ÖÄK an Rauch: Positive Anreize statt Druck und Deckelung

Die Österreichische Ärztekammer begrüßt das Bekenntnis des Ministers zu Investitionen ins Gesundheitssystem, mahnt aber zu einer Versachlichung in der Wahlarzt-Diskussion.

„Wir freuen uns, dass sich nun großflächig das Verständnis durchsetzt, dass es mehr Geld im Gesundheitssystem braucht, damit wir für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet sind“, sagt Harald Schlögel, geschäftsführender Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, zu den jüngsten Äußerungen von Gesundheitsminister Johannes Rauch. Es gebe sowohl im niedergelassenen Bereich, als auch in den Ambulanzen dringenden Handlungsbedarf. „Aufgrund der älter werdenden Bevölkerung und des medizinischen Fortschritts wird das Gesundheitssystem teurer – und vor allem benötigt es auch mehr Personal. Dafür ist mehr Geld im System notwendig, und kein Umfüllen zwischen kommunizierenden Gefäßen“, sagt Schlögel. Einem Staat wie Österreich müsse die Gesundheit seiner Bewohner auch etwas wert sein. Absolutes Unverständnis zeigt Schlögel aber für die Überlegungen, den Wahlarztbereich etwa durch Deckelungen unattraktiver zu gestalten: „Den Versicherten auch noch das letzte bisschen Kostenerstattung wegzunehmen, indem man die Wahlärztinnen und Wahlärzte in den Privatarztsektor treibt, halte ich für zutiefst unsozial. Die Wahlärztinnen und Wahlärzte halten in vielen Regionen die Versorgung am Laufen, mancherorts sind sie die einzigen Fachärzte im Umkreis.“ Man könne jetzt nicht die Versicherten für die Fehlentwicklungen im kassenärztlichen Bereich bestrafen, vor denen die Ärztekammern immer gewarnt haben.

PROBLEME AN DER WURZEL ANPACKEN

Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, betont ebenfalls: „Wir müssen in dieser Diskussion endlich weg von den platten Schlagwörtern und die Probleme an der Wurzel packen.“ Es sei nicht zielführend, den funktionierenden Wahlarzt-Bereich zu beschädigen: „Der Weg muss genau umgekehrt erfolgen, nämlich den Kassenbereich attraktivieren, denn wenn nun auch der Wahlarzt-Bereich unattraktiver wird, dann stehen wir mit zwei dysfunktionalen Systemen da.“ Der Gesundheitsminister sollte sich an den begrüßenswerten Äußerungen von ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer orientieren, wonach es jetzt primär darum gehen muss, die Arbeitsbedingungen im niedergelassenen Bereich zu verbessern. „Mit Druck werden wir nichts erreichen – wir brauchen jetzt positive Anreize, damit junge Menschen wieder gerne einen Kassenvertrag übernehmen: Einheitliche Leistungen, flexiblere Arbeitsbedingungen und faire Honorierung, das muss unser Weg in die Zukunft sein.“

KEIN KLASSENKAMPF

„Ein quasi Arbeitsverbot für Wahlärztinnen und Wahlärzte wird die Versorgung sicher nicht verbessern“, sagt Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. „Es ärgert mich maßlos, dass in dieser Diskussion die Wahlärztinnen und Wahlärzte in ein Eck gestellt werden, dass sie nichts zur Versorgung beitragen würden, das betrifft nämlich speziell die Spitalsärztinnen und Spitalsärzte, die zusätzlich eine Wahlarzt-Praxis betreiben.“ Gerade bei diesen Ärztinnen und Ärzten handle es sich sehr oft um hochspezialisierte Experten, die ihr High-End-Wissen zusätzlich auch im niedergelassenen Bereich anbieten. Die geforderten Investitionen in den niedergelassenen und ambulanten Bereich seien selbstverständlich positiv zu sehen. „Gerade die Spitalsambulanzen brauchen dringend Entlastung und Investitionen, das ist zu begrüßen. Aber bitte verabschieden wir uns doch von diesen klassenkämpferischen Reflexen, wenn es um den Wahlarztbereich geht“, schließt Mayer. 

Österreichische Ärztekammer
Mag. Sascha Bunda
Öffentlichkeitsarbeit
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