Wien bleibt „Nabel der Welt“

IWS-Kneifel: „Masterplan ländlicher Raum gescheitert“

Das Stadt-Land-Gefälle in den Bereichen Infrastruktur, Gesundheit und Ansiedelung von Bundesstellen im ländlichen Raum sei ein gutes Jahr vor dem Ende der Nationalrats-Funktionsperiode noch immer nicht in Angriff genommen worden, bemängelt Gottfried Kneifel, Geschäftsführer der Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich (IWS), die Untätigkeit der Bundesregierung. Hier brauche es einen neuen Schwung, attestiert Kneifel dem einst von der Regierung angekündigten „Masterplan für den ländlichen Raum“ ein Scheitern: „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Von 73 Bundesbehörden oder -agenturen und gesamtstaatlichen Institutionen befinden sich 69 in Wien, das somit der ,Nabel der Welt‘ bleibt. Zum Vergleich: In Deutschland sind 68 Bundesdienststellen auf 25 verschiedene Städte aufgeteilt.“

Die Österreichische Gesundheitskasse, die Digitalisierungsagentur des Bundes, das Bundesamt für Steuerbetrugsbekämpfung und die Asylagentur haben alle ihren Sitz in Wien. „Wenn es um die Bevorzugung von Wien bei der Einrichtung neuer Bundesagenturen geht, ziehen alle Parteien an einem Strang“, erklärt Kneifel. „Auf der Strecke bleibt dabei der ländliche Raum, weil mit der Gründung jeder Bundesdienststelle auch hochwertige Arbeitsplätze und zusätzliche Wertschöpfung – entgegen den Ankündigungen in den Regierungsprogrammen – neuerlich in Wien zentralisiert werden.“ Diese Praxis sei mit ein Grund, dass allein aus dem Bundesland Oberösterreich in den vergangenen zehn Jahren mehr als 18.000 junge Menschen – nicht nur aus Studiengründen, sondern dauerhaft – in die Stadt Wien übersiedelt sind, weil sich u. a. im öffentlichen Sektor dort mehr berufliche Chancen anbieten.

Im Gegensatz dazu gibt es laut Statistik Austria in rund 25 Prozent der oö. Gemeinden einen Bevölkerungsrückgang. Viele kleine und mittlere Gemeinden sind mit Problemen wie Ärztemangel sowie dem Fehlen von Digitalisierung, Kinderbetreuung, Infrastruktur, Schulerhaltung, Pflege- und Sozialdiensten, Vereinsförderung etc. konfrontiert, während die Menschen in der Stadt Wien und in anderen urbanen Zentren „aus dem vollen Angebot“ von Kultur, Bildung, Sportstätten oder der Daseinsvorsorge schöpfen können, betont Kneifel: _„Paradoxerweise ist auch der Sitz der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen im 3. Bezirk in Wien untergebracht – und nicht wie eigentlich vermutet in Tirol.“_

Initiative Wirtschaftsstandort OÖ
Prof. Gottfried Kneifel
IWS-Geschäftsführer
0664/4432858
www.iwsooe.at

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