Neue „Menschen & Mächte“-Doku über „Das Pflege-Dilemma – Altenbetreuung in der Krise“ – am 29. Juni um 21.05 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Immer mehr Menschen in Österreich brauchen in der letzten Phase ihres Lebens Betreuung und Pflege – die Lebenserwartung steigt, Großfamilien sind selten geworden, viele Pensionistinnen und Pensionisten leben allein. Gregor Stuhlpfarrer und Viktoria Tatschl analysieren für die neue „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Das Pflege-Dilemma“ am Donnerstag, dem 29. Juni 2023, um 21.05 Uhr in ORF 2, warum es in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, oft schwer ist, seine letzten Lebensjahre gut betreut zu verbringen.

„Silver Ager“, gesund und aktiv, sonnengebräunt von der letzten Reise – so stellen sich viele ihren letzten Lebensabschnitt vor. Dann ein Sturz, ein Schlaganfall, eine hartnäckige Lungenentzündung – mit einem Aufenthalt im Krankenhaus beginnt häufig ein ganz anderer letzter Lebensabschnitt. Aus medizinischer Sicht ist eine Entlassung oft bald wieder möglich; doch viele sind nicht darauf vorbereitet, für einige Zeit oder den Rest des Lebens Unterstützung zu brauchen. Im LKH Innsbruck hilft Krankenpflegerin Margarethe Rüf Patientinnen und Patienten dabei, eine Lösung für die Frage der Pflege zu finden. Es gelingt nicht immer. Oft haben Angehörige keine Ressourcen, Pflegeheimplätze fehlen, nicht zuletzt aufgrund des Personalmangels. Margarethe Rüf: „Manchmal ist es zum Verzweifeln. Wir stecken fest.“ Und die Betroffenen müssen wochen- oder gar monatelang im Krankenhaus bleiben und blockieren so wichtige Ressourcen des Gesundheitssystems.

Hertha Moser in Kumberg bei Graz hat die Sache selbst in die Hand genommen und für ihren Ehemann Karl Moser zu Hause ein umfassendes Pflege-Netzwerk aufgebaut: mit einer 24-Stunden-Betreuerin, einer mobilen Hauskrankenpflege und der Unterstützung ihrer Hausärztin. „Es geht ihm gut, er hat keine Schmerzen, er sieht ins Grüne. Ich sehe keine Beweggründe, warum man das verändern sollte.“ Zu Hause gepflegt werden – das wollen viele Österreicherinnen und Österreicher. Einen maßgeblichen Anteil an der Pflege in Österreichs Haushalten leisten 24-Stunden-Betreuerinnen. Mehr als 80.000 einschlägige Gewerbescheine sind hierfür angemeldet, der Anteil an österreichischen Pflegern und Pflegerinnen liegt bei unter einem Prozent. Die meisten kommen aus strukturschwachen Regionen Osteuropas, etwa aus Rumänien, Ungarn oder der Slowakei. Pflege ist oft ein Geschäft: Die einen pflegen, weil sie auf das Geld angewiesen sind; die anderen haben das Geld, sich pflegen zu lassen. Auf beiden Seiten wird häufig von schlechten Erfahrungen berichtet. Etwa von Eva (Name geändert), die jahrelang ohne gültige Arbeitspapiere in Österreich in Privathaushalten gepflegt und betreut hat.

Die Bauernfamilie Schneller aus Sankt Barbara im Mürztal ist in der Lage, die Altenbetreuung in der Familie zu regeln. Der 97-jährige Karl Schneller benötigt zwar kaum medizinische Pflege, jedenfalls aber die Unterstützung seiner Tochter Michaela Breitler bei der Bewältigung des täglichen Lebens. „Als ich die Landwirtschaft übernommen habe, war klar, dass ich später auf die Eltern schaue. Wenn man klein ist, schauen die Eltern auf einen, und dann ist es umgekehrt.“ Pflegende Angehörige werden in Österreich immer seltener. Viele sind selbst schon in der Pension, leben weit weg, wollen noch ihr Leben genießen. Und viele Pflegebedürftige wollen gar nicht von ihren eigenen Kindern gepflegt werden, etwa weil sie niemandem zur Last fallen wollen. Dafür gibt es mehr und mehr Pflegeheime. Mehr als 20 Prozent der Menschen mit Pflegebedarf leben in einem Pflege- oder Altenheim. Allein in der Steiermark sind es mehr als 200 Heime, nur noch wenige sind in öffentlicher Hand.

Die Schwarz-Grüne Regierung reagierte auf die Krise in der Altenpflege zuletzt mit einer Pflegereform. Mit einer Milliarden-Finanzspritze sollen die Löcher gestopft werden. Etwa mit Erleichterungen in der 24-Stunden-Betreuung und bei pflegenden Angehörigen. Hinzu kommt eine Ausbildungsoffensive mit finanziellen Anreizen und Jobgarantien für Auszubildende. Ob sich die angespannte Situation in der Altenpflege so lösen lässt? Expertinnen und Experten wie die Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher sowie Ulrike Famira-Mühlberger vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO sehen Licht und Schatten in den politischen Initiativen. Die neue „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Das Pflege-Dilemma“ zeigt das österreichische System der Altenbetreuung aus der Perspektive der Familien und analysiert die Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben.

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