HVPI-Inflation 2023 weiterhin hoch bei 7,8 %; bis 2025 Rückgang auf 3,1 % erwartet

Extreme Wetterereignisse beeinflussen Preise von Energie und Nahrungsmitteln

Wien (OTS) – „Die verzögerte Weitergabe von Großhandelspreisrückgängen bei Haushaltsenergie an die Endverbraucher:innen sowie die starke Teuerung bei Dienstleistungen sind wesentlich für die weiterhin hohe Inflation und den markanten Unterschied zum Euroraum im Jahr 2023 verantwortlich“, so Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Da diese Faktoren an Bedeutung verlieren, erwartet die OeNB einen Rückgang der am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessenen Inflation von 7,8 % im Jahr 2023 auf zunächst 4,3 % im Jahr 2024 und 3,1 % im Jahr 2025. Da die hohen Lohnsteigerungen vor allem in lohnintensiven Sektoren wie dem Dienstleistungssektor sichtbar werden, steigt die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) 2023 auf 7,4 % an und sinkt nur langsam. Die aktuelle Schwerpunktanalyse in der OeNB-Publikation „Inflation aktuell Q3/23“ zeigt, dass extreme Wetterereignisse einen Einfluss auf die Preise für Energie und Nahrungsmittel haben können.

Die seit Jahresbeginn rückläufige Tendenz der HVPI-Inflationsrate wurde zwar im August 2023 kurz unterbrochen, im September aber wieder fortgesetzt. Die bis August vorliegenden Detailergebnisse zeigen, dass die Verringerung des Preisauftriebs vor allem auf Energie und in einem geringeren Ausmaß auf Nahrungsmittel sowie Industriegüter ohne Energie zurückgeht. Allerdings ging die Inflationsrate bei Energie nicht in dem Ausmaß zurück, wie es die gesunkenen Großhandelspreise vermuten ließen; z. B. stiegen die Gaspreise im August noch an. Deshalb liefert die Energieinflation noch immer einen positiven Beitrag zur HVPI-Inflationsrate in Österreich, während er im Euroraum bereits seit April 2023 negativ ist. Bei Dienstleistungen hat sich der Preisauftrieb im Jahresverlauf beschleunigt, weshalb die ohne Energie und Nahrungsmittel – aber inklusive Dienstleistungen – berechnete Kerninflation seit Jahresbeginn nur langsam sinkt.

Laut aktueller Inflationsprognose der OeNB wird die HVPI-Inflationsrate im Jahr 2023 7,8 % betragen. Im Vergleich zum Juni 2023 wurde die OeNB-Prognose damit um 0,5 Prozentpunkte nach oben revidiert. Dies war aufgrund der gestiegenen Rohölpreise, der weiterhin hohen Preise für Haushaltsenergie und der anhaltend hohen Inflation bei Dienstleistungen nötig. Für das Jahr 2024 erwartet die OeNB eine Teuerungsrate von 4,3 %, für das Jahr 2025 3,1 %. Fiskalpolitische Maßnahmen im Energiebereich (insbesondere die Strompreisbremse und der Netzkostenzuschuss) dämpfen die Inflationsrate 2023; das Auslaufen der Maßnahmen im Jahr 2024 wird zu einer Erhöhung der Inflation führen. Da sowohl sinkende Endverbraucherpreise für Haushaltsenergie als auch sinkende Rohölpreise prognostiziert werden, sollte von der Energiekomponente kein bedeutender Inflationsdruck 2024 und 2025 ausgehen. Die im August von der Regierung beschlossenen Maßnahmen wie der Mietpreisdeckel und die Aussetzung der Gebührenanpassung werden 2024 die Dienstleistungsinflation etwas verringern. Allerdings geht die OeNB-Inflationsprognose auch 2024 von vergleichsweise hohen Lohnabschlüssen aus, weshalb die Teuerung im Dienstleistungssektor nur langsam sinken wird. Die Teuerung von Agrarrohstoffen sowie die landwirtschaftlichen Produktionskosten sollten im Prognosezeitraum zurückgehen. Dies wird sich – allerdings zeitverzögert – auf die Nahrungsmittelpreise übertragen. Daher wird die Inflationsrate für Nahrungsmittel im Jahr 2023 mit 10,1 % hoch bleiben, bis 2025 jedoch auf 3,4 % sinken.

Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) steigt 2023 vor allem aufgrund kräftiger Lohnkostensteigerungen auf 7,4 %. 2024 und 2025 wird die Kerninflationsrate auf 4,9 % bzw. 3,4 % sinken, aber weiterhin deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt bleiben.

Wie das Wetter die Preise beeinflusst
Es stellt sich die Frage, ob – und wenn ja – wie stark der Rekordsommer 2023 die Verbraucherpreisinflation in den kommenden Monaten beeinflussen wird. Erste Ergebnisse für Österreich legen nahe, dass sich extreme Wetterereignisse auf die HVPI-Gesamtinflation nicht merkbar auswirken. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den Sektoren. Besonders stark reagieren die ohnehin volatilen Komponenten Nahrungsmittel und Energie. So wirken sich ungewöhnlich hohe Temperaturen im Nahrungsmittelbereich wie erwartet preissteigernd aus, jedoch preissenkend bei der Energie-Komponente. Die Größe dieser Effekte hängt unter anderem davon ab, in welcher Jahreszeit die Wetterereignisse stattfinden. Während vor allem ein milder Herbst und Winter inflationsdämpfend auf die Energiepreise wirken, heben heiße Sommer die Nahrungsmittelinflation an.

„Inflation aktuell“ ist ein vierteljährlich erscheinender Bericht der Oesterreichischen Nationalbank zur Inflation in Österreich. Darin wird die Inflationsentwicklung der letzten Monate analysiert, die Inflationsprognose der OeNB vorgestellt sowie auf aktuelle Schwerpunktthemen eingegangen:
https://www.oenb.at/Publikationen/Volkswirtschaft/inflation-aktuell.h
tml

Oesterreichische Nationalbank
Mag. Maria-Elisabeth Faulmann
Pressesprecher
(+43-1) 404 20-6900
maria-elisabeth.faulmann@oenb.at
www.oenb.at

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