Aktion Generationengerechtigkeit: Kein Weiter wie bisher bei Pensionen

WIFO-Studie zeigt dringenden Reformbedarf im österreichischen Pensionssystem auf

„Kein Weiter wie bisher bei den Pensionen“, fordert der Obmann der Aktion Generationengerechtigkeit Dipl.-Ing. Georg Feith im Zuge der Präsentation einer neuen Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) mit dem Titel „Alterssicherungssysteme und Pensionsreformen in Europa“. Die Analyse zeigt: Das österreichische Pensionssystem steht angesichts demografischer Entwicklungen und wachsender öffentlicher Zuschüsse unter erheblichem Druck.

„Ein Vergleich der Pensionsreformen in Europa zeigt, dass die Mehrheit der Länder zuletzt das Pensionsantrittsalter anhob. Das geschah entweder diskretionär oder mit automatischen Anpassungsregeln“, erklärt der Studienleiter und WIFO-Ökonom Dr. Thomas Url.

„Eine erfolgreiche Umsetzung von Pensionsreformen wird durch eine schlechte Konjunkturlage und durch hohen internationalen Druck begünstigt, beide Voraussetzungen gelten heuer“, so WIFO-Direktor Univ.-Prof. MMag. Gabriel Felbermayr ergänzend und mit Blick auf die aktuellen Koalitionsverhandlungen.

Dipl.-Ing. Georg Feith von der Aktion Generationengerechtigkeit, hob hervor: „Die demographische Entwicklung unserer Gesellschaft verlangt eine gerechtere Neuaufteilung der Kosten für das Pensionssystem. Länger arbeiten, mehr Vorsorge durch eine kapitalgedeckte 2. Säule bei gleichzeitiger Redimensionierung der 1. Säule und Rücknahme der zu teuren Reformen der letzten Jahre sind dringend notwendige Maßnahmen, die keinen Aufschub dulden.“

Hon.-Prof. Dr. Walter Pöltner, ehem. Vorsitzender der Alterssicherungskommission, unterstrich: „Auch die jüngsten Gutachten der Alterssicherungskommission bestätigen den dringenden Handlungsbedarf. Es überrascht mich dennoch, wie konsequent dieser Handlungsbedarf seitens der politischen Verantwortungsträger missachtet wird.“

Die Studie empfiehlt, erfolgreiche Beispiele anderer Länder zu nutzen: etwa die Erhöhung des Pensionsantrittsalters, Anreize für längeres Arbeiten oder eine Anpassung der Pensionsberechnung an aktuelle Lebensrealitäten. Die Expertinnen und Experten sind sich einig: Rasches Handeln ist nötig, um Österreichs Pensionssystem zukunftssicher zu machen.

DIE AKTION GENERATIONENGERECHTIGKEIT HAT DARÜBER HINAUS FOLGENDE VORSCHLÄGE FÜR EINE UMFASSENDE PENSIONSREFORM ERARBEITET:

ANHEBUNG DES PENSIONSANTRITTSALTERS

* Anpassung des tatsächlichen an das gesetzliche Antrittsalter, inklusive einer kurzfristigen Verschiebung des Pensionskorridors um zumindest ein Jahr auf 63 bis 69 Jahre.
* Einführung eines automatischen Anpassungsmechanismus, der die Pensionsleistungen an die Lebenserwartung koppelt. Geplant ist eine Erhöhung des gesetzlichen Antrittsalters auf 67 Jahre, wobei zwei Drittel der gestiegenen Lebenserwartung berücksichtigt werden.

ÜBERPRÜFUNG UND ANPASSUNG VON LEISTUNGEN

* Kritische Analyse und Rücknahme der in den letzten Jahren erweiterten Pensionsansprüche in Bezug auf Aliquotierung, Indexierung usw.
* Erhöhung der Abschläge bei allen vorzeitigen Alterspensionen.
* Einschränkung der automatischen Abgangsdeckung auf gesetzliche Pflichtleistungen sowie Deckelung der Budgets für zusätzliche Leistungen und Verwaltungsaufwand.

FÖRDERUNG DER REHABILITATION STATT PENSION

* Überarbeitung der Regelungen, um frühzeitige medizinische und berufliche Rehabilitation zu erleichtern.
* Fokus auf Reintegration gesundheitlich beeinträchtigter Personen in den Arbeitsmarkt, unterstützt durch eine engere Zusammenarbeit und Datenaustausch zwischen Kranken- und Pensionsversicherung sowie Arbeitsmarktinstitutionen (z. B. ÖGK, PVA, AMS, fit2work).

ARBEITSMARKTPOLITISCHE MASSNAHMEN

* Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel für eine evidenzbasierte Arbeitsmarktpolitik.
* Förderung von Initiativen in Betrieben, die den Einsatz älterer Arbeitnehmer unterstützen, wie z. B. betriebliche Generationenverträge.

WERT ÄLTERER ARBEITNEHMER, SENIORENDEFINITION UND ALTERSDISKRIMINIERUNG

* Intensivere Förderung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wert älterer Arbeitnehmer. Erfahrungen aus nordischen Staaten zeigen, dass die Produktivität durch den gezielten Einsatz von gemischten Teams aus jüngeren und älteren Mitarbeitern steigt.
* Anpassung des Seniorenstatus an das Regelpensionsalter (statt aktuell 55 bzw. 60 Jahre gemäß § 2 Bundes-Seniorengesetz).
* Abschaffung altersdiskriminierender Bestimmungen in Gesetzen, wie z. B. im Vertragsbedienstetengesetz.

ELTERNSPLITTING

* Einführung eines automatischen Splitting-Modells für Pensionsansprüche zwischen Eltern, mit einer Opt-out-Regelung.

STÄRKUNG DER ZWEITEN SÄULE DER ALTERSVORSORGE

* Attraktivere rechtliche Rahmenbedingungen für Pensionskassen und Mitarbeitervorsorgekassen durch:

* Flexibilisierung und Lockerung von Veranlagungsbeschränkungen.
* Steuerliche Anreize wie KEST-Befreiung bei längerer Veranlagung und Auszahlung erst ab Pensionsantritt.
* Nutzung der „Abfertigung Neu“ als echte Pensionsvorsorge mit zusätzlichen Einzahlmöglichkeiten für Arbeitnehmer.

Die Studie kann abgerufen werden unter: https://www.wifo.ac.at/publication/pid/53812892

Aktion Generationengerechtigkeit
Generalsekretärin Dr. Ingrid Nemec
Telefon: 0664 3083417

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender

Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.