CHRISTIAN GONZENBACH – Rauminstallation in der Dominikanerkirche Krems

Der Schweizer Künstler Christian Gonzenbach (geb. 1975) entwickelte eigens für die säkularisierte Dominikanerkirche Krems eine temporäre Rauminstallation. Dafür beschäftigte sich Gonzenbach mit dem reli­giösen Hintergrund des Gebäudes. Er interpretiert den Schöpfungsmythos in einem künst­lerischen Kontext und macht den Raum zu einer Produktionsstätte für zeitgenössische Kunst. Besucher:innen können durch die sichtbaren Stationen und mit Artefakten die Transformation des Materials nachvollziehen. Spirituelle Atmosphäre verschmilzt mit industrieller Ästhetik.

ANDREAS HOFFER, KURATOR DER AUSSTELLUNG: _„Christian Gonzenbach führt uns die Entstehung von Kunst vor Augen. Die einzelnen Phasen seiner Objekte, ähnlich dem Zyklus des Lebens, können wir verfolgen – von der ersten Formwerdung über die Lebenszeit als Ausstellungsgegenstände bis hin zur Rückführung in ihren Ursprungszustand als reine Materie. Dies führt unweigerlich zu der Frage: Wozu ist Arbeit eigentlich gut?“_ 

PROZESS ALS TEIL DES KUNSTWERKS

Im Vorfeld goss Gonzenbach mit seinem Team im ehemaligen Kirchenraum Skulpturen aus einer teerähnlichen, zähflüssigen Substanz. Das Formvokabular seiner Objekte besteht aus Anklängen an religiöse Figuren und Formen aus der Natur. Die Objekte sind auf langen Tischen und Podesten im Mittelschiff wie Gaben angeordnet, als würden sie geopfert werden. Der Produktionsprozess wird für die Besucher:innen durch Artefakte der Herstellung nachvollziehbar. In den Seitenschiffen sind Töpfe und Dutzende Silikonformen platziert, die zum Erhitzen und Gießen des schwarzen Wachses dienten. Größere, an Vorrichtungen festgeschnallte Formen ähneln Folterstaffeleien und gequälten Märtyrer:innen. In großen Bottichen wurden Wachsreste aufgefangen. Umgebaute Transportboxen fungieren als Podeste für die Figuren. Eine kurze Filmsequenz, die mittels QR-Code am eigenen Smartphone abrufbar ist, zeigt Ausschnitte aus dem Prozess.  

Nach Ablauf der Ausstellung wird nichts davon übrigbleiben. Die Skulpturen werden wieder eingeschmolzen und auch das Präsentationsmaterial wird recycelt. Was bleibt, ist nur die Erinnerung an die endlose menschliche Tätigkeit. 

CHRISTIAN GONZENBACH: _„Mit diesem Projekt will ich die materialisierte Welt der Produktion mit einem spirituellen Ort zusammenführen, indem ich die Werkstatt in die Kirche verlege. In der Ausstellung bleibt nichts verborgen, alles ist sichtbar: die Herstellung der Objekte, ihre Präsentation, ihre Zerstörung. Einige Bereiche werden von der Notwendigkeit bestimmt (Produktionswerkstatt), andere von der Vernunft (Museumsausstellung) und wieder andere von der Emotion (Kreuzweg). Ein und dasselbe Material nimmt vorübergehend diese unterschiedlichen Attribute an. Selbst wenn wir den Prozess und die Funktionsweise dieser Dinge verstehen, bleiben sie uns immer noch fremd.“_

KÜNSTLER UND FORSCHER

Christian Gonzenbach betrachtet sich als Forscher an der Schnittstelle zwischen Naturwissenschaf­ten und künstlerischer Herangehensweise. Er versucht, auf unkonventionelle Weise die physische Erscheinung von Lebewesen und Objekten zu erfassen und sie über ihre Materialität und Größe neu zu definieren. Gonzenbach studierte Biologie und Kunst. Seine komplexen, oft auch irritierenden Skulpturen stellte er bereits mehrfach in Kirchenräu­men aus, zuletzt 2023 in Lausanne.

Gonzenbachs Werke befinden sich in bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen wie dem Victoria & Albert Museum in London, der Essl Sammlung der Albertina in Wien, dem Musée de la Chasse in Paris, dem MUDAC in Lausanne und dem FMAC in Genf. Gonzenbach lebt und arbeitet in Genf.

Kunsthalle Krems
Franziska Treml
+43 664 60499 176
franziska.treml@kunstmeile.at

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