„kulturMontag“ über Kulturbetrieb in der Krise: Live-Gäste Staatssekretärin Mayer, Autor Burstein, Kulturmanager Rinner
Außerdem: Neue Ausgabe der Konzertreihe „Wechselspiele: Mira Lu Kovacs and Friends in St. Corona“
Wien (OTS) – Pandemie, Krieg in Europa, explodierende Energiepreise und massive Teuerungen – diese gesellschaftspolitischen Entwicklungen und ihre Folgen machen auch vor dem Kunst- und Kulturbetrieb des Landes nicht Halt. „50 Prozent Auslastung ist das neue Ausverkauft“ scheint die inoffizielle, sarkastische Quintessenz für die kulturelle Krise zu sein. Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 7. November 2022 um 22.30 Uhr in ORF 2 widmet sich dem Thema umfassend und fragt: Wird Kultur zum Luxusgut? Was läuft falsch in der Kulturnation Österreich? Mit welchen Strategien lassen sich Probleme lösen? Und wie kann man das geliebte Publikum zurückerobern? Der „kulturMontag“ liefert Analysen, Studien und Strategien. Dazu live zu Gast im Studio sind Kulturstaatsekretärin Andrea Mayer, Autor Fabian Burstein, der mit seiner Streitschrift für eine bessere Kultur eintritt, und Bernhard Rinner, Kulturmanager der Bühnen Graz, der in seiner Funktion als Generalsekretär des Theatererhalterverbandes österreichischer Bundesländer und Städte zu einer landesweiten Krisenkonferenz geladen hat.
Anschließend an das Kulturmagazin steht eine neue Ausgabe des Konzertformats „Wechselspiele: Mira Lu Kovacs and Friends in St. Corona“ (23.25 Uhr) auf dem Programm.
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Es mag als Jammern auf hohem Niveau erscheinen und doch belegen Studien und Statistiken eine Krise der Kultur. Wurde sie allein durch Corona und durch die Wirtschaftskrise heraufbeschworen oder lassen sich andere Ursachen erkennen? Ist der Besucherrückgang auf eine Entfremdung des Publikums zurückzuführen? Liegt es an einem monotonen Angebot der Veranstalter, an einer intellektuellen Ignoranz der Macher oder sind die Kulturkonsumenten gar zu Couch-Potatoes mutiert? Wo ist die Sehnsucht nach dem kollektiven Erleben geblieben oder muss der Gürtel einfach enger geschnallt werden, weil die Börsen leer sind?
Ging es in den Jahren der Pandemie um die nackte Existenz, die der Bund mit rund 200 Millionen Euro an Beihilfen zu bewältigen versuchte, steht die Kulturszene erneut vor Problemen. Und das obwohl Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer erneut eine satte Budgeterhöhung für 2023 gelungen ist. Während für 2022 557,1 Millionen Euro für Kunst und Kultur budgetiert waren, sind es 2023 620,2 Millionen Euro – eine Steigerung von 63,1 Millionen oder 11,3 Prozent. Gerade in einer Zeit multipler Krisen sei das ein wichtiger Beitrag zur Gesundheit und Resilienz der Gesellschaft, gibt sich die Kulturpolitikerin überzeugt.
Der österreichische Kommunikationswissenschafter, Autor und Kulturmanager Fabian Burstein sieht die Krise als Chance für den österreichischen Kulturbetrieb, sich wieder in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu spielen. Notwendig dafür wäre ein gehöriges Maß an Selbstreflexion und Mut zum selbstauferlegten Veränderungswillen, wie er in seinem neuen Buch „Eroberung des Elfenbeinturms“ festhält. Während die Museumsmacher verglichen mit Vor-Coronazeiten momentan noch einen Besucherrückgang von rund 20 Prozent erkennen, sind die Auslastungszahlen im Theater bedrohlich, die Abonnements stark rückläufig. Konzept-Regie, verrätselte Bühneninstallationen oder Insider-Inszenierungen scheinen keine vollen Häuser zu bringen. Heißt das Gebot der Stunde: raus aus der Szeneblase und rein in große Geschichten, in Publikumsmagneten mit einem hochkarätigen Ensemble, sollen die Spielplanmacher auf Entertainment samt Starprinzip setzen?
Anbiederei und Opportunismus wettern Kritiker, die eine Kommerzialisierung der Kultur zwischen Boulevard und Blockbuster prognostizieren. Besonders betroffen sind die kaum subventionierte Kleinkunstszene, die Mittelbühnen und auch das Musikbusiness. Tritt ein Paradigmenwechsel ein? Und kann man so etwas wie ein neues Biedermeier konstatieren? Wie kann man dem Kultur-Entwöhnungseffekt entgegensteuern? Wie eine kulturelle Teilhabe möglich machen? Und wo bleibt die in Pandemiezeiten vielbeschworene Systemrelevanz der Kultur?
„Wechselspiele: Mira Lu Kovacs and Friends in St. Corona“ (23.25 Uhr)
Das Konzertformat „Wechselspiele“ geht in eine neue Runde: Diesmal folgen die Singer/Songwriterin Mira Lu Kovacs, die Klarinettistin Mona Matbou Riahi und die Kontrabassistin Beate Wiesinger der Einladung des ORF zu einer exklusiven musikalischen Begegnung in St. Corona am Wechsel. Mira Lu Kovacs ist mittlerweile eine der zentralen Figuren der österreichischen Indie-Szene. Nach ihren Anfängen mit dem Folk-Rock-Trio Schmids Puls tritt sie regelmäßig als Vokalistin der gefeierten Freestyle-Formation 5K HD auf und ist Teil der „Supergroup“ My Ugly Clementine. Mit ihrem aktuellen Album „What Else Can Break“, das am Tiefpunkt einer Krise und während einer Corona-Infektion seinen Anfang nahm, tritt Mira Lu Kovacs nun erstmals unter ihrem „bürgerlichen“ Namen in Erscheinung. Intim, doch nicht voyeuristisch, um fehlende Selbstliebe und Gedanken an das Scheitern kreisend, doch letztlich hoffnungsfroh, gibt diese Musik einen unverstellten Blick auf eine suchende Künstlerseele preis. In der Reihe „Wechselspiele – Konzerte in St. Corona“ präsentiert Mira Lu Kovacs mit Mona Matbou Riahi und Beate Wiesinger neue Songs und bewährte Klassiker aus eigener Feder. Mit Teresa Vogl halten die drei Musikerinnen Zwiegespräch über Themen, die sie bewegen und in ihren Songs auch zum Ausdruck bringen. Für die Sendungsregie zeichnet Alex Wieser verantwortlich.
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