Studie: Abfallbranche erwirtschaftet jährlich neun Milliarden Euro Umsatz

IM AUFTRAG DER ÖFFENTLICHEN UND PRIVATEN ABFALLWIRTSCHAFT HAT DAS INDUSTRIEWISSENSCHAFTLICHE INSTITUT (IWI) EINE STUDIE ERSTELLT, DIE ERSTMALS DIE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE WERTSCHÖPFUNG DER BRANCHE UMFASSEND UNTERSUCHT. FAZIT: IM VERGANGENEN JAHR ERWIRTSCHAFTETEN 2.998 UNTERNEHMEN DER ABFALL- UND RESSOURCENBRANCHE MIT RUND 31.000 BESCHÄFTIGTEN 9,17 MILLIARDEN EURO. ÖSTERREICHS ABFALLWIRTSCHAFT RECYCELT 34 PROZENT DES GESAMTEN ABFALLAUFKOMMENS UND LEISTET SOMIT EINEN WICHTIGEN BEITRAG ZUR KREISLAUFWIRTSCHAFT. 2024 WURDEN 600 MILLIONEN EURO, VOR ALLEM IN NEUE RECYCLINGANLAGEN, INVESTIERT. DIE MEISTEN BETRIEBE HABEN IHRE STANDORTE IN NIEDERÖSTERREICH, OBERÖSTERREICH UND DER STEIERMARK.

Die österreichische Abfall- und Ressourcenwirtschaft sammelt, sortiert und verwertet jedes Jahr rund 74 Millionen Tonnen Abfall in 3.500 Anlagen. Die Branche wächst überdurchschnittlich, im 10-Jahres-Vergleich sind die Umsatzerlöse um 80 Prozent gestiegen. Insgesamt löste die österreichische Abfallwirtschaft im Jahr 2024 eine Wirtschaftsleistung von knapp 20 Mrd. Euro aus. Rund 34 Prozent des gesamten Abfalls werden recycelt, bei Siedlungs- bzw. Haushaltsabfällen verzeichnet die österreichische Branche im europäischen Vergleich mit 62 Prozent sogar die zweithöchste Recyclingquote [1]. Im Jahr 2022 wurden allein durch Recycling knapp 20 Mio. Tonnen Sekundärrohstoffe in den Produktionskreislauf rückgeführt [2]. Damit Österreich weiterhin einer der Vorreiter in der europäischen Abfallwirtschaft bleibt, braucht es einen Schengenraum für Abfall und einen funktionierenden Markt für Sekundärrohstoffe, sind sich Expert:innen einig. Die Studie des IWI kombiniert eine umfassende Input-Output-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria, die es ermöglicht, neben direkten auch die über Vorleistungen wirkenden, indirekten Impulse sichtbar zu machen, mit Fallstudien und Unternehmensdaten.

KAPAZITÄTEN FÜR 210 MILLIONEN TONNEN ABFALL

Rund 3000 Unternehmen mit Anlagenkapazitäten von mehr als 210 Mio. Tonnen sorgen für eine funktionierende Abfallwirtschaft in Österreich. Die meisten Betriebe befinden sich in den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark, 87% der Wirtschaftskraft des Sektors liegt in der Abfallbehandlung.

Dr. Alexandra Loidl, Vizepräsidentin der Vereinigung Öffentlicher Abfallwirtschaftsbetriebe (VÖA): „_Das österreichische Erfolgsmodell beruht auf einer seit Jahrzehnten ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen kommunalen und privaten Betrieben. Mehr als 30.000 Beschäftigte in klimarelevanten Green Jobs sorgen dafür, dass Hausmüll sowie Gewerbe- und Industrieabfall sachgemäß gesammelt und bestmöglich recycelt werden_.“

BEITRAG ZUM KLIMASCHUTZ: WENIGER EMISSIONEN, MEHR ROHSTOFFE, ENERGIEERZEUGUNG

Als zentraler Bestandteil der Kreislaufwirtschaft kommt der Branche eine wesentliche Verantwortung zu, Rohstoffe so lange wie möglich im Kreislauf zu halten und die Recyclingziele des Green Deals zu erreichen. Insgesamt werden 62 Prozent aller in Österreich anfallenden Siedlungsabfälle recycelt, besonders hohe Recyclingraten gibt es bei Metall-, Papier- und Glasabfällen. Durch den Einsatz dieser Sekundärmaterialien werden Treibhausgasemissionen deutlich reduziert. Weiters verringerte sich seit 1990 der CO2-Ausstoß der Branche von 4,6 auf 2,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Das entspricht einem Rückgang von minus 50 Prozent. Damit ist die Abfall- und Ressourcenwirtschaft jener Sektor mit dem größten Rückgang an Treibhausgasemissionen. Schließlich produziert die Abfallwirtschaft dank thermischer Verwertung Energie aus nicht-recycelbaren Abfällen wie Restmüll und reduziert damit die Abhängigkeit Österreichs im Energiesektor.

„_Weniger CO2-Emissionen, Energiegewinnung aus Abfall und Herstellung recycelter Wertstoffe für Österreichs Wirtschaft: Unsere Branche ist einer der wichtigsten Akteure der Kreislaufwirtschaft und leistet so einen enormen Beitrag zum Klimaschutz_“, bestätigt Martin Niederhuber, Präsident des Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverbandes.

BRANCHE FORDERT FAIREN WETTBEWERB FÜR SEKUNDÄRROHSTOFFE

Untersucht wurde in der Studie des IWI auch die wirtschaftliche Vernetzung der Abfallwirtschaft. Eine hohe Wertschöpfung wird dank der Technologielieferanten erreicht, die z.B. benötigte IT und KI, Sammelfahrzeuge sowie Maschinen und Lösungen für das Recycling liefern. Österreich zählt zu den EU-Top 5 Nationen bei Patentanmeldungen mit abfallwirtschaftlichem Bezug, seit 2017 wurden 110 FFG-Projekte gestartet, die Hälfte davon beschäftigen sich mit Recycling. Allein im Jahr 2024 investierte die Abfallwirtschaft mehr als 600 Mio. Euro, vor allem in neue Anlagen. Damit Österreich weiterhin zu den Vorreitern der europäischen Abfallwirtschaft zählt, fordert die Branche, dass Abfall grundsätzlich dem freien Warenverkehr unterliegen soll.

Andreas Opelt, Vizepräsident des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe, erklärt: „_Dank Investitionen in effiziente Technologien können wir Wertstoffe in höchster Qualität aus Recyclingprozessen gewinnen. Abfall ist eine wertvolle Ressource und sollte dem freien Warenverkehr unterliegen. Ein ‚Schengenraum‘ für Abfall und Rezyklate ist notwendig, um einen fairen Wettbewerb mit primären Rohstoffen zu gewährleisten_.“ Die Branche fordert seit Jahren verbesserte Rahmenbedingungen sowie Mindesteinsatzquoten für recycelte Wertstoffe, um Wettbewerbsnachteile gegenüber primären Rohstoffen auszugleichen. Derzeit verteuern ein hoher administrativer Aufwand, diverse Nachweispflichten sowie aufwendige Vorgaben zu Transport Sekundärrohstoffe gegenüber Primärrohstoffen.

ABFALLBRANCHE SICHERT 75.000 ARBEITSPLÄTZE

Insgesamt löste die Abfallwirtschaft 2024 eine gesamtwirtschaftliche Leistung in der Höhe von 19,45 Mrd. Euro aus. Den Beitrag zum heimischen BIP beziffert die IWI-Studie mit 6,64 Mrd. Euro. So sichert die Abfallwirtschaft indirekt mehr als 75.000 Arbeitsplätze. Zu den Abnehmerbranchen zählen das Grundstücks- und Wohnungswesen (50% der Güterwerte) sowie die recyclingaffinen Produktionsbereiche der Metallindustrie (8%) bzw. papiererzeugenden und verarbeitenden Industrie (3%). Im EU-Vergleich verzeichnet die Branche, gemessen an der Bevölkerungsdichte, eine überdurchschnittliche Wirtschaftskraft. Schon heute ist Österreich auf gutem Weg, die EU-Recyclingziele zu erreichen, so bei Siedlungsabfällen (62%, Ziel 55% bis 2025) und der Deponierungsquote (1,8%, Ziel unter 10% bis 2035), Aufholbedarf gibt es bei der Recyclingquote von Kunststoff-Verpackungen (25%, Ziel 50% bis 2025).

Harald Höpperger, Obmann des Fachverbandes Entsorgungs- und Ressourcenmanagement (FVERM) der WKO: _„Die Abfallwirtschaft ist ein Vorzeigemodell einer Branche, die wirtschaftliche Effizienz mit ökologischer Verantwortung vereint. Durch die Produktion recycelter Wertstoffe schonen wir wichtige Ressourcen und verringern zugleich die Abhängigkeit von importierten Primärrohstoffen.“_

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[1] Siehe https://de.euronews.com/green/2023/10/18/europa-welches-land-ist-recycling-meister, „Recycling Rate of municipal waste 2021”

[2] Quelle: Österreichische Materialflussrechnung / Statistik Austria

Weitere Bilder in der APA-Fotogalerie

Link zur Aufzeichnung unter https://events.streaming.at/voeb-20250127

Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB)
Veronika Wüster
Telefon: +43 1 713 02 53
E-Mail: wuester@voeb.at
Website: https://www.voeb.at

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