Das Scheitern des Rektorats

Wie Sebastian Schütze die Interessen der Studierenden und Dozierenden ignoriert und den Neoliberalismus in der Bildung fördert

Das Interview mit dem Rektor der Universität Wien, Sebastian Schütze, enthüllt die wachsende Kluft zwischen den Interessen der Studierenden, Dozierenden und dem wachsenden Neoliberalismus, der sich in der Hochschulpolitik manifestiert hat. Schützes Äußerungen zeugen von einem bedenklichen Mangel an Klassenbewusstsein und einem unkritischen Bekenntnis zum kapitalistischen System. 

Der Rektor betont, dass politisches Engagement von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern „völlig normal und gewünscht“ sei. Doch diese Aussage verbirgt die wahre Natur dieses Engagements. Während Schütze das politische Engagement als positiv darstellt, bleibt er stumm gegenüber den strukturellen Problemen, die solche Aktivitäten verhindern. „Die Prekarisierung des wissenschaftlichen Personals, die Auswirkungen der Kommerzialisierung von Bildung und die Vermarktung von Forschungsergebnissen sind Symptome eines kapitalistischen Systems, das Bildungsinstitutionen zunehmend in Marktplätze verwandelt“, so Nora Hasan aus dem Vorsitzteam der ÖH Uni Wien 

Schütze legt den Fokus auf Rankings und betont die Notwendigkeit, in den globalen Wettbewerb einzusteigen. Hier offenbart sich der Neoliberalismus in seiner reinsten Form. Bildung wird auf eine Konkurrenzarena reduziert, in der sich Hochschulen gegenseitig um Ranglistenplätze bekämpfen müssen, statt gemeinsam für eine freie Bildung zu kämpfen.

Diese Logik arbeitet gegen das Wohl der Studierenden oder den Fortschritt der Gesellschaft und untergräbt die eigentlichen Ziele von Bildung und Forschung. „Bildung sollte eine sozial gerechte Verantwortung sein, die auf dem Streben nach Wissen und der Verbesserung der Gesellschaft beruht, anstatt globalen Rankings, die über kaum eine tatsächliche Aussagekraft verfügen, nachzujagen“, so Alexandra Budanov aus dem Vorsitzteam der ÖH Uni Wien

Die Versuche, das Budget der Universität zu erhöhen, wirken wie ein Hilfeschrei im Angesicht der wachsenden finanziellen Einschränkungen. Der Rektor spricht von „Sparmaßnahmen“ und einem „Spielraum für neue Akzente“, der aufgrund von „Geldknappheit“ begrenzt ist. Gegen die Unterfinanzierung der Universitäten reichen solche Sparmaßnahmen nicht aus. Wenn die zu großen Teilen prekär lebenden Studierenden mit überfüllten Hörsälen und unterbezahlten Dozierenden kämpfen, braucht es ein Rektorat, das gemeinsam mit den Studierenden für eine Ausfinanzierung der Universitäten auftritt.  

Der angekündigte Plan zur Entfristung von Verträgen ist lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Die überwältigende Mehrheit des wissenschaftlichen Personals bleibt prekär beschäftigt, ohne klare Aufstiegschancen oder Stabilität. Diese Unsicherheit ist nicht nur eine persönliche Belastung, sondern untergräbt auch die Qualität von Lehre und Forschung. 

Insgesamt zeigt das Interview, wie sehr der Neoliberalismus in Bildungsinstitutionen bereits verwurzelt ist und wie er die ursprüngliche Mission von Hochschulen verzerrt hat. Statt Wissen zu fördern, soziale Gerechtigkeit zu verwirklichen und die Gesellschaft voranzubringen, wird Bildung zunehmend kommerzialisiert und dem Profitstreben untergeordnet. Um echte Veränderungen herbeizuführen, muss der Widerstand gegen diese Entwicklung gestärkt werden – nicht nur innerhalb der Universitäten, sondern als Teil eines breiteren Kampfes gegen den Kapitalismus und für eine gerechtere Gesellschaft.

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