Konzernisierung der Medizin: Österreichische Ärztekammer sieht sich in ihren Warnungen bestätigt
Mit großer Finanzmacht drängen private Investoren in den Gesundheitssektor. Für die Renditen werden alle Steuerzahler aufkommen müssen, warnt ÖÄK-Präsident Steinhart.
Neben einer aktuellen Studie im Journal der American Medical Association, die einen Zusammenhang zwischen Privatisierung von Gesundheitseinrichtungen und deutlicher Senkung der Versorgungsqualität belegt, bestätigt auch eine zweite Studie die Warnungen der Österreichischen Ärztekammer vor einer Konzernisierung der Medizin. Im British Medical Journal hatten bereits im Juli Fachleute wissenschaftliche Studien aus acht Staaten neuerlich analysiert, wobei der Schwerpunkt auf den USA lag. Untersucht wurden Pflegeheime, Spitäler, Gruppenpraxen und andere Einrichtungen. Die größte Konsistenz gab es in der Aussage, dass Eigentum an Gesundheitseinrichtungen durch private Geldgeber mit einem Anstieg der Kosten für Patienten oder Zahler, also beispielsweise Krankenkassen, verbunden ist.
„Auch diese Studie unterstreicht ganz klar unsere Warnungen vor zunehmendem Einfluss privater Investoren im Gesundheitsbereich: Die Versorgungsqualität nimmt ab, während das System gleichzeitig teurer wird“, schlussfolgert Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. In der Studie wurde zudem angeführt, dass private Konzerne alleine seit 2021 über 200 Milliarden Dollar für Unternehmenskäufe und -beteiligungen im Gesundheitssektor ausgegeben hätten. „Mit dieser Finanzmacht wird kein System mithalten können. Selbstverständlich wollen diese Konzerne Renditen für ihre Ausgaben sehen – und dafür werden Patientinnen und Patienten sowie die solidarischen Gesundheitssysteme, also alle Steuerzahler, aufkommen müssen. Und das nicht nur finanziell, sondern auch durch weniger Sicherheit“, warnt Steinhart. In Österreich sei den Konzernen durch die aktuelle Gesundheitsreform gerade die Tür geöffnet worden. Das müsse umgehend korrigiert werden: „Ich fordere die Politik auf, jetzt schnell die Notbremse zu ziehen, bevor wir sehenden Auges denselben Negativkurs einschlagen, den Deutschland aktuell verzweifelt zu verlassen versucht“, so Steinhart. Der freie ärztliche Beruf sowie das solidarische Gesundheitssystem Österreichs müssten unbedingt geschützt werden und das Patientenwohl stets über wirtschaftlichen Interessen stehen.
Österreichische Ärztekammer
Mag. Sascha Bunda
Öffentlichkeitsarbeit
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