Landau: Eindringliches Plädoyer für ein demokratisches Österreich

Caritas-Europa-Präsident mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet – Landau in Dankesrede höchst besorgt ob der aktuellen innenp

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat Caritas-Europa-Präsident Michael Landau mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Übergeben wurde die Auszeichnung am Mittwochnachmittag im Rahmen eines Festakts im Sozialministerium in Wien von Minister Johannes Rauch. Landau rief in seiner Dankesrede zum engagierten Einsatz für ein Österreich auf Basis von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenwürde auf. Er sei seit den innenpolitischen Entwicklungen vom Wochenende alarmiert, zugleich plädierte er dafür, nicht die Angst an erste Stelle zu stellen, sondern Mut und Zuversicht.

Bundespräsident Van der Bellen habe am Sonntag einige Eckpfeiler für Österreich sehr klar benannt: Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Menschenrechte und Minderheitenrechte, freie und unabhängige Medien sowie die EU-Mitgliedschaft, „also ein klares Bekenntnis zu Europa, das mehr sein muss als ein bloßer Wirtschaftsraum“.

Für ihn fühle es sich so an, so Landau, „als wäre in der heimischen Politik an diesem Wochenende etwas Kostbares für alle sichtbar und auf offener Bühne in Brüche gegangen. (…) Etwas, das unser Land aber über Jahre und Jahrzehnte geprägt und ausgezeichnet hat: Die Fähigkeit zum Dialog, zum wechselseitigen Respekt. Die Gabe, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, Kompromisse zu suchen und sie auch zu finden und dabei gemeinsame Ziele außer Streit zu stellen.“ Es werde sich zeigen, ob jene Phase in der Geschichte Österreichs, die man mit Konsens- und Konkordanzdemokratie beschreiben könne, unwiderruflich zu Ende gegangen sei oder doch nicht.

Österreich und EU: Eine Erfolgsgeschichte

Landau: „Wenn wesentliche Teile eines Landes nicht mehr in der Lage scheinen, die Sprache des Dialogs, des Kompromisses und des Respekts zu sprechen, wenn sich der Eindruck verdichtet, dass Ideologie oder Parteiräson mehr zählen als Staatsräson, dann muss uns das alle im höchsten Maße alarmieren.“ Der Caritas-Europa-Präsident wies darauf hin, dass es bald 30 Jahre her sei, dass Österreich Mitglied der Europäischen Union wurde. „Die Geschichte des zusammenwachsenden Europas hat sich seither in vielerlei Hinsicht als Erfolgsgeschichte erwiesen. Auch und gerade für Österreich“, so Landau.

Aus Grenzen, „an denen Menschen gestorben sind, weil sie Freiheit und Demokratie gesucht haben“, seien Orte der Begegnung, des Dialogs, der Freundschaft und Zusammenarbeit geworden. Die Europäische Integration habe für weite Teile der Bevölkerung Demokratie und Wohlstand gebracht.

Und doch, so Landau, „erleben wir heute neue Trennlinien: Keine Stacheldrähte, sondern Gräben der Polarisierung, die unsere Gesellschaften durchziehen“. Das „Gespenst des Populismus“ gehe wieder um in Europa. Aber auch global erlebe man ein Comeback einer Politik der Angst, des „Wir“ gegen die „Anderen“.

Landau: „Wir sind Zeuginnen und Zeugen von mehr als 1.000 Tagen Angriffskrieg in der Ukraine. Zeugen blutigen Leids im Nahen Osten. Zeugen eines vergessenen Konflikts im Sudan, von Instabilität in Georgien. Wir erleben wirtschaftliche Hiobsbotschaften, politische Unsicherheit und Armut, ja, auch bei uns. Und über allem eine Gesellschaft, die bis in die Haarspitzen polarisiert ist.“

„Bleiben wir wachsam“

Der Caritas-Europa-Präsident verwies auf den Politikwissenschafter Ivan Krastev, der von einer „illiberalen Konterrevolution“ spricht, die aktuell in vielen Ländern zu beobachten sei. Die Feinde offener Gesellschaften, sie säßen längst in den Parlamenten, nicht nur in Europa. „Ja, unsere Welt hat zweifelsohne Risse bekommen“, führte Landau aus. „Demokratie und Grundrechte, der Schutz von Minderheiten und Achtsamkeit an den Rändern, dort wo es für Menschen brüchig wird, all das ist nicht mehr selbstverständlich. All das steht auf dem Spiel.“ Doch dieses Match sei noch lange nicht entschieden.

30 Jahre Caritas hätten ihn freilich gelehrt: Nichts hemmt solidarisches Handeln so sehr wie Angst.“ Und er zeigte sich überzeugt: „Wir haben die Wahl: fokussieren wir jetzt bei den Ängsten, und lassen wir schweigend zu, dass sie von den Spaltern der Gesellschaft weiter bewirtschaftet, befeuert und somit größer gemacht werden? Oder fokussieren wir bei den Chancen?“ Nachsatz: „Bleiben wir wachsam. Schärfen wir unseren positiven Möglichkeitssinn!“ Es gehe um eine Zukunft, in der liberale Werte, die gleiche Würde jedes Menschen weiterhin Bestand und Geltung haben und in der das Recht nicht vom Stärkeren, sondern von starken, demokratischen Institutionen ausgeht.“

Die Caritas werde ihrem Auftrag jedenfalls auch in Zukunft weiter treu bleiben, schloss Landau: „Dieser Auftrag ist unter jeder Bundesregierung der gleiche: Not sehen und handeln; die konkrete Hilfe von Mensch zu Mensch, aber auch das Mühen um Gerechtigkeit.“ Und auch die Kirchen müssten nach seiner Überzeugung, „in der Tradition von Kardinal Franz König und aus der schmerzlichen Erfahrung der Geschichte heraus, wachsam sein, wo es um den Schutz der liberalen Demokratie in Österreich geht“.

Tödtling-Musenbichler: „Beeindruckende Weitsicht“

Landau führte die Caritas Österreich als Präsident von 2013 bis 2023 durch zahlreiche Krisen und prägte die Organisation mit Menschlichkeit, Weitsicht und unermüdlichem Einsatz. Davor war er schon viele Jahre Direktor der Caritas Wien. 2023 folgte ihm Nora Tödtling-Musenbichler als Caritas-Österreich-Präsidentin. Landau blieb Präsident von Caritas-Europa.

Tödtling-Musenbichler sagte am Mittwoch zur Auszeichnung ihres Vorgängers: „Michael Landau hat die Caritas in Wien und Österreich mit großem Engagement und beeindruckender Weitsicht geführt. Er versteht es, Brücken zu bauen, wo andere vor unüberwindbaren Gräben zurückschrecken, und er hat stets bewiesen, dass Solidarität keine Grenzen kennt. Diese hohe Auszeichnung ist ein eindrucksvolles Zeichen der Anerkennung für sein Engagement, eine gerechtere und menschlichere Welt zu schaffen.“

Landaus Engagement sei ein Beispiel dafür, „wie man Menschen in schwierigen Zeiten Hoffnung gibt und den Zusammenhalt stärkt“. Diese Auszeichnung sei nicht nur eine Würdigung seiner bisherigen Leistungen, sondern unterstreicht auch die Wichtigkeit von Werten wie Menschenrechte und Solidarität, für die sich Michael Landau einsetzt“, so Tödtling-Musenbichler.

Neben Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler gratulierten auch Alexander Bodmann, Vizepräsident der Caritas Österreich, Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. Bodmann: „Michael Landau war über viele Jahre das Gesicht der Caritas in Österreich und er hat sich in dieser Zeit unermüdlich für all jene Menschen eingesetzt, die sich hilfesuchend an die Caritas gewandt haben – im In- und im Ausland. Ganz gleich, ob Pflege oder Hospiz, ob Armut, Asyl oder Obdachlosigkeit: Michael Landau war stets eine starke Stimme. Hart in der Sache, verbindlich im Auftreten.“

Caritasdirektor Schwertner hob hervor, dass sich Landau nun in seiner Rolle als Präsident der Caritas Europa über die Grenzen Österreichs hinaus weiterhin für Menschen in Not und für gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen wird. „Gerade in einer polarisierten und aus den Fugen geratenen Welt benötigen wir dieses Engagement noch dringender als bisher.“ Er sei überzeugt, so Schwertner: „Wir werden uns dabei weiterhin auf Michael Landau verlassen können, der dafür stand und steht, dass die Kirche nicht zum Ja-Sagen da ist, sondern als Zeichen des Widerspruchs.“

Neben Michael Landau wurde am Mittwoch auch Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, ausgezeichnet. Er erhielt das Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Caritas-Präsidentin Tödtling-Musenbichler gratulierte auch Fenninger herzlich und dankte für die gute Zusammenarbeit.

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