Internist:innen kritisieren „Korsett der Kassenmedizin“ und fordern Offensive für „Fachärztliche Versorgungseinheiten“
BERUFSVERBAND FÜR WEITERENTWICKLUNG DER FACHÄRZTLICHEN VERSORGUNGSEINHEITEN: AUFHEBUNG KASSENVERTRAGLICHER UND GESETZLICHER EINSCHRÄNKUNGEN BEI PERSONALTHEMEN IN KASSENPRAXEN – ZIEL: SICHERUNG DER FACHÄRZTLICHEN VERSORGUNG UND ENTLASTUNG DER SPITALSAMBULANZEN
Patientinnen und Patienten warten zuweilen Wochen oder Monate auf einen Termin beim Kassenfacharzt. Der Berufsverband Österreichischer Internisten (BÖI) fordert daher – parallel zu der von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ausgerufenen Offensive für Primärversorgungseinheiten (PVE) – den raschen Ausbau „Fachärztlicher Versorgungseinheiten“. Dafür ist es dringend notwendig, unzeitgemäße kassenvertragliche und gesetzliche Einschränkungen für Fachärztinnen und Fachärzte aufzuheben.
„ÖGK-Obmann Andreas Huss sieht die Zukunft der Patientenversorgung in größeren medizinischen Einheiten. Ich gehe davon aus, dass diese sinnvolle, patientenorientierte Lösung nicht nur für die allgemeinmedizinische Versorgung gelten soll, sondern auch für fachärztliche Ordinationen“, so Univ.-Prof. Mag. Dr. Bonni Syeda, Fachärztin für Innere Medizin/Kardiologie in Wien und Präsidiumsmitglied des BÖI. Schließlich seien die Wartezeiten auf einen Facharzt-Termin oft extrem lang, und Patientinnen und Patienten bliebe in vielen Fällen nur noch der Weg in Wahlarztpraxen.
BLOCKADE DER VERGABE VON NEUVERTRÄGEN ENDLICH LÖSEN – WARTEZEITEN VERRINGERN
Derzeit warten allein in Wien ein Dutzend internistische Ordinationen dringend auf die Zuteilung einer zusätzlichen ärztlichen Stelle. Jede dieser Stellen muss von der ÖGK einzeln genehmigt werden. Laut ÖGK sind jedoch derzeit keine Stellen für das Fach Innere Medizin vorhanden. „Obwohl also ausreichend Internistinnen und Internisten im Kassenbereich arbeiten möchten und es auch einen hohen Patientenandrang im Bereich der Inneren Medizin gibt, werden die Stellen nicht freigegeben“, kritisiert Syeda. „Würden diese Anträge der Kolleginnen und Kollegen endlich genehmigt, könnten die Wartezeiten auf einen Termin für Patientinnen und Patienten mit einem Schlag deutlich reduziert werden.“
Neben diesem „Korsett der Kassen“ behindern auch gesetzliche Einschränkungen eine effiziente Gesundheitsversorgung durch niedergelassene Internistinnen und Internisten. „Unsere Einrichtungen sind gegenüber Ambulatorien massiv benachteiligt. In Einzelpraxen darf nur ein Arzt bzw. eine Ärztin angestellt werden, in Gruppenpraxen dürfen es höchstens zwei sein, während Ambulatorien ihren Personalstand flexibel dem Patientenandrang anpassen können. Hier benötigen wir dringend eine gesetzliche Änderung, um unserem Versorgungsauftrag gerecht zu werden“, fordert Syeda die Gleichstellung beider Einrichtungen bei Personalthemen. Andernfalls drohe eine „Konzernisierung“ des Gesundheitswesens, wie sie bereits in Deutschland beobachtet werden könne, wo große Gesellschaften laufend diverse Ambulatorien gründen.
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT IN GRÖSSEREN FACHÄRZTLICHEN EINHEITEN BRINGT VORTEILE
Mehr Spezialistinnen und Spezialisten im niedergelassenen Bereich würden nicht nur State-of-the-Art-Behandlungen – etwa rheumatologische oder endokrinologische Behandlungen – direkt in den Ordinationen ermöglichen, sondern auch unerträglich lange Wartezeiten von bis zu sieben Monaten etwa in der Rheuma-, Schilddrüsen oder Diabetesambulanz reduzieren. „Die Vorteile der interdisziplinären Zusammenarbeit in größeren Versorgungseinheiten wurden für die Allgemeinmedizin erkannt. Es ist nur logisch, dass diese ebenso für Internistinnen und Internisten sowie den gesamten fachärztlichen Bereich gelten“, so Bonni Syeda, die rasche und konkrete Schritte aller Beteiligten einfordert.
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Der Berufsverband Österreichischer Internisten (BÖI) ist eine gemeinnützige und überparteiliche Vereinigung niedergelassener und angestellter Internistinnen und Internisten aus ganz Österreich.
Berufsverband Österreichischer Internisten (BÖI)
Univ.-Prof. Mag. Dr. Bonni Syeda
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