„Zwischen Kaiser und Sultan“: „Universum History“ erzählt die spannende Lebensgeschichte Antoine Köpes
Anlässlich „100 Jahre Republik Türkei“ am 20. Oktober um 22.35 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Antoine Köpe, französischer Fotograf, Kameramann und Karikaturist, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts Augenzeuge weltbewegender Umbrüche. Als Sohn französisch-ungarischer Eltern in Konstantinopel geboren, feierte er mit den Jungtürken die Revolution, erlebte den Untergang des Osmanischen Reichs, kämpfte als Soldat der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Ersten Weltkrieg und war Teil der Gründung der modernen Türkei unter Kemal Atatürk, die sich am 29. Oktober 2023 zum 100. Mal jährt. Köpe überlebte dies alles nicht nur:
Sein Vermächtnis umfasst Tausende Fotos, Filme, Skizzen, Karikaturen und seine zehnbändigen Memoiren. „Universum History“ verwebt die spannende Lebensgeschichte Antoine Köpes in der Produktion „Zwischen Kaiser und Sultan – Das Schicksal des Antoine Köpe“ von Nefin Dinç mit historisch bedeutenden Umwälzungen zu einem einzigartigen zeitgeschichtlichen Dokument und zeigt die Koproduktion von EPO-Film, ORF, Anemon Productions, Histoire TV, Cosmote und Creative Europe am Freitag, dem 20. Oktober 2023, um 22.35 Uhr in ORF 2. Im Rahmen eines Ö1-Schwerpunkt sind anlässlich „100 Jahre Republik Türkei“ von 22. bis 29. Oktober 30 Sendungen zum Thema zu hören. Das Programm im Detail ist unter https://oe1.ORF.at/tuerkei100 abrufbar.
Es ist eine multikulturelle Welt, in die Antoine kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts hineingeboren wird – mit einem ungarischen Vater und einer französischen Mutter in Konstantinopel, der damaligen Hauptstadt des Osmanischen Reichs. In Thessaloniki, wo Juden, Griechen, Muslime und Europäer leben, wächst Antoine auf. Dort erlebt er den Ausbruch von Nationalitätenkonflikten zwischen Griechen, Bulgaren und Serben, die 1912/13 zu den Balkankriegen führen und das Ende des Osmanischen Reichs einläuten. Ein Jahr später, 1914, wird Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo ermordet; es kommt zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Antoine wird eingezogen und kämpft in der Uniform des Habsburgerreichs an der Gaza-Front in Palästina. Am Ende des Ersten Weltkriegs sind die beiden großen Reiche zerfallen und Antoine steht in Konstantinopel vor dem Nichts. Als Mitglied einer besiegten Armee in einer besetzten Stadt muss er um sein Leben fürchten. Trotz der dramatischen Situation bleibt er in der Türkei, der er sich stark verbunden fühlt.
Der Zufall verhilft ihm zu einem Job bei einer Bergbaufirma am Schwarzen Meer, wo er 1921 zu arbeiten beginnt. Kurz danach beginnt der Türkisch-Griechische Krieg, den auch Antoine zu spüren bekommt. Und doch scheut er nicht davor zurück, seine geliebte Emilié – eine Griechin aus einer griechisch-orthodoxen Familie – zu heiraten. Zu dieser Zeit erwirbt er eine Pathé-Kamera – damals der letzte Schrei – und wird zum leidenschaftlichen Amateurfilmer. „Antoines Memoiren sind einzigartige Darstellungen weltpolitischer Ereignisse aus der Perspektive eines Durchschnittsbürgers“, sagt Elizabeth Thompson, Historikerin an der American University in Washington.
Politische Umbrüche verändern neuerlich sein Leben. Die Gründung der nationalistisch geprägten kemalistischen türkischen Republik 1923 führt dazu, dass der katholische Nicht-Türke Antoine die Bergbaufirma verlassen muss. Abermals hat er Glück: Er wird Geschäftsführer der Ottomanischen Bank in Zentralanatolien, wo Lebensbedingungen und Wertvorstellungen aus dem 19. Jahrhundert herrschen. Hier werden seine drei Kinder Karoly, Sandor und Elizabeth geboren. Sein Lebenstraum, mit seiner Familie in der Türkei zu bleiben, wird ihm verwehrt. Die Türkei verweigert ihm die Staatsbürgerschaft und die kommunistische Regierung Ungarns entzieht ihm die ihre. Staatenlos bleibt der Familie 1964 nur mehr die Emigration in die USA.
Die türkische Regisseurin Nefin Dinç hat Antoines ungewöhnliche Lebensgeschichte für „Universum History“ aus Tagebuchaufzeichnungen, Karikaturen, historischen Bild-, Film- und Tondokumenten, Auszügen aus seiner Autobiografie sowie Reenactments montiert. Internationale sowie österreichische Historikerinnen und Historiker erläutern die Bedeutung des Vermächtnisses Antoine Köpes und analysieren die weltpolitischen Zusammenhänge. Die Dokumentation ist ein berührendes Beispiel dafür, wie das Schicksal eines Einzelnen durch geopolitische Ereignisse bestimmt und gelenkt wird.
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