Tiroler Tageszeitung, Leitartikel vom 21. August 2023. Von Manfred Mitterwachauer: „Sichtbare Zerfallserscheinungen“.
Über Jahrzehnte spielte der Tiroler Gemeindeverband landespolitisch eine der ersten Geigen. Weil die ÖVP da wie dort das Zepter in der Hand hielt. Mit der GemNova-Pleite und dem internen Hickhack droht dem Verband ein irreversibler Machtverlust.
Daumen nach oben – oder nach unten. Launig und pointiert, jedoch mitunter gefürchtet messerscharf hat der Sölder Langzeit-Bürgermeister Ernst Schöpf während seiner Amtszeit als Präsident des Tiroler Gemeindeverbands die Landespolitik mit seinen Äußerungen, Einschätzungen und Analysen vor sich hergetrieben. Gesetzesnovellen angestoßen, adaptiert oder auf die lange Bank geschoben. Der mächtige VP-Politiker war gefürchtet im Landhaus. Wusste man dort doch die 276 Verbandsmitglieder – und somit großteils VP-BürgermeisterInnen – hinter ihm. Die Pleite der verbandseigenen GemNova-Firmen hat dieses Bollwerk in seinen Grundfesten erschüttert. Schöpf hat das Handtuch intern bereits geworfen, nun wankt jedoch der gesamte Verband. Und mit ihm dessen bisherige Macht. Wer immer Schöpf nachfolgt, wird nicht nur einen Verband übernehmen, der finanziell in den Seilen hängt, sondern auch einen, der seine künftige Rolle im Spiel der politischen Kräfte in Tirol erst neu definieren muss.
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