„kulturMontag“: Ukraine-Krieg, Deutschland-Wahl, Sargnagels „Opernball“-Premiere

Danach: „Opernhaus im Bunker – Tanzen in Zeiten des Krieges“ – am 24. Februar, ab 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 24. Februar 2025, um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON, befasst sich mit unterschiedlichen Kunst- und Kulturprojekten als Zeichen gegen den bereits drei Jahre andauernden Ukraine-Krieg. Passend dazu steht anschließend an das Magazin die Dokupremiere „Opernhaus im Bunker – Tanzen in Zeiten des Krieges“ (23.15 Uhr) als Teil des umfassenden ORF-Schwerpunkts zum dritten Jahrestag des Konflikts (Details unter presse.orf.at) auf dem Programm. Weiters blickt der „kulturMontag“ auf das Ergebnis der am Vortag stattfindenden Bundestagswahl in Deutschland – live dazu im Studio ist der deutsche Autor und Wahlwiener Matthias Politycki. Thema der Sendung ist außerdem u. a. Stefanie Sargnagels bissige Auseinandersetzung mit dem Wiener Opernball, die in einer Inszenierung von Christina Tscharyiski demnächst im Rabenhof Premiere feiert.

Zwischen Front, Flucht und Freiheit – Kunst und Kultur als Zeichen gegen den Ukraine-Krieg

Seit drei Jahren tobt Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Tausende Menschen – Soldaten und Zivilisten – sind dabei gestorben, Millionen Menschen auf der Flucht, viele ukrainische Städte weitgehend zerstört. Fast 100.000 Geflüchtete sind seither nach Österreich gekommen. Eine Heimkehr sei den meisten Menschen nicht möglich, „da die Kriegshandlungen andauern, ihre Wohnungen zerstört wurden und weite Teile des Landes vermint sind“, sagt Cornelius Granig, Präsident des Vereins Hilfe für die Ukraine. Anlässlich des dritten Jahrestags hat er das am 21. Februar in der Wiener Marx Halle stattfindende Solidaritätskonzert „United for Ukraine“ mit ukrainischen und österreichischen Stars organisiert. Der ORF unterstützt die Aktion im Rahmen von „Nachbar in Not“ und zeigt am Samstag, dem 22. Februar, um 23.40 Uhr in ORF 1 und auf ORF ON Highlights der Show (Dacapo: 23. Februar, 0.35 Uhr, ORF III). Vor dem Wiener Museumsquartier setzt die ukrainische Aktivistin, Femen-Mitbegründerin und Autorin Inna Shevchenko mit ihrer Installation „Peace Plan“ ein Zeichen. Es ist ein fragiler Appell, eine verzweifelte Forderung und eine Anklage gegen jene, die Krieg als Strategie und Frieden als entbehrlich betrachten. Seit Kriegsbeginn hat die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja die Katastrophe in ihrem Heimatland tagtäglich in einer Chronik festgehalten. Die in Kiew geborene und mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnete Autorin hat ihre Gedanken in einer Fotokolumne in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung veröffentlicht. Die berührenden Texte und Bilder erscheinen nun gebündelt unter dem Titel „Als wäre es vorbei“. Der „kulturMontag“ berichtet über die unterschiedlichen künstlerischen Projekte als Zeichen gegen den Krieg.

Zeitenwende, Epochenbruch, Systemwechsel – Abstimmung über Deutschlands Zukunft

Die am Sonntag stattfindende Bundestagswahl in Deutschland wird mehr denn je eine Abstimmung über die Zukunft des Landes und die Zukunft Europas. Die aktuelle Stimmung sei laut einer aktuellen Studie die Folge einer heftig stotternden Wirtschaft, fehlgesteuerter Migration und bröckelnder Infrastruktur. Die Bürgerinnen und Bürger, davon rund 59 Millionen Wahlberechtigte, sind ratlos, enttäuscht und von Verlustängsten getrieben. Die Verantwortung für die Probleme und den empfundenen Niedergang Deutschlands werde vor allem der Politik zugeschrieben. Die politische Verdrossenheit der Wählerschaft soll laut Prognosen dazu führen, dass die in Teilen rechtsextreme AFD bei der Wahl erstmals zur zweitstärksten Partei wird. Zum Thema live im „kulturMontag“-Studio ist der deutsche Autor Matthias Politycki. Der renommierte Romancier, Essayist und Reiseschriftsteller hat aufgrund fehlender Debattenkultur seiner Heimat vor vier Jahren den Rücken gekehrt und ist nach Wien übersiedelt. Er ist auf Abstand gegangen, um wieder teilnehmen zu können. Mit dem Blick aus dem selbstgewählten Zufluchtsort reflektiert Politycki im Gespräch mit Peter Schneeberger über die geschlagene Deutschland-Wahl, die drängendsten Probleme und den moralischen Kompass. Dabei hat er sein neues Buch „Mann gegen Mann“, das aktueller nicht sein könnte. Denn angesichts der Bedrohung durch Kriege und Gewalt scheinen die Überzeugungen und Werte einer Gesellschaft zunehmend ins Wanken geraten.

Walzer, Wein, Wohlstandsbauch – Premiere für Stefanie Sargnagels „Opernball“ im Rabenhof

Der Wiener Opernball gilt als wichtigstes gesellschaftliches Ereignis, das Österreich zu bieten hat – ein Parkett für Pracht, Prominenz und Machtdemonstrationen der politischen wie wirtschaftlichen Elite. Stars der Klassikwelt samt Staatsopernorchester gestalten Jahr für Jahr die glanzvolle Eröffnung, die dank der traditionellen ORF-Live-Übertragung (27. Februar, ab 20.15 Uhr in ORF 2) von einem Millionenpublikum mitverfolgt wird. Doch was verbirgt sich hinter der glitzernden Fassade des „Balls der Bälle“? Stefanie Sargnagel, die „Poetin aus dem Gemeindebau“, hat sich im Auftrag des Wiener Rabenhof-Theaters und des Jubiläumsprojekts „Johann Strauss 2025“ für ihre neue Theatershow „Opernball“ zu Recherchezwecken in dieses gesellschaftliche Biotop begeben. Ihre Erlebnisse bringt sie gnadenlos auf die Bühne und liefert mit gewohnt spitzer Zunge eine Abrechnung mit „Reich und Schön“, wenn es wieder heißt: Alles Walzer. Die Inszenierung von Regisseurin Christina Tscharyiski, die am 25. Februar Premiere feiert, bringt Sargnagels bissige Beobachtungen zwischen Walzer-Schmalz und Systemkritik auf die Bühne. Der „kulturMontag“ gibt erste Probeneinblicke.

„Opernhaus im Bunker -Tanzen in Zeiten des Krieges“ (23.15 Uhr)

Charkiw, im Nordosten der Ukraine: Tiefe Wunden hat der russische Angriffskrieg in die Millionenstadt geschlagen. Auch das Opern- und Balletttheater der Metropole wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen: Zerstörte Fenster und Fassaden, Brandspuren, auf dem Dach die Überreste einer russischen Streubombe. Und dennoch wird hier weiter geprobt, gesungen und getanzt: unter Lebensgefahr – im Bunker des Hauses. Das Theater wurde so zum Sinnbild für den ungebrochenen Lebenswillen der Bevölkerung und den Glauben an eine bessere Zukunft. Regisseur Roman Schell schildert in seiner Dokumentation die Geschichte der Primaballerina des Corps de Ballet, Antonina Radiyevskaya, die ihre sichere Unterkunft in einem slowakischen Flüchtlingsheim verlässt und immer wieder in ihre Heimatstadt zurückkehrt – um im Operntheater zu tanzen, Trost zu spenden und dem Publikum Momente der Freude und Normalität zu schenken.

Kaltes Neonlicht, kalter Marmorboden – und als größtmöglicher Kontrast dazu: warme Opernklänge und grazile Pirouetten. Rund 100 Ensemblemitglieder des Charkiwer Musiktheaters haben in einem slowakischen Flüchtlingsheim temporär Unterkunft gefunden, proben und performen in den Foyers und Gymnastikräumen des Hauses. Und immer wieder brechen sie zu Tourneen durch Europa auf, um ihr Stammhaus zu finanzieren. Das Heulen der Sirenen, die vor russischen Bombenangriffen warnen, nimmt Primaballerina Antonina Radiyevskaya kaum noch wahr, wann immer sie in Charkiw ankommt. Stärker als ihre Angst sind die Bande zur ihrer künstlerischen Heimat und die Mission, die sie erfüllt: Sie lebt für ihre Kunst und würde für sie auch sterben. Filmemacher und Kriegsreporter Roman Schell schildert, wie der künstlerische Betrieb im Haus trotz aller Gefahr und Widrigkeiten aufrechterhalten wird. Geprobt wird im sichersten Raum: im Keller, dem so genannten Bunker. Auch Opern und Ballettstücke werden auf einer kleinen Bühne dargeboten. Kein Plakat weist das Publikum auf die Aufführungen hin – sie könnten russische Drohnen anlocken. Mundpropaganda ist hier Werbemittel. Der Film erzählt auch von der zersetzenden Kraft des Krieges, wie durch ihn Familien zerrissen werden. Im Mittelpunkt steht aber die Hoffnung- und Trost-spendende Wirkmacht der Kunst.

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