Umfrage unter Lehrkräften: Gemischte Gefühle zu Quereinsteiger*innen in der Schulklasse
Quereinsteiger*innen in Schulen sollen dem Lehrkräftemangel entgegenwirken. Der öbv wollte von Lehrer*innen wissen, was sie von diesem Lösungsansatz halten.
Mehr als eine Million Schüler*innen und rund 120.000 Lehrer*innen sind seit kurzem wieder zurück in der Schule. Wie jedes Jahr war es auch heuer bis zuletzt unklar, ob wirklich in jeder Klasse eine Lehrkraft sein wird. Denn nach wie vor ist der Lehrkräftemangel eines der größten Probleme unseres Bildungssystems. Laut Pensionsprognosen des Bildungsministeriums war der Höhepunkt – mit Ausnahme der Primarstufe – bereits 2023 erreicht. Die Gewerkschaft hingegen prognostiziert den Höhepunkt der Pensionierungswelle für 2026/27. Um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, hat das BMBWF im Oktober 2022 die Initiative „Klasse Job“ gestartet, die unter anderem Quereinsteiger*innen an die Schulen bringt.
55 % DER LEHRKRÄFTE SEHEN SIGNIFIKANTE UNTERSCHIEDE IM UNTERRICHT
In einer Umfrage, die der öbv im Sommer 2024 unter 364 Lehrkräften durchgeführt hatte, war die Stimmung zu Quereinsteiger*innen durchaus gemischt. So sind 56,5 % der Meinung, dass sich diese nach einem Jahr in der Klasse „sehr schwer“ oder „eher schwer“ tun. Auf die Frage, ob es signifikante Unterschiede im Unterricht gibt, antworteten 55 % mit „Ja“ oder „Eher ja“.
Im Zuge eines offenen Textfelds konnten die Lehrkräfte zudem noch ihre persönliche Einschätzung abgeben – hier sahen die Befragten auch Vorteile der Initiative: „Quereinsteiger*innen haben eine Ahnung vom Leben, noch besser, wenn sie bereits Kinder haben“; „Es kommt auf die Ausbildung der Quereinsteiger*innen an. Ich kenne einige Kolleg*innen, die fachlich wesentlich kompetenter sind als die ausgebildeten Lehrer*innen – vor allem im Vergleich zur neuen Lehrerausbildung, die leider fachlich bei weitem nicht ausreicht“. Bemängelt wurde allerdings, dass das pädagogische Wissen teilweise fehle: „Das fachliche Wissen wäre vorhanden, aber es gibt große Probleme mit didaktischer Umsetzung.”
NUR EIN TEIL DER LÖSUNG
„Mittel- und langfristig muss der Lehrkräftemangel mit nachhaltigen Maßnahmen wie mehr Studierenden oder besseren Arbeitsbedingungen gelöst werden. Bis diese Initiativen allerdings Früchte tragen, braucht es rasche Lösungen, wie beispielsweise Quereinsteiger*innen, auch wenn es für diese anfangs herausfordernd ist,” so Philipp Nussböck, Geschäftsführer des öbv. „Zusätzlich ist es wichtig, das bestehende Personal zu entlasten.”
Neben administrativen Assistenzsystemen an Schulen muss auch die Digitalisierung Teil der Lösung sein: „Adaptive Lernsysteme unterstützen nicht nur in der Unterrichtsvorbereitung, sondern auch in der Individualisierung, indem sie Schüler*innen an ihrem aktuellen Leistungsstand abholen. Hier gibt es bereits gute Lösungen mit Künstlicher Intelligenz. Wichtig ist nur, dass die Konzepte gut durchdacht sind und die Lehrkräfte in den Prozess eingebunden werden – nur so können sie das Beste aus der aktuellen Situation machen“, so Nussböck.
öbv – Österreichischer Bundesverlag Schulbuch
Janina Hofmann
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