Diskussion zur Zukunft der Demokratie
_Auf Einladung des Brandstätter Verlages diskutierten am 27. September Bundespräsident a.D. Heinz Fischer, APA-CEO Clemens Pig und Autorin Ingrid Brodnig bei Thalia Wien über die Zukunft der Demokratie _
Unsere Demokratie ist mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Im Vorfeld der Nationalratswahl in Österreich und mit Blick auf das Superwahljahr 2024 im Allgemeinen reflektierten Bundespräsident a.D. Heinz Fischer, APA-Geschäftsführer Clemens Pig und Autorin Ingrid Brodnig am Freitag, 27. September, im Rahmen einer Veranstaltung des Brandstätter Verlages bei Thalia Wien – Mariahilfer Straße über die inneren und äußeren Gefahren, denen sich die Demokratie gegenübersieht. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von APA-Chefredakteurin Maria Scholl.
Pig verwies zu Beginn auf die wichtige Rolle der Medien, wenn es darum geht, Politik auszuleuchten. „Wir leben in einer Welt, die wir über die Medien erfahren. Was wir über die Welt wissen, ist kein direktes, sondern ein medienvermitteltes Wissen“, so der APA-Geschäftsführer. Diese Vermittlung passiere nicht bloß über Massenmedien, sondern zunehmend auch über Soziale Netzwerke. Damit im Zusammenhang stehe die Frage der Glaubwürdigkeit von Medien, Politik und auch Wissenschaft angesichts von Desinformation und Fake News. Unabhängige Nachrichtenagenturen spielen hier eine wichtige Rolle, strich Pig hervor.
Gerade unsichere Zeiten würden klassische Institutionen vor Herausforderungen stellen, weil Angst zu teils irrationalem Verhalten führe, so Pig. Wichtig sei für Medien in dieser Situation transparente Kommunikation, Fehlerkultur und Interesse für die Lebensrealitäten der Menschen. „Medienunternehmen haben ein großes Asset und das sind ihre Redaktionen, ihre Journalistinnen und Journalisten. Journalismus ist ein Handwerk, das erlernt werden muss. Das unterscheidet journalistisch aufbereitete Informationen von jenen, die irgendwo ins Netz gestellt werden“, betonte Pig die wichtige Aufgabe von Qualitätsjournalismus.
POLARISIERUNG ALS PROBLEM
Brodnig sprach mit Bezug auf ihr aktuelles, im Brandstätter Verlag erschienenes Buch „_Wider der Verrohung“ _vom Grad der Polarisierung, der die westlichen Demokratien zuletzt bestimmte. Als Extremfall beschrieb sie dabei die Situation in den USA, wo im November die Präsidentschaftswahl ansteht: „In den USA ist die Medienlandschaft eine andere, dort ist die Polarisierung auch in den Traditionsmedien bereits sehr stark fortgeschritten.“ Seit den 1980er Jahren lasse sich beobachten, dass die Polarisierung in den USA steil nach oben gehe, so die Autorin weiter. Angesprochen auf Gegenrezepte verwies sie auf die Notwendigkeit von Dialog. „Auch wenn es banal klingt: Es bringt etwas, wenn Menschen, die unterschiedlich denken und wählen, miteinander sprechen“, resümierte Brodnig.
Es könne durch Dialog gelingen, erläuterte die Autorin mit Verweis auf ein Experiment in den USA, dass sich Menschen mit unterschiedlichen politischen Ansichten aufeinander zubewegen. In Österreich können vor allem soziale Räume, wie etwa Sportvereine in Gemeinden, Orte der Diskussionen sein, so Brodnig weiter. Die Autorin verwies in diesem Zusammenhang auf das wichtige Konzept der „civility“, das im Grunde meint, sein Gegenüber als gleichwertig zu erkennen. „Diskurs kann nur funktionieren, wenn alle Beteiligten dieses Konzept der ‚civility‘ ernst nehmen“, fasste Brodnig zusammen.
Fischer machte in seinen Beobachtungen zunächst einen Schritt zurück und verwies auf die Errungenschaften, die es in Österreich in punkto Demokratie und Parlamentarismus in den vergangenen Jahrzehnten zu verzeichnen gab. „Wir haben einen enorm positiven Weg in Richtung Pluralismus und Liberalismus zurückgelegt“, so der ehemalige Bundespräsident, der gleichzeitig dazu aufrief, wachsam zu bleiben und Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Ob in der Medienlandschaft oder der politischen Landschaft – im Vergleich zu den 50er und 60er Jahren sei der Pluralismus heute wesentlich ausgeprägter. „Bis in die 60er Jahre hat sich nach Wahlen immer dieselbe politische Konstellation ergeben, heute ist der Parlamentarismus viel stärker als früher“, fasste der ehemalige Bundespräsident zusammen.
Brandstätter Verlag
Linda Schleif
E-Mail: l.schleif@brandstaetterverlag.com
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