Babys besitzen größere Vorstellungskraft als bisher bekannt – neue Studie der Central European University

In einer neuen Studie erschienen am 31. Oktober 2022 im _Journal Philosophical Transactions of the Royal Society B_ haben Wissenschaftler:innen der in Wien ansässigen Central European University herausgefunden, dass bereits 14-Monate-alte Babys von sich aus mehrere Alternativen in Betracht ziehen können, wenn ihnen ein nicht klar erkennbares Objekt, das mehrere Interpretationsmöglichkeiten offenließ, gezeigt wurde. Durch die Messung des Pupillendurchmessers von Kleinkindern konnten die Forscher rund um Nicolò Cesana-Arlotti und Bálint Varga auf die mentale Anforderung schließen, die mit der Generierung von mehreren alternativen Hypothesen verbunden ist. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Basis für unsere Vorstellungskraft und die Fähigkeit über alternative Möglichkeiten nachdenken zu können, bereits sehr früh vorhanden ist, nämlich noch bevor Kleinkinder sprechen können.  

Die Fähigkeit, sich mehrere mögliche Szenarien vorstellen und untereinander vergleichen zu können, spielt eine enorm wichtige Rolle – sowohl in den Künsten und Wissenschaften als auch im täglichen Leben. Wenn wir beispielsweise im Restaurant Essen bestellen möchten, vergleichen wir oft verschiedene Alternativen (Sushi oder Steak?), ziehen mögliche Hypothesen in Betracht (gehört roher Fisch oder gegrilltes Fleisch zu den Spezialitäten des Restaurants?) und spielen verschiedene Szenarien durch. Diese Fähigkeit, mehrere Möglichkeiten in Betracht ziehen zu können, ist also grundlegend, um auf mögliche zukünftige Geschehnisse gut vorbereitet zu sein. 

In kurzen Filmsequenzen haben die CEU-Forscher:innen des Zentrums für kognitive Entwicklung 14-Monate-alten Kindern Babys gezeigt, in denen die Identität eines Objekts nicht deutlich zu erkennen war, weil es teilweise verdeckt wurde. Alle Objekte in diesen Animationen besaßen ein paar Gemeinsamkeiten: beispielsweise sah der obere Teil des Spielzeugelefanten, der Puppe und des Balls gleich aus. Dann zeigten die Forscher eine Reihe von Szenarien, in denen verschiedene Teile verdeckt wurden. In diesen wurden die Kleinkinder darin gefordert, über die mögliche Identität des Objekts nachzudenken (ist das die Puppe oder ist das der Ball?). Dann wurden die Messungen des Pupillendurchmessers des einen Szenarios mit jenen des anderen Szenarios verglichen. Die Untersuchungen zeigten, dass die Pupillen sich mehr weiteten, wenn die Kleinkinder eine Szene betrachteten, die mehrere Möglichkeiten offenließ, als wenn das betrachtete Objekt eindeutig zu identifizieren war. Diese Ergebnisse bestärken ebenfalls die Annahme, dass Kleinkinder von sich aus als Reaktion auf unklare Gegebenheiten mehrere alternative Möglichkeiten mental abbilden können.  

ÜBER DAS KIKO BABYLAB –  CEU FORSCHUNGSZENTRUM FÜR KINDERKOGNITION  

KIKO Babylab ist eine Forschungseinrichtung am Institut für Kognitionswissenschaft der Central European University in Wien Favoriten, die die Entwicklung der menschlichen Kognition untersucht. Dort wird erforscht, wie Babys und Kleinkinder lernen die Welt um sich herum zu verstehen. Die Studien sollen Kindern Spaß machen: Sie sind kurzweilig und beinhalten Spiele oder das Ansehen von kurzen Filmen. Gleichzeitig versucht das Babylab Antworten auf verschiedene Forschungsfragen zu finden. Die Studien sind für Kinder im Alter von 3 Monaten bis zu 8 Jahren konzipiert. Das Team des KIKO Babylab ist stets auf der Suche nach Familien, die freiwillig an einer Studie teilnehmen wollen – entweder indem sie dem Babylab in Wien Favoriten einen Besuch abstatten oder indem sie bei einer Onlinestudie mitmachen.  

REFERENZ: Cesana-Arlotti N, Varga B, Téglás E. 2022 The pupillometry of the possible: an investigation of infants’ representation of alternative possibilities. Phil. Trans. R. Soc. B 377: 20210343. https://doi.org/10.1098/rstb.2021.0343 

hofmarchers@ceu.edu
Communications Office, CEU

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