„Südtirol – Heimat auf Italienisch“: Neue „Menschen & Mächte“ von Andreas Pfeifer über ein Idyll und seine Schattenseiten

Am 27. Oktober um 22.30 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – „Wir sind keine Italiener, wir sind keine Österreicher, wir sind auch keine Deutschen, wir sind vielleicht auch Tiroler …“ – Gedanken des berühmten Bergsteigers Reinhold Messner über Herkunft und Identität. Reflexionen über eine mentale und geografische „Zwischenwelt“, über seine Heimat Südtirol, ein Land voller landschaftlicher und mediterraner Schönheit, ein Gebiet, das auch als riesiges Tourismus- und Kurzentrum verstanden werden kann, gelegen am Schnittpunkt von alpiner und südlicher Kultur. Viele Südtirolerinnen und Südtiroler beharren mittlerweile auf einem Identitätsgefühl, das weder dem italienischen Zentralstaat noch der „österreichischen Schutzmacht“ zugeneigt ist und sich zwischen Bergeshöhen und Belcanto, Tracht, Trattoria, Speck und Spaghetti einen eigentümlichen Weg bahnt. Das Wandern zwischen den beiden Welten kreiert oft auch den Charme des sprachlich Unperfekten, wie die neue „Menschen & Mächte“–Dokumentation „Südtirol – Heimat auf Italienisch“ von Andreas Pfeifer am Donnerstag, dem 27. Oktober 2022, um 22.30 Uhr in ORF 2 zeigt.

Ergänzend dazu steht in ORF 2 am Freitag, dem 28. Oktober, um 23.20 Uhr die Dokumentation „Südtirol auf der Suche nach Identität“ von Birgit-Sabine Sommer auf dem Programm, die zeigt, wie die junge Generation von der Historie des Landes geprägt wird und ihre Zukunft gestalten will. Davor, um 22.35 Uhr, ist „Europas erster Faschist:
Benito Mussolini“ Thema in „Universum History“.

Mehr zum Inhalt von „Südtirol – Heimat auf Italienisch“:

Nach der Abtrennung von Österreich im Jahr 1919 war der Beginn der italienischen Integration Südtirols allerdings traumatisch. Am 1. Oktober 2022 jährte sich der „Marsch auf Bozen“ seitens faschistischer Schlägertrupps zum 100. Mal. 700 Schwarzhemden stürmten das Rathaus der Stadt und zerstörten die Symbole der ihnen verhassten Doppelmonarchie. Der „Marsch auf Bozen“, von Polizeikräften widerstandslos geduldet, war die Generalprobe für den „Marsch auf Rom“, mit dem Benito Mussolini Ende Oktober 1922 die Macht über ganz Italien übernahm.

Für Südtirol begannen nun zwei Dekaden der Repression. Die lokale Verwaltung, die Schule, die Ortsnamen wurden einem Prozess der „Italianisierung“ unterworfen, die Verwendung der deutschen Sprache im öffentlichen Raum verboten. Die Dokumentation zeichnet ausgehend vom faschistischen Alptraum die Etappen einer Emanzipation hin zur weitgehenden Selbstverwaltung nach. Der Weg führte über aktivistisches, auch terroristisches Aufbegehren gegen die römische Zentralverwaltung zu zähen politischen Verhandlungen mit der beständigen Rückendeckung der „Schutzmacht Österreich“. Dabei kommt mit Karl Seebacher ein Zeitzeuge des Faschismus zu Wort.

Wie Südtiroler deutscher und italienischer Muttersprache mit- und nebeneinander leben und wie sich das Lebensgefühl im Land aus alpinen und mediterranen Quellen gleichermaßen speist, spürte Andreas Pfeifer in dieser auch an wichtigen historischen Orten gedrehten „Menschen und Mächte“-Dokumentation nach. Pfeifer reiste durch Südtirol, sprach mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die unter dem Faschismus litten, wanderte mit kritischen Zeitgenossen wie Reinhold Messner, einem wachsamen Beobachter Südtiroler Sonderwege, durch ein Idyll und seine Schattenseiten. Dabei wird auch deutlich, warum nicht wenige Südtirolerinnen und Südtiroler vom goldenen Käfig einer wohlbestallten Autonomie zumindest zeitweise Reißaus nehmen wollen.

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