„kulturMontag“ am 5. August: Phänomen Taylor Swift, 100. Geburtstag James Baldwin, „Orestie“ bei den Salzburger Festspielen

Danach: Doku „Zimmer frei – Übernachten in besonderer Architektur: Provence“ – ab 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Wien (OTS) – Von der Antike bis in die Gegenwart: Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 5. August 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON befasst sich u. a. anlässlich der bevorstehenden Österreich-Konzerte mit dem weltumfassenden Phänomen Taylor Swift, weiters mit dem Werk des Schriftstellers James Baldwin als Galionsfigur der US-amerikanischen Gleichberechtigung anlässlich dessen 100. Geburtstags und gibt einen Ausblick auf Nicolas Stemanns Inszenierung des antiken Stoffes „Orestie“ bei den Salzburger Festspielen. Anschließend an das Magazin besucht die von ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl gestaltete neue Ausgabe der Dokureihe „Zimmer frei – Übernachten in besonderer Architektur“ die „Provence“ (23.15 Uhr): Das Format widmet sich der Geschichte und Entwicklung von Architektur im Tourismusumfeld und zeigt ausgewählte Projekte, die Tradition und Moderne kombinieren sowie Architektur und Kunst in einen Dialog stellen.

Kleinstadt-Girl auf Rekordkurs – Das Phänomen Taylor Swift

Popstar Taylor Swift, die 1989 von einer Kleinstadt mitten in Pennsylvania aus ihre Karriere als Country-Kinderstar begonnen hat, ist mittlerweile über die USA hinaus eine Lichtgestalt. Sie bricht nicht nur bei Musikpreisverleihungen alle Rekorde (14 Grammys!), sondern ist mit weltweit mehr als 300 Millionen verkauften Tonträgern eine der erfolgreichsten Popmusikerinnen der Gegenwart und ein echter Wirtschaftsfaktor geworden. Da wo sie auftritt, klingeln die Kassen. Mit ihren mehr als 280 Millionen Follower:innen auf Instagram könnte Swift aber nicht nur musikalisch, sondern auch politisch im US-amerikanischen Präsidentschafts-Wahlkampf zum Machtfaktor werden, hat sie sich doch schon in der Vergangenheit pro-demokratisch geäußert. Wie einflussreich sind solche öffentlichen Bekenntnisse von Berühmtheiten wie Taylor Swift, die in allen politischen Lagern eine große Fangemeinde hat? Damit beschäftigt sich der US-amerikanische Politologe David Jackson von der Bowling Green State University. Für viele Wähler:innen ist der 34-jährige Popstar ein Vorbild, weiß die österreichische Musikjournalistin Verena Bogner, die in ihrem aktuellen Buch „Who runs the world? Girls!“ analysiert, wie die Popkultur das Bild der arbeitenden Frau prägt.
In ihrer Heimat ist Taylor Swift mittlerweile ins Fadenkreuz der Republikaner geraten, verbreitet doch der rechtskonservative Sender Fox News sogar die Behauptung, dass die Musikerin eine Agentin des US-Verteidigungsministeriums sei. Auch gefälschte pornografische Bilder mit Swift, die kürzlich im Internet kursierten, werden von manchen als Teil der rechten Kampagne gegen sie gesehen. Kurz vor ihren Österreich-Konzerten am 8., 9. und 10. August im Ernst-Happel-Stadion analysieren Musikwirtschaftsforscher Peter Tschmuck, Journalistin Verena Bogner und Politologe David Jackson das Phänomen Taylor Swift.

Prophet im eigenen Land – Hommage zum 100. Geburtstag von James Baldwin

Er war eine der prägenden Persönlichkeiten der US-amerikanischen Gleichberechtigung, Bürgerrechtsaktivist und Schriftsteller – schwarz und schwul, mutig und empfindsam: James Baldwin, dessen Texte von seltener Wucht und Klarheit zeugen, war ein Prophet der klaren Worte. Zu seinem 100. Geburtstag erlebt sein Werk, in dem er ganz ohne Hass für Veränderung kämpfte, eine Renaissance. 37 Jahre nach seinem Tod ist der Autor und Aktivist, der seinen Weg als Jugendprediger begann und als erster schwarzer Schriftsteller auf dem Titelblatt des „Time Magazine“ landete, so präsent wie seit den 1960er Jahren nicht mehr. Die „Black Lives Matter“-Bewegung kürte ihn zu ihrer Galionsfigur, kämpfte er doch gemeinsam mit seinem Freund Martin Luther King auf der Straße wie in seinen Romanen gegen Rassismus, Gewalt und Unterdrückung. „Da ist alles dabei von Wut bis zu einer seltenen Zärtlichkeit“, urteilte etwa sein Schriftstellerkollege Paul Auster. Der eindrucksvolle Dokumentarfilm „I Am Not Your Negro“ über die Biografien von Martin Luther King, Malcolm X und Medgar Evers, der auf Baldwins Fragment basiert, wurde für den Oscar nominiert, sein Roman „Beale Street Blues” – eine bewegende Hommage an die Liebe – 2018 von Hollywood verfilmt. Es ist ein Triumph mit bitterer Note. Denn nach einem halben Jahrhundert sind Baldwins Beobachtungen und Botschaften nach wie vor aktuell. Diskriminierung, Gewalt, Polizeibrutalität und Rassismus gehören bis heute zum Alltag schwarzer Amerikaner:innen. Ganz ohne Politik sei James Baldwin nicht zu haben, seine Literatur zähle zu Recht heute zu den Klassikern Amerikas, ist Kulturjournalist René Aguigah überzeugt. Über Aguigahs kürzlich erschienene Biografie „James Baldwin, Der Zeuge“ und über die Wiederentdeckung dessen Werks spricht Peter Schneeberger mit dem Autor live im Studio.

Schlachtfeld des Grauens – Nicolas Stemanns „Orestie“ bei den Salzburger Festspielen

Schuld, Rache und Sühne stehen im Zentrum der 2.500 Jahre alten Trilogie „Orestie“ nach Aischylos, Sophokles und Euripides. Das Werk beschreibt die psychische Grundstruktur, die Menschen dazu bringt, sich in Kriege zu begeben. Alle wähnen sich im Recht, für alle verheißen Krieg und Mord das Wiederherstellen eines einstmals rechtmäßigen Zustands. Und doch funktioniert es nicht, veranschaulichen diese Texte doch minutiös, wie überfordert der Mensch inmitten von Krisen und Krieg ist. Mit unausweichlicher Gnadenlosigkeit wird aufgezeigt, wie stets neue Rache und Vergeltung erzeugt werden, nie aber eine Wiedergutmachung des erlittenen Leids stattfindet. Wie böse ist der Mensch? Wie entkommt man der Gewaltspirale? Diesen Fragen geht der deutsche Regisseur Nicolas Stemann in seiner Inszenierung des antiken Stoffs für die Salzburger Festspiele nach. Seine Neufassung entsteht vor dem Hintergrund einer Gegenwart, die täglich die Auswirkungen von Krieg vor Augen führt – in einer Zeit, in der Demokratie immer mehr infrage gestellt und wie ein Auslaufmodell gehandelt wird. Stemann geht in seiner Bearbeitung des „Orestie Komplexes“ der Frage nach einem friedlichen Zusammenleben nach. Auch eigens von ihm komponierte Musik wird im Stück zu hören sein. Denn Musik war schon in der Antike in die Darstellungen integriert. Der „kulturMontag“ berichtet von der Premiere auf der Pernerinsel in Hallein.

Dokumentation: „Zimmer frei – Übernachten in besonderer Architektur:
Provence“ (23.15 Uhr)

Wie wichtig ist die Art der Unterkunft im Urlaub, wenn die Landschaft perfekt ist? Die ORF-Kultur-Sendereihe „Zimmer frei“ zeigt ausgewählte Feriendomizile, die die Baustile der Regionen aufgreifen, weiterentwickeln und prägen, das jeweilige Landschaftsbild unterstreichen und einen Brückenschlag zwischen historischer Baumaterie und zeitgenössischem Design wagen. Diesmal besucht Martin Traxl in der mittlerweile sechsten Ausgabe des Formats sehr unterschiedliche Bauten und Projekte im Südosten Frankreichs, in der Provence. Zu Wort kommen neben Architektinnen und Architekten, Bauherrinnen und -herren sowie Hoteliers auch Fachleute, die über die Bedeutung und Geschichte der Architektur in der Provence, den Wandel in der baulichen Gestaltung, sowie auch die gesellschaftlichen Aspekte von Kunst und Architektur sprechen. Genauso abwechslungsreich und vielfältig wie die Topografie und Landschaft der Region sind auch die Objekte, die rund um Marseille, Arles, Cassis und Saint Tropez – zwischen Urbanität, mediterranem Flair und ländlichem Idyll – zu finden sind: Von der ehemaligen Dorfschule, die nun als Pension fungiert, dem aufgelassenen Karmelitinnenkloster, das heutzutage den Fokus auf Wellness und Genuss statt Kontemplation setzt, dem einstigen Spital im Zentrum von Marseille, das sich zum 5-Sterne-Refugium gewandelt hat, bis hin zum aus dem Dornröschenschlaf erweckten Art-Deco-Hotel, in dem Anfang des 20. Jahrhunderts schon die Crème de la Crème der Gesellschaft geurlaubt hat. All diesen Objekten gemein ist das Feingefühl für die Revitalisierung historischer Bausubstanz, Geschick und Können in der Handwerkskunst sowie ein Verständnis dafür, dass das Alte und das Neue eine Symbiose eingehen können. Temporäres Wohnen im Architekturdenkmal von Le Corbusier ist in der Provence genauso möglich wie Erholung und Entspannung im jahrhundertealten Château – eingebettet zwischen Weingärten und Kunstinstallationen von Frank Gehry und Bob Dylan – oder ein Wochenendtrip, der einer architektonischen Zeitreise in die Sixties gleicht. Doch auch neu geschaffene Objekte zeigen, wie die Grenzen von Architektur und Natur verschwimmen, wie schlichtes Design mit opulenter Flora in Einklang gebracht wird.

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