WorldSkills: Team Austria am Limit – ein Zwangsstopp und große Zuversicht AUDIO/VIDEO/BILD
Tag drei bei der Berufs-WM: Der Medaillentraum lebt für 46 Österreicher:innen – einer war leider zum Aufgeben gezwungen. Die Teilnehmenden aus allen Bundesländern im Überblick.
Die Gesundheit geht vor: Mit einer Hiobsbotschaft endete der zweite von vier Wettkampftagen in Lyon. Möbeltischler THOMAS LEITNER (hier zum Video) aus Obdach in der Steiermark ist leider zum Aufgeben gezwungen. Mit einer Sehnenverletzung in der linken Hand muss der Obersteirer auf Anraten des österreichischen Teamarztes den Wettbewerb beenden. „Trotz großer Schmerzen hätte ich gerne weitergemacht. Nach der Untersuchung konnte der Arzt jedoch nicht ausschließen, dass ich bleibende Schäden erleiden könnte, wenn ich den Wettbewerb fortgesetzt hätte“, erklärt die sichtlich enttäuschte Spitzenfachkraft. Die Leistung des WM-Starters war jedenfalls bis zum verletzungsbedingten Abbruch sehr stark: Leitners Einschätzung zufolge wäre er auf Medaillenkurs gewesen.
VORARLBERGER KÄMPFEN UM WM-MEDAILLEN
Leitner ist nicht der Einzige, der dieser Tage bei der Berufsweltmeisterschaft in Lyon an die absolute Belastungsgrenze geht: Alle 47 Mitglieder des österreichischen Nationalteams der Berufe kämpfen unermüdlich um jede Hundertstel, jeden Millimeter, jede Platzierung. „Es ist ein echter Kraftakt, aber für Müdigkeit ist kein Platz. Wir müssen weiterfighten“, gibt Maschinenbau-CAD-Spezialist ENES KOCABAY aus Höchst in Vorarlberg die Marschroute vor. Landsmann und Maschinenbautechniker LUKAS FIEL aus Dornbirn erklärt: „Der Rummel hier ist gewaltig, aber ich lasse mich nicht ablenken, sondern versuche alles aus jeder Aufgabenstellung herauszuholen.“ CNC-Fräser BERKAY SAHIN aus Dornbirn, der bei EuroSkills im Vorjahr ein „Medallion for Excellence“ eroberte, kämpft gegen die harte internationale Konkurrenz: „Natürlich gehen die letzten Tage auf die Substanz. Jetzt heißt es aber: mit Vollgas weiter – nur nicht bremsen.“ Heute Vormittag wird Sahin die Maschinen programmieren: Zunächst legt er die Bewegungsabläufe der Werkzeuge, Drehzahlen und Vorschübe fest – dies geschieht mit Hilfe von CAD/CAM-Software, die den Fertigungsprozess simuliert und optimiert. Am Samstag wird er das Werkstück durch präzisen Materialabtrag formen. „Hierbei kommt es vor allem auf das korrekte Spannen des Werkstücks sowie die Wahl der richtigen Fräser und Schnittparameter an, um eine optimale Bearbeitung zu gewährleisten“, erklärt Sahin.
WM-STEIRER GEBEN VOLLGAS IN LYON
FABIAN WEBER (aus Kaindorf bei Hartberg) und NICO PAUL REIF (aus Unterpremstätten; hier zum Video), steirisches Duo im Beruf „Robot Systems Integration“, mussten sich zuletzt aus einem Tief zurückkämpfen: „Tatsächlich ist der erste Tag nicht nach Wunsch verlaufen“, erzählt Weber. „Wir haben diese schwierige Phase dann aber überwunden und sind jetzt wieder voll dabei“, hebt Reif hervor. Das sieht man auch: Ihr Roboter, der eine E-Batterie zwischen zwei Standorten transportiert, ist voll auf Kurs. Das gilt auch für Fliesenleger FLORIAN GRUBER (hier zum Video) aus Aigen im Ennstal: „Es fühlt sich bislang gut an. Ich konnte meine Leistungen aus dem Training abrufen und habe genug Kraft und Konzentration, auch am dritten und vierten Tag voll anzugreifen. Schnelligkeit und höchste Genauigkeit sind weiterhin die wichtigsten Eigenschaften.“ Hochpräzision ist auch bei DAVID GSCHAAR (hier zum Video) gefragt: Der Kfz-Techniker aus Klöch geht bei unterschiedlichen Fahrzeugmodellen auf „Fault Finding“. „Die zu identifizierenden Fehler sind unglaublich schwer auszumachen. Außerdem sind die Aufgabenstellungen so gemacht, dass man niemals alle Fehler findet. Beinahe nach jedem Modul beschleicht einen ein schlechtes Gefühl. Da heißt’s dann: abhaken – und mit Vollgas weiter“, lässt sich der PS-Steirer nicht von subjektiven Wahrnehmungen bremsen.
Mit technischen Schwierigkeiten muss JOHANNA HAIMEL aus Graz kämpfen: Immer wieder kam es bei ihr – wie auch anderen Teilnehmer:innen des Skills Grafik-Design – zu Softwareabstürzen. „Das bringt mich aber nicht aus der Ruhe. Es ist eben wie im echten Berufsleben“, bleibt die Steirerin fokussiert. So wie auch ALEXANDER PFLEGER: Der Schweißer aus St. Jakob im Walde geht nun – nach einem Ruhetag – ins WM-Finale. „Heute und morgen werden wir noch richtig einen rauszimmern. Meine Familie ist gekommen, die ganze Firma ist da – da werde ich nochmals alles geben. Und dann wird auch das Ergebnis passen!“ Darauf hofft auch Koch SILVIUS PINK, der ebenfalls aus der 1.012 Einwohner zählenden Gemeinde kommt: Vor den internationalen Wertungsrichtern und Experten bereitet der Jungkoch zartestes Leber-Parfait vor. „Das Problem ist der hohe Zeitdruck. Aber genau das macht es auch spannend. Man muss sich schnell entscheiden, Prioritäten setzen und gleichzeitig die höchste Qualität liefern.“
MAGDALENA RATH (hier zum Video), Spezialistin in „Digital Construction“, tüftelt an einem Großprojekt: Sie muss digital den Bauablauf und ein Gebäude definieren. Rath geht jedenfalls zuversichtlich in die Finaltage: „Ich werde einfach weiterhin mein Wissen aus dem Training abrufen und konzentriert bleiben. Wo es notwendig ist, muss ich improvisieren.“ Das musste Metallbauer CHRISTOPH SORGER aus Bad Loipersdorf bislang noch nicht: „Die Aufgabenstellungen waren schwierig, aber genau darauf war ich vorbereitet. Ich verfolge weiterhin meinen Plan.“ Die beiden Wildoner SIMON STOISSER und JAN TRUMMER, tätig im Teambewerb „Mobile Robotics“, mussten ihre Herangehensweise bereits adaptieren: „Einige Dinge sind ganz anders gelaufen, als wir uns das vorgestellt hätten. Noch ist aber nichts entschieden“, sagt das Duo unisono.
WORLDSKILLS: KÄRNTNER MOBILISIEREN KRÄFTE FÜRS FINALE
An hochpräzisen Holzverbindungen arbeitet der Weitensfelder FLORIAN DÖRFLER (hier zum Video) an den letzten beiden Wettbewerbstagen: „Es kommt wirklich auf die absolute Genauigkeit an, auch die Oberfläche muss einfach passen“, erklärt der WM-Bautischler. Furnierarbeiten und das Verzinken einer Lade – dabei werden Holzstücke so bearbeitet, dass sie passgenau ineinander greifen, um stabile und dauerhafte Verbindungen zu schaffen – stehen ebenfalls am WM-Plan der Fachkraft.
Unter Strom steht bis zum finalen Gong am Samstagnachmittag GEORG KELIH aus Ferlach: Der Elektroniker muss unter anderem Schaltungen entwerfen, analysieren und aufbauen. „Jetzt heißt’s nochmal, alle Kraft zusammen zu nehmen und sich zu konzentrieren. Auf die anderen Länder zu schauen, ist nicht von Vorteil. Die Konzentration muss bei einem selbst bleiben“, ist für den HTL-Absolventen klar.
Das Mechatroniker-Duo FLORIAN NAPETSCHNIG aus Diex und DOMINIK RUHDORFER aus Micheldorf werkt an modularen Produktionssystemen: „Es ist wie ein Trainingssystem für Fabriken. Jede Station macht eine bestimmte Aufgabe, etwa Teile zusammenbauen oder prüfen. Man kann mehrere Stationen kombinieren, um eine echte Produktionslinie zu simulieren und zu üben, wie alles funktioniert“, erklärt Napetschnig die komplexe Aufgabenstellung, die für das Kärntner Duo eine echte Bewährungsprobe darstellt: „Einfach ist es nicht, aber wir liegen gut in der Zeit und sind grundsätzlich positiv gestimmt“, sagt Ruhdorfer. Wie auch SIMON WIELAND (hier zum Video): Der heimische Vertreter im „Skill“ Restaurant Service aus Krumpendorf am Wörthersee muss im Gästeservice, beim Tranchieren, Filetieren, Flambieren, Cocktailmixen, bei Barista-Tätigkeiten und im Weinservice überzeugen. „Am Abend geht man den Tag immer und immer wieder durch – und natürlich fallen einem schon auch Dinge auf, die man besser machen hätte können. Aber grundsätzlich bin ich zufrieden“, meint Wieland.
NIEDERÖSTERREICHISCHE MEDAILLENHOFFNUNGEN FAST AM ZIEL
Für Florist MANUEL BENDER (hier zum Video) lebt der Traum vom Weltmeistertitel weiterhin. Seine Aufgaben seien zwar eine „echte Herausforderung“, doch: „Ich bin topvorbereitet – auch dank meiner Ausbildung“. Dennoch gilt: „Die Komplexität der Aufgabenstellung erfordert Kreativität und Präzision. Aber ich habe hart trainiert, um mich diesen Herausforderungen zu stellen und hoffe, das Beste herauszuholen.“ Bender muss anspruchsvolle Blumengestecke und aufwendige florale Kunstwerke gestalten, die höchste handwerkliche Fähigkeiten verlangen.
SAMUEL ENGEL aus Baden hatte bereits seinen ganz großen Auftritt: Während der beeindruckenden Eröffnungszeremonie in der LDLC-Arena, wo er den WorldSkills-Eid im Namen aller 1.600 Teilnehmer ablegte. „Ich bin stolz, diese Ehre gehabt zu haben, aber jetzt liegt der Fokus voll auf dem Wettbewerb“, erklärt der Optoelektroniker. Läuft alles nach Plan, gibt es einen zweiten großen Auftritt bei der WM – am Sonntag bei der Medaillenverleihung in der 60.000 Menschen fassenden Groupama-Arena . Dazu muss sich Engel an den letzten beiden Tagen anspruchsvollen Aufgaben in der Mess- und Regelungstechnik stellen, bei denen absolute Präzision gefragt ist.
STEFAN HUBER aus Schönbach und CHRISTOPH KURZ aus Zwettl (hier zum Video) zeigen auf dem beeindruckenden Areal der Betonbauer, was in ihnen steckt. Ihre Aufgaben reichen von Schalungsarbeiten über das Einbringen von Beton bis hin zu exakter Oberflächenbearbeitung. „Es ist harte Arbeit, aber wir sind gut dabei. Die Präzision bei der Schalung und das richtige Handling des Betons sind entscheidend“, sagt Huber. Beide arbeiten mit vollem Einsatz und hoffen, in den kommenden beiden Tagen ihr Bestes abrufen zu können. Die größten Konkurrenten: China, Deutschland und Frankreich.
Gut abschneiden wird Friseurin CARINA KERN (hier zum Video) aus Kilb – zumindest sagt das ihr Gefühl: „Ich bin mit meinen bisherigen Leistungen sehr zufrieden. Jetzt heißt es, fokussiert zu bleiben und meine Kreativität unter Beweis zu stellen“, erklärt Kern. Auch Männerfrisuren und das Bartstyling stehen nun auf dem WM-Programm.
Das WM-Spielfeld von LENA PRINZ (hier zum Video) aus Enzesfeld ist hingegen die Leinwand: Ihre Aufgaben reichen vom Streichen und Tapezieren bis hin zu anspruchsvollen Dekortechniken. „Jede Wand ist eine neue Herausforderung, bei der es auf Kreativität und Sorgfalt ankommt“, erklärt die junge Malerin. Beim gestrigen Speedbewerb konnte sie jedenfalls mit diesen Attributen voll überzeugen. Auch FABIAN SCHWEIGER aus Bad Vöslau hat einen guten Start erwischt und blickt optimistisch auf die kommenden zwei Tage. „Ich habe gut begonnen, aber die nächsten Module bzw. Aufgabenstellungen werden entscheidend sein“, sagt der Trockenbauer. Zu seinen Aufgaben gehören das Hochziehen von Wänden, das Arbeiten an Decken und das präzise Ausschneiden von Aussparungen. „Am dritten Tag muss ich alles verspachteln, und am vierten Tag kommt dann das Speedmodul mit Freestyle und Verputzarbeiten. Da ist volle Konzentration gefragt, damit ich in der Zeit bleibe“, erklärt Schweiger.
BERUFS-WM: OBERÖSTERREICHER AUF ERFOLGSKURS
Aus organisatorischen Gründen einen Tag später als ihre Mitstreiter startete Konditorin JANA BACHER aus Kirchham in Oberösterreich ins Wettbewerbsgeschehen. Ihre Aufgabe: Ein großes Zuckerschaustück, das sie in eine Torte integrieren muss. Zudem stehen Marzipanfiguren auf dem Plan, die Präzision und handwerkliches Geschick erfordern. „Es ist eine riesige Herausforderung, die volle Konzentration verlangt. Natürlich gehört ein bisschen Glück dazu, aber ich habe intensiv trainiert und werde mein Bestes geben“, sagt die Konditorin, die auch ein aufwendiges Schokoschaustück, vegane Pralinen und ein Tellerdessert zubereiten muss. Von der Konkurrenz will sie sich nicht beirren lassen: „Ich habe mir am ersten Ruhetag alle anderen Berufe angesehen – an den Konditoren bin ich aber vorbeigegangen. Das würde mich nur nervös machen“, lacht Bacher.
Aufregung ist für ihn hingegen kein Thema: Nach dem Gewinn der Silbermedaille bei EuroSkills in Danzig greift LUKAS FRÜHWIRTH aus Schwertberg nun bei den Weltmeisterschaften nach Gold. Am ersten Tag wartete ein mechanisches Projekt auf ihn: aufbauen, schrauben und einen Schaltkasten anfertigen. „Das mechanische Arbeiten erfordert viel Präzision und Zeitmanagement“, erklärt Frühwirth. Am zweiten Tag wurde verdrahtet, und am Ende steht die Programmierung mit der Visualisierung sowie der Entwurf eines Schaltplans auf dem Programm. Zusätzlich muss er ein Fehlersuche-Modul bewältigen, das seine analytischen Fähigkeiten auf die Probe stellen wird.
Die braucht auch MIRIAM HAIDER (hier zum Video) aus Traberg – allerdings in der Mode-Technologie. Was ist zu tun? Vom Entwurf über das Schnittmuster bis hin zur Fertigung komplexer Kleidungsstücke – und natürlich eine abschließende Präsentation. „Mode ist nicht nur Design – es geht auch um Funktionalität und Präzision“, erklärt Haider. Die Anforderungen an ihr handwerkliches Geschick und ihre Kreativität sind hoch, doch Haider ist gut vorbereitet und fest entschlossen, „ihren eigenen Stil einzubringen“. Dafür ist auch bei den den Steinmetzen Platz: DANIEL HAIN (hier zum Video) aus Linz arbeitet mit Präzision und Kreativität an seinen WM-Aufgaben. Zu den Herausforderungen zählen das Anfertigen von komplexen Geometrien, die Bearbeitung von Naturstein und das Erstellen filigraner Steinornamente. „Es ist eine Mischung aus Kunst und Handwerk. Jede Linie muss sitzen, jeder Schlag muss überlegt sein“, erklärt Hain.
Anders als der Rest des Teams hat Bäckerin JULIA KUSEL (hier zum Video) aus Pennewang ihr Finale bereits absolviert – und mit einem imposanten Schokoschaustück die Zuschauer beeindruckt: Ein geschwungener Eiffelturm aus Schokolade zeugt von ihrem Talent und ihrer Kreativität. Familie, Freunde und ihr Arbeitgeber reisten extra an, um sie bei diesem wichtigen Moment zu unterstützen. „Es war überwältigend, diese Unterstützung zu spüren. Als die Aufgabe schließlich beendet war, ist alle Last von meinen Schultern gefallen – ich bin so überglücklich“, sagt Kusel.
Die schwerste Aufgabe des österreichischen Nationalteams der Berufe muss FABIAN REISINGER (hier zum Video) aus Altschwendt stemmen. Denn: Als Land- und Baumaschinentechniker muss er tonnenschwere Maschinen warten und reparieren. „Von Größe und dem Gewicht der Maschinen darf man sich nicht irritieren lassen“, lacht Reisinger. Denn: „Auch hier geht es um absolute technische Präzision“, so der WM-Teilnehmer. Heißt: Vom Diagnostizieren von Fehlern bis zum Austausch von Teilen – jede Aufgabe erfordert schnelles Denken und handwerkliches Geschick. Wobei: Auch DAVID WEINBERGER (hier zum Video) aus St. Leonhard bei Freistadt kriegt es als Lkw-Techniker bei den Weltmeisterschaften mit echten Kolossen zu tun. Zu seinen Aufgaben gehört das Diagnostizieren und Beheben technischer Probleme bei schweren Fahrzeugen, einschließlich des sogenannten „Fault Finding“-Moduls, bei dem er versteckte Fehler finden und beheben muss. „Es ist wie Detektivarbeit. Man muss wissen, wo man suchen muss, und gleichzeitig schnell und präzise arbeiten“, sagt Weinberger.
Ähnlich ist die Situation bei RENÉ STEINKELLNER (hier zum Video) aus Pabneukirchen: Der Sanitär- und Heizungstechniker ist an den letzten beiden Tagen gefordert, komplexe Installationsprojekte zu meistern. Von der Installation von Wasserleitungen bis zur Montage von Heizungsanlagen – seine Aufgaben verlangen technisches Wissen und Präzision. „Es geht nicht nur um die Funktionalität, sondern auch um die Effizienz und Sicherheit der Anlagen“, betont Steinkellner. Jeder Handgriff muss sitzen, um die Anforderungen bei den WorldSkills zu erfüllen.
SIMON WARSCHENHOFER aus Gallneukirchen arbeitet als Kälte- und Klimatechniker an hochkomplexen Kühl- und Klimaanlagen. Zu den Modulen gehören elektrische und kältetechnische Fehlerfindung, die Erstellung von Kühlkreisläufen und die genaue Regulierung der Systeme. Ein wichtiger Teil des Wettbewerbs ist auch die Durchführung von Drucktests, Evakuierungen und das anschließende Befüllen mit Kältemitteln. „Die größte Herausforderung ist definitiv der Zeitdruck. Zwar lassen sich Fehler theoretisch korrigieren, aber jede Korrektur kostet wertvolle Zeit. Am Ende fehlt einem genau diese Zeit, um die Aufgabe rechtzeitig abzuschließen“, erklärt der „Young Professional“.
ZWISCHENSTAND: SALZBURGER ÜBERZEUGEN BEI WORLDSKILLS
Was berufliche Exzellenz wirklich bedeutet, zeigt Hochbauer JONAS LEV (hier zum Video) aus Strobl mit beeindruckender Präzision: Millimetergenau und mit einer makellosen Oberfläche hat der Salzburger eine geschwungene „24“ aus Klinkerziegeln in das WM-Areal gemauert. Der Vergleich zu manch internationalem Kontrahenten sticht ins Auge. „Es kommt auf jedes Detail an – die Genauigkeit muss stimmen. Die Oberflächen dürfen keine Fehler aufweisen“, erklärt Lev seine anspruchsvolle Aufgabe.
Für DOMINIK KOVARIK aus Viehhausen ist der Wettbewerb eine besondere Herausforderung. In einer Disziplin, die traditionell von anderen Ländern dominiert wird, will der österreichische CNC-Dreher zeigen, dass auch er auf höchstem Niveau mithalten kann. „Es geht um absolute Präzision. Schon der kleinste Fehler kann das gesamte Werkstück unbrauchbar machen“, erklärt Kovarik. Seine Aufgaben umfassen das Programmieren von CNC-Maschinen, das Herstellen von hochpräzisen Metallteilen und das Einhalten engster Toleranzen. Besonders komplex wird es, wenn mehrere Teile perfekt ineinandergreifen müssen. „Hier sind Millimeter entscheidend. Man muss nicht nur die Maschine beherrschen, sondern auch den Produktionsprozess genau planen“, sagt Kovarik. Trotz des starken Wettbewerbs gibt er sich vor den letzten beiden Wettbewerbstagen kämpferisch: „Ich bin gut vorbereitet und gebe mein Bestes.“
TIROLER TRIO GLÄNZT BEI BERUFS-WM
Inmitten der Euroexpo in Lyon haben BENEDIKT LAIMINGER aus Itter und THOMAS SOJER aus Söll aus einer Fläche voller Sand eine wahre Ruheoase geschaffen. Die beiden Landschaftsgärtner, die im Teambewerb antreten, haben in den letzten Tagen Mauern aufgestellt, einen Teich angelegt und Pflanzen platziert. „Ich kümmere mich um Holz- und Teichbau, während Benedikt die Pflaster- und Pflanzarbeiten übernimmt. Die schweren Sachen machen wir gemeinsam“, sagt Sojer über die Zusammenarbeit. Die Kraft wird dem Duo auch an Tag drei und vier nicht ausgehen – dafür sorgt auch die mentale Unterstützung aus der Heimat: „Alle werden sie kommen: Familie, Freunde, Firma. Am nervösesten wird aber wohl meine Mama sein“, lacht Laiminger. Das Duo ist jedenfalls fest entschlossen, nochmals alle Kräfte zu mobilisieren. „Dann ist alles möglich“, ist sich Sojer sicher.
STEFAN MOSER aus der Wildschönau steht vor einer anspruchsvollen Aufgabe: Als Chemielabortechniker muss er unter anderem Paracetamol herstellen. „Jede Reaktion muss präzise und kontrolliert ablaufen“, betont Moser. Die hohe Genauigkeit und das detaillierte Wissen über chemische Prozesse machen diese Aufgabe besonders anspruchsvoll. „Es geht darum, jeden Schritt perfekt auszuführen, um am Ende das gewünschte Produkt zu erhalten“, erklärt er. Die Herausforderungen in der Chemie verlangen nicht nur Fachwissen, sondern auch viel Fingerspitzengefühl, das Moser mitbringt.
WM: WIENER BISLANG MIT STARKEN LEISTUNGEN
CHARLINE LABES aus Wien zeigt bei den Weltmeisterschaften ihre Fähigkeiten als Fachkraft für Transportlogistik. Sie muss komplexe Lieferketten planen und optimieren, unter Berücksichtigung von Zeit und Kosten. „Jeder Schritt muss sitzen, denn in der Logistik zählt jeder Kilometer“, betont Labes. Ihre Aufgabe erfordert nicht nur Organisationstalent, sondern auch ein schnelles Verständnis für dynamische Abläufe. „Auch nach zwei Tagen vor dem Computer muss die Konzentration auf allerhöchstem Niveau bleiben“, weiß die Teilnehmende.
DAVID KIER und NURIT DAVIDOWICZ stehen als Team vor einer der komplexesten Herausforderungen bei den Berufsweltmeisterschaften. In der Disziplin „Industrie 4.0“ simulieren sie die Verknüpfung von IT-Komponenten in einem voll automatisierten Industrieprozess. „Jede Verbindung muss perfekt funktionieren, und die Kommunikation zwischen den Systemen muss fehlerfrei ablaufen“, erklärt Kier. Die beiden arbeiten an der Schnittstelle von IT und industrieller Produktion und müssen dabei sicherstellen, dass alle Systeme reibungslos miteinander kommunizieren. „Es ist wie ein großes Puzzle – aber eines, das immer in Bewegung bleibt“, sagt Davidowicz.
LISA-MARIE SPÖRK (hier zum Video), die als Hotel-Rezeptionistin im eigens nachgebauten „Four Seasons“ antritt, hat keine Mühe gescheut, um bestens vorbereitet zu sein. „Ich habe die gesamte Stadt Seattle bis ins kleinste Detail studiert, als wäre ich schon oft dort gewesen“, erklärt sie. Ihre Aufgabe umfasst den gesamten Ablauf eines Luxushotels – vom Check-in über die Organisation von Sightseeing-Touren bis hin zum Umgang mit schwierigen Situationen wie Diebstahl oder Beschwerden. „Ich freue mich besonders auf ungeplante Herausforderungen, denn das schnelle Denken und die kreativen Lösungen motivieren mich, mein Bestes zu geben“, sagt Spörk. Doch ein bisschen Nervosität schwingt auch mit: „Ein bissal Herzklopfen ist schon dabei“, gibt sie lächelnd zu.
Vor anspruchsvollen Aufgaben bei den Weltmeisterschaften steht auch STEFAN TOMP, Spezialist für IT-Netzwerk- und Systemadministration. Er muss komplexe Netzwerke einrichten, administrieren und Fehler in Systemen schnell und effizient beheben. „In dieser Disziplin geht es um mehr als nur Technik. Man muss nicht nur die Systeme verstehen, sondern auch in Stresssituationen kühlen Kopf bewahren“, erklärt Tomp. Für ihn zählt vor allem die Präzision in der Ausführung – jedes Netzwerk muss exakt konfiguriert sein, jede Fehlersuche rasch und zielgenau ablaufen.
Parallelen gibt es hier durchaus zu Teamkollege MARKUS WIZANY im Skill Webentwicklung: „Es geht darum, komplexe Aufgabenstellungen zu lösen und dabei innovative Lösungen zu finden“, erklärt Wizany. Vom Design responsiver Websites bis hin zur Implementierung komplexer Datenbanken muss er sein gesamtes Können unter Beweis stellen. „Es ist ein intensiver Wettbewerb, bei dem jede Sekunde zählt“, sagt Wizany. Trotz der starken Konkurrenz zeigt er sich zuversichtlich: „Wenn alles gut läuft, können wir zeigen, dass auch wir in der IT ganz vorne mitspielen können.“
„KEINE LEHRLINGSMEISTERSCHAFT, SONDERN ‚CHAMPIONS LEAGUE‘“
Die Leidenschaft, Konzentration und der absolute Fokus auf die Aufgaben beeindruckt auch die Besucher:innen vor Ort in Lyon – die positive Stimmung reißt alle mit. „Wir erleben hier in Lyon die besten der besten Fachkräfte der Welt. Jetzt heißt es, unseren österreichischen Teilnehmer:innen ganz fest die Daumen drücken!“, sagt WKÖ-Vizepräsidentin CARMEN GOBY: „Diese jungen Talente haben monatelang hart trainiert, um ihr Können auf internationalem Spitzenniveau unter Beweis zu stellen. Ihre Begeisterung, Leidenschaft und Hingabe lassen niemanden kalt: Sie leben vor, wie essenziell praktisches Können und fachliche Exzellenz für unsere Wirtschaft und Gesellschaft sind.“
Und SkillsAustria-Präsident JOSEF HERK betont: „Nur um eines klarzustellen: WorldSkills sind kein nettes Aufeinandertreffen von Jugendlichen aus vielen Ländern. Das ist auch keine Lehrlingsmeisterschaft: Das ist die Champions League der Berufe! Die Besten der Besten aus aller Welt kämpfen bei den Berufsweltmeisterschaften um Gold, Silber und Bronze. Mit Herzblut gehen unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer ans Werk, um Österreich zu vertreten. Sie sind die Markenbotschafter der beruflichen Exzellenz unseres Landes!“ (PWK339/HSP)
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