Blockadehaltung der Apothekerkammer schadet der Bevölkerung
„Medikamentenabgabe in Arztordinationen ist patientenfreundlich, einfach und diskret“, betont die niedergelassene Ärzteschaft.
Es sei traurig, dass die Apothekerkammer auf die jüngsten Vorstöße zur Verbesserung des Patientenservice seitens der Ärzteschaft nur mit den immergleichen vorgeschobenen Pseudoargumenten reagiere, urteilt die Bundeskurie niedergelassene Ärzte der Österreichischen Ärztekammer. „Der wichtigste Aspekt des ganzen Themas, der ganzen Gesundheitsversorgung, ist das Wohl der Patientin, des Patienten“, betont Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. „Und diese würden ganz klar von der Möglichkeit profitieren, Medikamente gleich in der Ordination zu bekommen. Denn das ist patientenfreundlich, einfach und diskret.“ Auch die Bundeswettbewerbsbehörde habe aus wettbewerblicher Sicht ausdrücklich eine größere Auswahlmöglichkeit für die Patientinnen und Patienten begrüßt, die durch das zusätzliche Angebot von ärztlichen Hausapotheken „zweifelsfrei“ geschaffen wird. „Im Gegensatz zu öffentlichen Apotheken verfügen niedergelassene Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner in der Regel über flexiblere Öffnungszeiten. Damit haben Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, ihre notwendigen, verschreibungspflichtigen Arzneimittel über eine zusätzliche Quelle zu beziehen“, so Wutscher. „Wir wollen ein faires, duales System aus öffentlichen Apotheken und Hausapotheken – das bringt den maximalen Nutzen für unsere Patientinnen und Patienten.“
„Schön, dass sich die Apothekerkammer nun endlich auch Sorgen macht, wie Menschen zu ihren Medikamenten kommen“, kommentiert Dietmar Bayer, stellvertretender Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte, entsprechende Wortmeldungen, wonach man sich bezüglich Schließtagen rund um die Feiertage sorge. „Wenn die ärztliche Ordination geschlossen hat, dann gibt es eben bei der Vertretung das Rezept. Das nennt sich Versorgungssicherheit“, so Bayer: „Und wenn er so besorgt ist, kann Herr Kobinger gerne einmal bei uns in der Steiermark, in Scheifling, nachfragen, wie die Menschen dort zu ihrem Rezept kommen, nachdem eine öffentliche Apotheke unter Ausnützung der absurden 4-Kilometer-Grenze den Ort zu einer Nullarztgemeinde gemacht hat“, rät Bayer, der auch Vizepräsident der steirischen Ärztekammer ist. Dieser vorsintflutliche Gebietsschutz müsse endlich weg, fordert Bayer die Abschaffung dieser einen Gesetzeszeile. „Mit einem Federstrich kann der Gesetzgeber Kassenstellen deutlich attraktiver machen – bis zu 400 neue Kassenärztinnen und Kassenärzte wären mit dieser kleinen Änderung, die niemandem schadet, möglich“, so Bayer.
„Es gibt in Österreich für alle Kassenärztinnen und Kassenärzte die Verpflichtung zur ökonomischen Verschreibweise“, erinnert Silvester Hutgrabner, Leiter des ÖÄK-Referates für Hausapotheken und Medikamentenangelegenheiten, die Apothekerkammer. Und alle bisherigen Untersuchungen seitens der Krankenkassen hätten ergeben, dass Ärztinnen und Ärzte mit Hausapotheke nicht unökonomischer verschreiben als der Durchschnittsarzt. „Eher im Gegenteil, weil sie oft besser Bescheid wissen über verfügbare, kostengünstige Generika“, so Hutgrabner. Auch dieses vorgeschobene Argument einer drohenden Verteuerung des Systems gehe daher völlig ins Leere. „Es bleibt dabei – gegen Hausapotheken oder Medikamentenabgabe beim Arzt gibt es keinen vernünftigen Grund. Es gibt nur die Blockadehaltung der Apothekerkammer, die den Menschen jeden Tag schadet“, unterstrich Hutgrabner.
Österreichische Ärztekammer
Mag. Sascha Bunda
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