„Big Bend – Amerikas wildeste Grenze“: Eindrucksvolles „Universum“-Naturfilmporträt am 12. September in ORF 2

Wien (OTS) – Zwei Drittel der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten von Amerika beschreibt der Rio Grande entlang des Bundesstaates Texas. In einer großen Biegung umschließt der Fluss an seinem nördlichen Ufer einen der artenreichsten Nationalparks der USA: den Big Bend. Wie kaum ein anderer Naturpark bietet er landschaftlich ein abwechslungsreiches Kontrastprogramm: Wüste mit 40 Grad im Schatten, meterhohe Kakteen, Gebirge, auf deren Steilhängen robuste Dickhornschafe turnen, oder bewaldete Täler, wo Schwarzbären dösen. Eine Wild-West-Kulisse der Superlative – für die Tierwelt ein Paradies, wie das eindrucksvolle Naturfilmporträt „Big Bend – Amerikas wildeste Grenze“ des renommierten „Universum“-Filmers John Murray zeigt. ORF 2 zeigt die Koproduktion von ORF und Crossing the Line mit PBS und France TV in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise am Dienstag, dem 12. September 2023, um 20.15 Uhr.

Big Bend – seinen klingenden Namen verdankt der 1944 gegründete Nationalpark dem Rio Grande, der die Grenze zwischen Texas und Mexiko markiert. Etwa auf halbem Weg beschreibt sein Flussbett eine große Kurve (big bend), die im Halbkreis die Chisos Mountains umrundet. Es ist der einzige Gebirgszug der USA, der zur Gänze in einem Nationalpark liegt. Seine Existenz zeichnet nicht zuletzt dafür verantwortlich, dass der Big Bend einer der artenreichsten Nationalparks der Vereinigten Staaten ist. Von 500 bis auf fast 2.400 Meter ansteigend, umfasst er unterschiedlichste Vegetationszonen – eine Einladung für verschiedenste Tierarten. Der Fluss, der das wasserarme Gebiet erst zu einem bewohnbaren Wildnis-Paradies macht, hat viele Bedeutungen. Vom Norden kommend, überschritten dereinst Menschen den Rio Grande, um sich im Süden eine neue Existenz aufzubauen. Viele davon waren mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Vom Süden kommend, heißt das Gewässer wiederum Rio Bravo. Es entwickelte sich in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend zu einer Barriere, hinter der eine bessere Zukunft vermutet wurde. Für die Tierwelt liegt der Fluss einfach im Herzen ihres Lebensraumes. Grenzen schafft für sie nur die Natur mit guten oder schlechten Überlebensbedingungen.

Auf mehr als 3.200 Quadratkilometern Wildnis wird Naturschutz heute großgeschrieben. Nur ein einziges Hotel steht Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung. Die Nächte bieten einen atemberaubend-klaren Sternenhimmel, denn der Naturpark Big Bend ist auch ein Lichtschutzgebiet. Wenn auch erst seit wenigen Jahrzehnten, denn lange galt der Landstrich als Durchzugsstrecke, die viele Völker kommen und gehen sah. Archäologische Funde reichen bis in das siebente Jahrtausend vor Christus zurück. Ab dem 16. Jahrhundert siedelten hier Indigene wie die Chizos und Apachen, auf der Südseite des Flusses die Spanier. Zuletzt nutzten die Komantschen das Gebirge als Rückzugsgebiet, als immer mehr weiße Siedler kamen. Mit ihnen veränderte sich die Landschaft: Viehzucht führte zu starker Überweidung der saftig-grünen Hänge des Chisos-Gebirges. Wälder verschwanden, die Vielfalt an Pflanzen und Tieren ebenso. Erst in den 1930er Jahren wendete sich das Blatt. Die Naturkulisse sollte in ihrer Einzigartigkeit erhalten bleiben. Der Bundesstaat Texas stellte das Land unter Schutz. Die Natur erholte sich rasch. In den 1970er Jahren stiegen sieben Dickhornschafe aus einem Laster. Sie waren Jahrtausende lang hier heimisch. Übermäßige Bejagung hatte sie ausgerottet. Heute turnen wieder an die 900 Exemplare über die felsigen Steilhänge.

Ein anderes großes Säugetier, das ebenfalls dem Menschen weichen musste, kam von ganz allein in seinen angestammten Lebensraum zurück:
Vor etwa 30 Jahren überschritt eine Schwarzbärin die mexikanisch-texanische Grenze – und blieb. Geschätzt ein Dutzend Schwarzbären haben heute ein fixes Revier im Big Bend – eine Erfolgsgeschichte. Sehr zum Leidwesen der heimischen Eichelspechte. Sie legen in mühsamer Kleinarbeit Vorräte für den Winter an, indem sie Hunderte Eicheln und Nüsse in passgenaue Löcher stopfen, die sie aus dem „Vorratsbaum“ im Herzen ihres Reviers schlagen. Schwarzbären sind jedoch gute Kletterer und machen vor dem reich gedeckten Tisch in schwindelnder Höhe nicht Halt. Sie balancieren auf dünnen Ästen, um auch noch die entlegensten Eicheln aus den Löchern zu stehlen.

Die „Universum“-Produktion bildet das raue Land in seinen eher unvermuteten Facetten ab. Klischee-Vorstellungen von der Wüste zu verstärken, war nicht das Ziel: „Wir wollten versuchen, etwas anderes zu machen“, sagt Regisseur John Murray. Im Fokus stand stärker die atmosphärische Sanftheit und stille Schönheit dieses Lebensraumes als die Härte der Landschaft und die rauen Lebensbedingungen. Eine neue Technologie ermöglichte nächtliche Zeitlupenaufnahmen von zwei sehr schwer fassbaren Jägern: der Wüstenfledermaus und dem Elfenkauz. Eine neue Hochgeschwindigkeitskamera hielt diese Tiere mit 1.000 Bildern pro Sekunde im Infrarotbereich bildlich fest. Das Filmen der Schwarzbären war für das Kamerateam eine enorme Herausforderung, denn Big Bend ist ein riesiges Gebiet. Zwei Monate lang hefteten sich die Naturfilmer rund um Regisseur John Murray auf die Fährten der Bären. Fast täglich überwanden sie mit schwerer Filmausrüstung im Gepäck 20 Kilometer durch die Bergwelt. Das Ergebnis sind sensationelle Schnappschüsse dieser scheuen Großsäuger in ihrem neu eroberten Lebensraum. Schwierigkeiten bereitete dem Filmteam das Wetter:
Unerwartet starke Regenfälle, Hitze und Kälte zu unüblichen Jahreszeiten begleiteten die Dreharbeiten des Teams. Wildtiere waren daher nicht, wie sonst üblich, an bestimmten Orten aufzufinden. Etwa die Spatenfußkröte, die sich monatelang im Wüstensand vergräbt, und erst bei Regen wieder an die Oberfläche kriecht. Sie blieb in diesem Jahr aus. Der Klimawandel macht eben auch vor Wildnis-Paradiesen nicht Halt.

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