BMKÖS veröffentlicht ersten Gender Report für Kunst und Kultur

Kunst- und Kulturminister Werner Kogler: „Müssen Ergebnisse ernst nehmen und Maßnahmen der vergangenen fünf Jahre weiterführen und verstärken“

Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) hat heute den ersten bundesweiten Gender Report für den Bereich Kunst und Kultur veröffentlicht. Der Bericht, dessen Untersuchungszeitraum sich über die Jahre 2017 bis 2021 erstreckt, gibt einen Überblick über die Frage der Gleichstellung der Geschlechter in allen Kunst- und Kultursparten und geht auf einen einstimmig beschlossenen Entschließungsantrag des Nationalrats aus dem Dezember 2020 zurück.

Die Studie wurde vom OGM-Institut in Zusammenarbeit mit der Gender-Expertin Petra Unger erarbeitet. Als Datenbasis dienten eine repräsentative Befragung von mehr als 900 Institutionen mit Angaben zu ca. 17.000 Beschäftigten, 2.800 Führungskräften und 2.300 Aufsichtsorganen, die Kunst- und Kulturberichte des Bundes und der Länder sowie anonymisierte Sekundärdaten (z.B. Steuerdaten, Arbeitsmarktdatenbank).

_„Wir haben in dieser Regierungsperiode bereits eine Vielzahl an Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit in Kunst und Kultur gesetzt, aber auch dieser Bereich ist keine Insel der Seligen – das zeigt der Bericht für die Jahre 2017 bis 2021 ganz deutlich“_, so Kunst- und Kulturminister Werner Kogler. _„Wir müssen diese Ergebnisse und die Empfehlungen der Expert:innen sehr ernst nehmen und auch weiterhin konsequent an Verbesserungen arbeiten – etwa im Zuge der Fair Pay Initiative, die mein Ressort vorantreibt. Positiv sehe ich, dass in vielen Bereichen schon im Untersuchungszeitraum eine positive Tendenz erkennbar ist. Ich bin daher zuversichtlich, dass sich diese aufgrund der Maßnahmen, die wir seither gesetzt haben, schon im nächsten Gender Report deutlich verstärken wird.“_

Die Studienautor:innen halten grundsätzlich fest, dass die Verteilung der Geschlechter in professionellen und geförderten Kunst- und Kulturinstitutionen 2017-2021 sowohl in den verschiedenen strukturellen Ebenen als auch in den unterschiedlichen Kunstsparten nicht egalitär ist. Frauen sind zwar bei den bezahlten Beschäftigten und beim Publikum in der Mehrheit, in der Führungsebene (besonders in den bestbezahlten Positionen), bei Aufsichtsorganen und im Bereich der Sichtbarkeit von Werken sind aber Männer überrepräsentiert.

Grundsätzlich konstatieren die Studienautor:innen ähnliche strukturelle Benachteiligung von Frauen wie in anderen Gesellschaftsbereichen, sowohl was die Besetzung von Führungskräften und Aufsichtsräten angeht, als auch in Bezug auf die Sichtbarkeit von Werken und auf den Gender Pay Gap, wobei dieser sich im Untersuchungszeitraum zwar leicht verringert hat, aber dennoch höher ausfällt als im Durchschnitt aller Branchen. 

Zwischen den einzelnen Kunst- und Kulturinstitutionen und Sparten zeigt sich in der Studie eine extrem hohe Heterogenität, wobei sich u.a. die Sparte Musik als besonders männerdominiert erweist. Hinzu kommt, dass der Männeranteil umso größer ist, je höher das Budget einer Institution ist.

Die zentralen Empfehlungen des Berichts sind die Wiederaufnahme und Entwicklung von konkreten Frauenförderplänen sowie die Umsetzung von Gender Mainstreaming und allgemeine Maßnahmen gegen prekäre Arbeitsverhältnisse. Weiters wird eine zeitnahe Fortführung der Datenerhebung (weitere Studien und Gender Reports) zu einzelnen Sparten und entsprechend der jeweiligen Institutionengröße empfohlen. Angesichts der sehr unterschiedlichen Berichtlegung in den Bundesländern zur Fördervergabe in Kunst- und Kultur wird die Standardisierung der Kunst- und Kulturberichte der Länder angeregt. 

 

DIE UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE IM DETAIL: 

Laut dem Bericht waren im Untersuchungszeitraum insgesamt rund 42 Prozent der bezahlten Beschäftigten in Kunst und Kultur Männer und 55 Prozent Frauen. Die restlichen 3 Prozent definierten sich als non-binär oder ihr Geschlecht war unbekannt. Unter den unselbständig Erwerbstätigen in Vollzeit waren 52 Prozent Männer und 48 Prozent Frauen. 

Große geschlechtsspezifische Unterschiede gab es in der Bezahlung. Bei den ganzjährig in Vollzeit erwerbstätigen Personen gab es einen Einkommensnachteil der Frauen von 18,7 Prozent (Durchschnitt aller Branchen: 14,1 Prozent). Unabhängig von der Arbeitszeit zeigte sich ein gemittelter Einkommensunterschied von 37 Prozent. In beiden Kategorien wurden allerdings im Laufe des Untersuchungszeitraums Verbesserungen festgestellt: Bei den ganzjährig Vollbeschäftigten verringerte sich der Gender Pay Gap von 2017 bis 2021 von 19,6 auf 17 Prozent, im Durschnitt aller unselbständig Beschäftigten von 40,2 Prozent auf 33,7 Prozent. Die mittleren Einkünfte von selbständig erwerbstätigen Frauen im Kunst- und Kultursektor lagen im Untersuchungszeitraum ebenfalls um mehr als ein Drittel (36,5 Prozent) unter jenen von Männern. 

Was die Führungskräfte angeht, so zeigt sich im Untersuchungszeitraum grundsätzlich ein ausgeglichenes Verhältnis von jeweils 49 Prozent Männern und Frauen (2 Prozent „anderes Geschlecht“ oder „Geschlecht unbekannt“). Allerdings kippt das Verhältnis in der höchsten Einkommensklasse der Führungskräfte (ab 100.000 Euro Jahresbruttoeinkommen) deutlich: Hier waren 64 Prozent Männer und 36 Prozent Frauen. In den Aufsichtsorganen der Kunst- und Kulturinstitutionen gab es ebenfalls einen leichten Überhang von männlichen Personen (54 Prozent) gegenüber Frauen (46 Prozent). 

In den Beiräten und Jurys, die Bund und Länder etwa zur Fördervergabe oder zur Vergabe von Preisen einsetzen, zeigte sich eine weitgehend egalitäre Verteilung der Geschlechter, wobei ein Gefälle zwischen den Gebietskörperschaften feststellbar war: Auf Bundesebene waren 56 Prozent der Jury- und Beiratsmitglieder Frauen, auf Landesebene 54 Prozent Männer. 

Ebenfalls relativ ausgeglichen zeigte sich das Geschlechterverhältnis bei den direkt personenbezogenen Förderungen: Im Durchschnitt von Bund und Ländern gingen 51,6 Prozent der Förderzusagen an Männer und 48,4 Prozent an Frauen. Auch in diesem Bereich wurde im Lauf des Untersuchungszeitraums eine Verschiebung zugunsten weiblicher Antragstellerinnen festgestellt. 

Überprüft wurde im Zuge der Untersuchung auch die geschlechtsspezifische Sichtbarkeit und Sichtbarmachung der Werke von Künstler:innen. Über alle Sparten gemittelt waren laut den Studienautoren zu 55 Prozent Werke von Männern und zu 42 Prozent Werke von Frauen sichtbar, wobei es große Unterschiede zwischen den Sparten gab. 

 

Der erste bundesweite Gender Report für Kunst und Kultur ist auf der Website des BMKÖS abrufbar. 

BMKÖS
Mag. (FH) Michael Weiß
Pressesprecher des Bundesministers
Telefon: +43 664 847 90 43
E-Mail: michael.weiss@bmkoes.gv.at

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