragten, dass sie einen Teil ihres Geldes risikoreich anlegen würden. Jeweils nur rund 20 Prozent der Befragten geben jedoch an, Fonds/ETFs bzw. Aktien zu besitzen. Als Hauptgrund, sich gegen diese Anlageformen zu entscheiden, nennen sie mangelndes Wissen (24 Prozent). Etwa jeder Fünfte scheut das Risiko, Geld zu verlieren. Hier handelt es sich laut Taumberger jedoch um ein großes Versäumnis bzw. ein falsches Verständnis von Risiko: „Nicht nur bei der derzeitigen Inflationsrate ist Nicht-Investieren eine der größten Gefahren“, mahnt er.

Auffällig sind in Bezug auf die Kapitalanlage die unterschiedlichen Angaben von Frauen und Männern. So geben nur 13 Prozent der Männer an, sich nicht gut genug auszukennen, um in Aktien und Fonds zu investieren, aber 35 Prozent der Frauen. Verluste scheuen 16 Prozent der Männer und 25 Prozent der Frauen. Passend zu diesen Zahlen legen Männer ihr Geld deutlich häufiger in Aktien, Fonds oder auch Kryptowährungen an als Frauen. So investieren 31 Prozent der Männer in Aktien, bei den Frauen sind es lediglich 10 Prozent. Bitcoin oder Ethereum haben 19 Prozent der Männer und sechs Prozent der Frauen im Portfolio. Taumbergers Appell zu einer gezielteren Kapitalanlage richtet sich daher insbesondere auch an die weibliche Bevölkerung sowie an Banken, die diese als attraktive Zielgruppe stärker ansprechen sollten.

NUR 40 PROZENT DER BEFRAGTEN SCHÄTZEN DEN EFFEKT DER INFLATION RICHTIG EIN

Lücken in der Finanzbildung werden in der Studie auch an anderer Stelle deutlich. So kennen sich zwar nach eigener Einschätzung knapp 70 Prozent der Befragten sehr gut oder eher gut mit dem Thema Geldanlage aus. Lediglich jeder Zweite kann jedoch spontan eine Frage zur Verzinsung eines Anlagebetrages richtig beantworten und nur 43 Prozent der Befragten schätzen den Effekt der Inflation korrekt ein. Noch schlechter liegen die Befragten, wenn es um das Risiko einzelner Anlageformen oder die Frage nach der Abgeltungssteuer geht. Hier weiß jeweils nur rund ein Fünftel der Befragten die richtige Antwort. „Die Ergebnisse zeigen, dass ein Großteil der Bevölkerung mehr Unterstützung für bewusstere Investitionsentscheidungen benötigt“, ist Taumberger überzeugt.

Laut der Studie ist der Bankberater die Hauptinformationsquelle, wenn es um die Geldanlage geht (40 Prozent). An zweiter Stelle stehen Freunde und Familie (37 Prozent). Mit 24 Prozent folgen die Online-Angebote der Banken. Finanzmagazine erreichen 19 Prozent. Online-Tutorials und Finanzblogs kommen auf jeweils 15 Prozent. Insbesondere Männer nutzen die verschiedenen Online-Angebote, der Bankberater verliert bei ihnen deutlich an Bedeutung. Taumberger: „Um ihren Vorsprung zu halten, sollten Banken auch mit Blick auf die jüngeren Kunden schlaue Onlineangebote entwickeln.“ Wie erfolgversprechend dies sei, sehe man auch an dem großen Erfolg von Finanz-Influencern, die sich gezielt an diese Altersgruppe wenden. Weiteres zukünftiges Potenzial sieht Taumberger im Bereich des Metaverse: „Banken müssen sich Gedanken dazu machen, wie sie in solchen virtuellen Welten präsent sein möchten und entsprechend ihre Services anbieten.“

GROSSES INTERESSE AN INNOVATIVEN BANKSERVICES

Über alle Altersgruppen hinweg wünschen sich rund 60 Prozent der Bankkundinnen von ihrer Bank eine aktivere Rolle beim Finanzmanagement. Diese ließe sich mittels automatisierter Services wahrnehmen, die Kund:innen niederschwellig beim Sparen und Geldanlegen unterstützen. So wären für drei Viertel der Befragten zum eigenen Einkaufsverhalten passende Rabattcoupons ein interessantes Angebot. Rund 70 Prozent würden es begrüßen, wenn sie gewarnt werden, sobald sie ein selbstgesetztes Ausgabenlimit erreichen. 67 Prozent würden einen Service nutzen, bei dem sie mit kleinen Prämien für nachhaltiges Einkaufsverhalten belohnt werden. Ebenfalls zwei Drittel würden ihre Ausgaben auf dem Girokonto automatisiert auf Einsparpotenziale prüfen lassen. 56 Prozent sind an einem Service interessiert, bei dem beim Einkaufen die Differenz zu aufgerundeten Rechnungsbeiträgen automatisch in Fonds, ETFs oder Krypto-Assets investiert wird. Ein wichtiger Hinweis für Banken: Knapp 60 Prozent der Befragten wären bereit zu einer Bank zu wechseln, die solche sogenannten Educational Banking Services anbietet, die Kund:innen zum bewussteren Umgang mit ihrem Geld und den Einstieg in die Kapitalanlage animieren.

Für die Studie „Educational Banking – Mit Finanzbildung gegen die Inflation?“ wurden 500 Bankkund:innen im Alter von 18 bis 60 Jahren befragt. Die Befragung erfolgte im Juni 2022.

Mehr Informationen zu den Ergebnissen der Studie finden Sie hier:

https://www.zuehlke.com/de/financial-literacy
Zühlke – Empowering Ideas 

Zühlke Engineering (Austria) GmbH
Mag. Kristina Maria Brandstetter, MBA
Marcom.ZAT@zuehlke.com

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