Bildungsgerechtigkeit für Kinder mit Behinderungen
Caritas Präsidentin appelliert an Regierungsverhandler*innen, endlich Schritte weg von der Sonderschule hin zur inklusiven Schule für alle Kinder zu setzen.
_„AM INTERNATIONALEN TAG DER BILDUNG RUFEN WIR ALS CARITAS DIE REGIERUNGSVERHANDLER*INNEN DAZU AUF, ENDLICH SCHRITTE WEG VON DER SONDERSCHULE UND HIN ZU INKLUSIVEN SCHULEN FÜR ALLE KINDER UND JUGENDLICHEN IN ÖSTERREICH ZU SETZEN. EIN GEMEINSAMES SCHULSYSTEM, DAS ALLEN KINDERN DIE GLEICHEN CHANCEN BIETET, IST DIE GRUNDLAGE FÜR BILDUNGSGERECHTIGKEIT UND DIE BASIS FÜR EINE GELEBTE INKLUSION IN UNSERER GESELLSCHAFT.“_, FORDERT CARITAS PRÄSIDENTIN NORA TÖDTLING-MUSENBICHLER.
_„Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung, das darf weder eine Frage des Wohnortes noch der Behinderung sein“_, betont Tödtling-Musenbichler._ „Wenn wir jetzt über Reformen im Bildungssystem nachdenken, dann ist es höchste Zeit, das Bildungssystem endlich in Richtung inklusiver Schulen weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch ein einklagbarer Rechtsanspruch auf den Besuch inklusiver Bildungseinrichtungen – vom Kindergarten über die gesamte Schullaufbahn bis ins Erwachsenenalter“_, Tödtling-Musenbichler weiter.
Österreich hat 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet und sich damit verpflichtet, die Einhaltung der Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen sicherzustellen. Dennoch hinkt Österreich bei der Umsetzung immer noch weit hinterher: Vor allem im Bereich der inklusiven Bildung, also einer gemeinsamen Schule für alle Kinder und Jugendlichen, wurden bei der Staatenprüfung 2023 durch den zuständigen UN-Fachausschuss gravierende Mängel festgestellt. Besonders kritisiert wurde das Festhalten am österreichischen Sonderschulsystem. _„Sonderschulen trennen Kinder mit Behinderungen von der Gesellschaft, verhindern Begegnungen und den Alltag mit Gleichaltrigen und erschweren so ihre Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben. Inklusion muss endlich ‚ganz normale‘ Realität werden. Sie ist die Grundlage für eine gerechte Gesellschaft und fängt in der Schule an“_, betont Tödtling-Musenbichler.
_„Um unser Bildungssystem inklusiver zu gestalten, sind speziell geschulte Pädagog*innen, technische Hilfsmittel und Bewusstseinsarbeit von klein auf notwendig. Wir brauchen einen Rechtsanspruch auf das 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit Behinderungen und flächendeckend ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote, auch in den Ferien. Das ist eine Frage der Chancengleichheit und eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft“_, so die Caritas Präsidentin weiter.
Auch im Bereich der frühkindlichen Bildung sind Verbesserungen dringend notwendig: Bis heute gibt es keinen Rechtsanspruch auf einen inklusiven Kindergartenplatz – stattdessen sind lange Wartelisten und ein starkes Stadt-Land-Gefälle nach wie vor Realität. _„Wir sehen auch schon bei den Kleinsten: Unser Bildungssystem benachteiligt Kinder mit Behinderungen systematisch, schon ab dem Kindergarten“_, warnt Tödtling-Musenbichler. Der Mangel an ganztägigen Betreuungsangeboten für Kinder mit Behinderungen erschwert es auch den Eltern, berufstätig zu sein. Das belastet die Familien finanziell.
In Österreich haben heute fünf Prozent aller Pflichtschüler*innen einen besonderen Unterstützungsbedarf aufgrund einer Behinderung. Im Schuljahr 2023/24 waren das rund 35.000 Schüler*innen. Derzeit jedoch ist nur die Hälfte dieses Bedarfs budgetär gedeckt. In der Praxis bedeutet diese Unterfinanzierung, dass Kinder mit Behinderungen nicht ausreichend, oder schlimmstenfalls gar keine gezielte Unterstützung erhalten.
Seit 1992 wurde das Budget für die Unterstützung von Schüler*innen mit einem sogenannten „Sonderpädagogischen Förderbedarf“ (SPF) nicht erhöht: Damals wurde festgelegt, dass nur 2,7 Prozent des Bildungsbudgets für diesen Bereich aufgewendet werden dürfen. Seither ist der tatsächliche Bedarf – also die Anzahl der Kinder mit einem SPF – jedoch stark gestiegen, die bereitgestellten Mittel wurden aber nicht entsprechend erhöht. Ein Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2019 und Handlungsempfehlungen der Vereinten Nationen kritisieren, dass die Ressourcen für inklusive Bildung in Österreich chronisch unterfinanziert sind, während jedoch weiterhin Mittel in das parallele Sonderschulsystem fließen. Fehlende Investitionen in Fachpersonal, bundesweit einheitliche Standards und inklusive Unterrichtsmodelle verhindern Fortschritte.
_„Die aktuellen Regierungsverhandlungen müssen die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderungen in den Mittelpunkt stellen. Ein Festhalten am separierenden Sonderschulsystem wird die Bildungschancen von Kindern mit Behinderungen weiterhin blockieren. Wir sagen es in aller Dringlichkeit: Es geht um nichts weniger als die Menschenrechte von Kindern mit Behinderungen, die Zukunft aller Kinder, aber auch um unsere Zukunft als Gesellschaft“_, so Tödtling-Musenbichler eindringlich. _„Es macht uns als Gesellschaft stärker, wenn alle Kinder die Chance haben, ihre Talente zu entfalten und Teilhabe zu erfahren.“_
Caritas Österreich
Mag. Ursula Grabher, MAS
Telefon: +43 676 5472309
E-Mail: ursula.grabher@caritas-austria.at
Website: https://www.caritas.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender
Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.