Zum Reformationstag: „Ein anderes Land – Die Reformation in Österreich“ in „kreuz und quer“

Am 25. Oktober um 22.35 Uhr in ORF 2; danach: „Niemandsland – Wie zwischen Bayern und Ungarn eine neue Welt entstand“

Wien (OTS) – Zum Reformationstag am 31. Oktober zeigt „kreuz und quer“ am Dienstag, dem 25. Oktober 2022, um 22.35 Uhr in ORF 2 Peter Beringers Film „Ein anderes Land – Die Reformation in Österreich“. Um 23.20 Uhr folgt mit Anita Lackenbergers Dokumentation „Niemandsland – Wie zwischen Bayern und Ungarn eine neue Welt entstand“ eine filmische Zeitreise in das Jahr 1021 zur Entstehung des heutigen Ungarn: zur sogenannten „Landnahme“ und der Christianisierung einer „neuen“ Welt.

„Ein anderes Land – Die Reformation in Österreich“

Etwa 100 Jahre lang, von 1525 bis 1625, waren Ober- und Niederösterreich, die Steiermark wie auch die damaligen habsburgischen Erbländer Böhmen, Mähren und Ungarn protestantisch. Die Reformation hatte sich rasend schnell verbreitet. Bibeln und fromme Traktate aus den reformatorischen Zentren gelangten durch den neu entwickelten Buchdruck in Windeseile in die Haushalte von österreichischen und steirischen Adeligen, Bürgern und Bauern, sogar der habsburgische Kaiser und Landesherr Maximilian II. soll lutherische Sympathien gehabt haben. Der landständische Adel förderte und versorgte lutherische Prädikanten. Diese predigten und feierten in den Pfarrkirchen das Abendmahl in lutherischer Manier. Sie verurteilten die katholische Heiligen- und Marienverehrung und die Fronleichnamsprozessionen, die an manchen Orten sogar verboten wurden. Der Film zeigt die mehr als 500-jährige Geschichte, die schnelle Etablierung protestantischer Gemeinden ab 1525 und die anschließende Unterdrückung. Und er geht der Frage nach, warum die protestantische Konfession damals, und warum sie heute die Menschen bewegt. Die Doku zeigt auch eine gemischt-konfessionelle Familie (er ist evangelischer Pfarrer, sie katholische Religionslehrerin), in der deutlich wird, welche Streitthemen heute überwunden sind und welche Unterschiede weiterhin die beiden Kirchen trennen – und wie die beiden ihre Kinder ökumenisch erziehen. Denn was heute offiziell zwischen den Kirchen noch nicht möglich ist, wird im Kleinen oft schon ganz konkret gelebt – wie etwa der Kommunionempfang bei der jeweils anderen Konfession.

Als Experten kommen zu Wort: der frühere evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, der evangelisch-reformierte Theologe Ulrich H. J. Körtner, die Historiker Rudolf Leeb (evangelisch-theologische Fakultät der Uni Wien) und Thomas Prügl (katholisch-theologische Fakultät der Uni Wien), Reinhard Gruber vom Domarchiv St. Stephan und Rudolf K. Höfer aus Graz (katholisch-theologische Fakultät der Uni Graz) sowie Mitglieder der protestantischen Gemeinden in für den Film besuchten Orten, die die Schätze aus ihrer Vergangenheit zeigen. Gedreht wurde an Schauplätzen der Reformation in der Ramsau, in Steyr, Graz, Wien, Horn und Hallstatt.

„Niemandsland – Wie zwischen Bayern und Ungarn eine neue Welt entstand“

Es ist vor genau 1.000 Jahren, im Jahre 1021: Die filmische Zeitreise von Regisseurin Anita Lackenberger führt Richtung Osten, ins heutige Marchfeld. Es ist zu jener Zeit eine unsichere Grenzregion, seit der Völkerwanderung ohne klare Besitzverhältnisse. Die Mönche von Weihenstephan sind aufgefordert, für Ordnung zu sorgen: In der Schenkungsurkunde von 1021 werden die Benediktiner mit der „Landnahme“ beauftragt. Besitztümer und Land werden vergeben, die „keinen“ Besitzer haben. Es ist für das Reich „terra nullum“, das neu vergeben wird. Aber die Urkunde selbst zeigt, dass es hier sehr wohl Servitute, Rechte und Pflichten gibt, die von Menschen erbracht und vergeben werden.

1021 ist eine Landmark, ein Datum – aber gleichzeitig eine Zeitlinie, die wenig sagt über die Menschen vor Ort, die dieses scheinbar menschenlose Land bewohnen. Mit den Mönchen kommen Siedler aus Bayern, die das Land kolonialisieren, und sie treffen hier auf Menschen, die schon in dieser Region wohnen, von denen die Geschichtsforschung jedoch wenig weiß. In kriegerischen Konflikten der nächsten Jahrhunderte werden sie noch oft aufeinandertreffen:
Ungarn und Mährer sind nicht nur Nachbarn, sondern originäre Bewohner dieser Landschaft. Damals wie heute ist es ein Grenzgebiet und zugleich ein Rückzugsgebiet, weil es am Rande von anderen Herrschaftsregionen liegt. So wie das neu gegründete und vor allem auch neu christianisierte Reich der Ungarn. Auch Slawen aus dem Einzugsbereich über der March bewohnen die Region. Nicht alle sind Christen, die hier wohnen. Zwar ist die offizielle Christianisierung mit der Krönung von König Stephan von Ungarn im Jahr 1000 abgeschlossen, aber nicht alle erkennen diesen Schritt an. Und die „Ränder“ von Herrschaftsbereichen, die dem ungarischen Reich benachbart sind, nützen Menschen, die dem alten schamanistischen Glauben treu bleiben, weiterhin als Rückzugsgebiete. Für die Christianisierung Ungarns sind im Wesentlichen die Benediktiner zuständig. Das Herz in Ungarn ist das Kloster Pannonhalma, kaum mehr als 50 Kilometer Luftlinie von der heutigen ungarisch-österreichischen Grenze entfernt.

„kreuz und quer“ begibt sich zu Schauplätzen in Niederösterreich (Marchfeld), Ungarn (Pannonhalma) und Bayern (Weihenstephan) und trifft Gesprächspartner, die die Welt vor 1.000 Jahren erlebbar machen: Marc-Aeilko Aris (Mediävist, Freising), Bernhard Haßlberger (Weihbischof, Erzbistum München und Freising), Asztrik Várszegi (Altabt des Benediktinerstifts Pannonhalma), P. Adam Arpad Somorjai (Mönch und Historiker), Helmut Schüller (Pfarrer in Probstdorf) und Herbert Kovacic (Historiker, Groß Enzersdorf).

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