Expert:innen tauschen sich im Parlament über Einsatzmöglichkeiten der KI in Gemeinden aus
Sobotka: Künstliche Intelligenz wird Gesellschaft total verändern
Das heute im Hohen Haus stattgefundene Parlamentarische Forum „Künstliche Intelligenz in den Gemeinden“ bildete den vorläufigen Schlusspunkt einer Veranstaltungsreihe zu KI, die im Juli letzten Jahres gestartet wurde. Nachdem bereits über die Auswirkungen auf die Demokratie, die Wirtschaft, das Gesundheitswesen und die Medien debattiert wurde, standen dieses Mal die Kommunen im Fokus.
Die eingeladenen Expert:innen und Gemeindevertreter:innen diskutierten nicht nur darüber, wie das Verwaltungsangebot in den Kommunen durch KI verbessert werden kann, sondern die Redner:innen illustrierten auch mit zahlreichen praktischen Beispielen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, die bereits jetzt zur Anwendung kommen. Generell kamen die Vortragenden zum Schluss, dass KI viel breiter gedacht werden müsse und dass es vor allem eine gute Vernetzung zwischen den Gebietskörperschaften und eine gegenseitige Unterstützung brauche.
SOBOTKA: AUF KI MIT AUSBILDUNG, WEITERBILDUNG UND AUFZEIGEN DER CHANCEN REAGIEREN
Die Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften in Sachen Technikfolgenabschätzung und die Veranstaltungsserie des Parlaments zum Thema künstliche Intelligenz sollen dazu beitragen, bei den 183 Abgeordneten ein noch stärkeres Bewusstsein für den Einsatz von KI zu schaffen, um dieses weiterzutragen, hob Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka hervor. Er sei überzeugt davon, dass der Einsatz der künstlichen Intelligenz die Gesellschaft in Zukunft stark verändern werde. Darauf dürfe man aber nicht mit Angst und Schrecken reagieren, sondern mit Bildung, Weiterbildung und dem Aufzeigen der damit verbundenen Möglichkeiten, betonte er. Bei der heutigen Veranstaltung stünden die österreichischen Gemeinden im Fokus, die sehr nahe an den Bürgerinnen und Bürgern seien und somit besonders gefordert seien, die Verwaltung zu optimieren.
PRESSL: SAMMELN UND STANDARDISIERUNG DER DATEN IST VORAUSSETZUNG FÜR EINSATZ DER KI
Daran anschließend plädierte der Präsident des Österreichischen Gemeindebundes Hannes Pressl dafür, vor allem den kleineren und mittleren Gemeinden die entsprechenden Tools in die Hand zu geben. Um die Möglichkeiten der KI gut nutzen zu können, müssten vor allem ausreichend Daten gesammelt, ein einheitliches System der Strukturierung eingeführt und die Produkte skalierbar gemacht werden, da die Grundkosten sehr hoch seien. Froh zeigte er sich über die im letzten Gemeindepaket enthaltenen zusätzlichen Mittel, die für Digitalisierungsmaßnahmen reserviert seien. Wichtig war ihm aber auch zu betonen, dass bei all den Fortschritten nie auf den Menschen vergessen werden dürfe.
VIELFÄLTIGE EINSATZMÖGLICHEN UND BERICHTE AUS DER PRAXIS
Beim ersten Impulsvortrag zeigte Franziska Cecon, Professorin für Public Management an der Fachhochschule Oberösterreich, die vielfältigen Möglichkeiten auf, wie schon heute KI sinnvoll und praktikabel auf Ebene der Gemeinden eingesetzt werden könne. Das Grundansinnen sei dabei immer, das Leben der Menschen „besser zu machen“. Als Beispiele führte die das Erkennen und Analysieren von Orthofotos, das Generieren von Texten und das Erkennen und Übersetzen von Sprache an. Gleichzeitig würde es aber noch viele offene Fragen geben, vom Datenschutz, den Rechtsfolgen bis hin zur Haftung.
Aus der täglichen kommunalen Praxis berichtete Reinhard Haider, der Amtsleiter in Kremsmünster und E-Government-Beauftragter des oberösterreichischen Gemeindebundes ist. In seiner Heimatstadt werde seit 25 Jahren gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern an innovativen digitalen Lösungen gearbeitet. Eine aktuelle Entwicklung sei der generative Chatbot „Kremsi“, der in den nächsten Tagen online gehen werde, informierte er. Eingesetzt werde die künstliche Intelligenz bereits im Rahmen von AI-Tools in der Finanzverwaltung, dem Verfassen von Homepageeinträgen, dem Erstellen von Content-Plänen oder dem Verbessern von amtlichen Texten.
DATEN MÜSSEN REPRÄSENTATIV, QUALITATIV HOCHWERTIG UND ÜBER SCHNITTSTELLEN VERFÜGBAR SEIN
Peter Klar (Bürgermeister Laab im Walde) und Manfred Wundara (IT-Chef der Gemeinde Villach und Digitalisierungsbeauftragter für Kärntner Gemeinden) widmeten sich der Fragestellung „KI braucht Dateninputs – Was ist noch notwendig für Digitalisierungsinitiativen in Gemeinden?“. Man müsse sich viel mehr darum kümmern, dass die gesammelten Daten repräsentativ, qualitativ hochwertig und – in Form von Schnittstellen – verfügbar seien, hob Klar hervor. Aus Sicht des Mediziners sei es problematisch, dass derzeit „jede Sozialversicherung glaube, eine eigene App machen zu müssen“. Für Wundara, der über realisierte Projekte im Verkehrs-, Wasserversorgungs- und im Energiebereich, wie z.B. das Feuchte- und Temperaturmonitoring bei Solarpanelen, sprach, müsse immer der Nutzen im Vordergrund stehen
Auf die rechtlichen Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit KI-Anwendungen ging die Anwältin Maria Troger (Schiefer Rechtsanwälte GmbH) in ihrem Vortrag „Beschaffung und digitale Innovation – von Datenschutz, Urheberrecht bis zur Ausschreibung“ ein. Da Demokratie sichere Daten brauche, um zu funktionieren, seien strenge Normen erforderlich, unterstrich sie. Datenschutz sei aber mehr als die DSGVO, denn auch Themen wie Datensouveränität und Cybersecurity dürften nicht außer Acht gelassen werden. Der Redebeitrag von Christian Rupp (Chief Digital Officer bei Prosoz Herten), der sich mit KI im deutschen und Schweizer Gemeindeumfeld befasste, ermöglichte zudem einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen in den angrenzenden Nachbarbarländern. Die eindrucksvollen Beispiele reichten dabei von einem Assistenztool für Richter:innen bis hin zum „smarten Weinbau“.
Danach gab es noch die Möglichkeit, Best-Practice-Beispiele kennenzulernen und sich mit Vertreter:innen von Gem2Go, NewsAdoo, Comm-Unity, Totoy und TechTalk auszutauschen. (Schluss) sue
HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Nachschau auf vergangene Veranstaltungen finden Sie im Webportal des Parlaments.
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