Maria Hahnenkamp im Belvedere 21

Das medienkritische und feministische Werk der österreichischen Künstlerin ist vom 21. März bis 31. August 2025 zu sehen.

Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere: Maria Hahnenkamps Werk zählt zu den interessantesten und zugleich widerspenstigsten der jüngeren österreichischen Kunstgeschichte. Es ist an der Zeit, diese Künstlerin, die seit Jahrzehnten konsequent gesellschaftliche und mediale Strukturen hinterfragt und mit subversiver Radikalität Bilder von Weiblichkeit analysiert, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen_._

Seit über dreißig Jahren arbeitet Maria Hahnenkamp (* 1959 in Eisenstadt) mit, durch, über und auch gegen das Medium der Fotografie. Ausgangspunkt für ihr kritisches und feministisches Werk ist stets eine radikale Infragestellung der Wirkmacht von Bildern. Stereotype Darstellungen von (weiblichen) Körpern in Kunstgeschichte, Mode und Pornografie sind materielle Grundlage, wenn sie Fragen zu Repräsentation und gesellschaftlicher Normierung aufwirft.

Als _artist’s artist_ ist Hahnenkamp eine Schlüsselfigur der österreichischen Gegenwartskunst. Autodidaktisch erschließt sie sich in den 1980er-Jahren das fotografische Handwerk über die Gebrauchsgrafik, sammelt Erfahrungen in Druckereien und Werbeagenturen und beginnt parallel, die ihr begegnenden Bildstrategien zu hinterfragen und umzukehren. Zu Beginn der 1990er-Jahre besucht Hahnenkamp die Schule für künstlerische Photographie von Friedl Kubelka, wo sie sich in Workshops mit experimenteller und künstlerischer Fotografie beschäftigt. Zeitgleich fängt sie an, ihre ersten künstlerischen Werke zu datieren. Hahnenkamp beschreibt diese Zeit so: „Am Tag die Grafik und in der Nacht die Kunst.“

Hahnenkamps OEuvre umfasst Fotografien, Arbeiten mit Fotopapier, Diaprojektionen, Videoarbeiten, Installationen und ortsspezifische Interventionen. Sie bezeichnet sich bewusst als Künstlerin, die mit Fotografie arbeitet – nicht als Fotografin. Ihre Werke entstehen im Spannungsfeld von Aneignung, Dekonstruktion und kritischer Reflexion fotografischer Erzeugnisse. Indem sie sich selbst von der Kamera zurückzieht, Sujets und Kompositionen nur noch anweist und diese als Künstlerin reflektiert, distanziert sie sich vom vermeintlich objektiven Blick der Fotografie.

Ihr Interesse liegt dabei auf der Inszenierung des weiblichen Körpers im Kontext einer konsumorientierten Bildproduktion. Gegen diese Form der Aneignung entwickelt sie künstlerische Strategien des Entzugs: Frauenkörper werden fragmentiert, verhüllt oder ausgelöscht – ein bewusster Gegenentwurf zu gängigen Repräsentationsmechanismen. Gleichzeitig setzt sie auf Übersteigerung: Durch die Verwendung von gefundenem Bildmaterial, das in rasanter Taktung als Diaprojektion an die Wand geworfen wird, verdeutlicht sie die stetig wachsende Bilderflut.

Durch die alltägliche Auseinandersetzung mit Werbebildern erkennt Hahnenkamp früh die Fotografie als Medium der Aneignung und der kommerziellen Oberflächlichkeit. In ihrer Kunst fordert sie das fotografische Bild heraus, untergräbt dessen Konventionen und bringt das Verborgene hinter dem Sichtbaren ans Licht.

Während ihre Werke auch Bezüge zur Feministischen Avantgarde der 1970er-Jahre aufweisen, entwickelt sie eine singuläre Position, die für eine jüngere Künstler*innengeneration neue Wege aufzeigt. Die Schnittstellen von kommerzieller und künstlerischer Fotografie nutzt sie dabei als produktiven und kritischen Filter – sowohl für ihre Werke als auch für ihre Ausstellungskonzepte.

Mit mehr als 100 Werken aus rund 35 Werkgruppen gibt die Ausstellung im Belvedere 21 einen tiefgehenden Einblick in das vielschichtige Schaffen von Maria Hahnenkamp. Zentrale Themen sind Leere, Raum, Handwerk und Ornament sowie deren inhaltliche Verbindungen. Gemeinsam mit der Künstlerin wurde in einer von Walter Kräutler gestalteten Ausstellungsarchitektur eine Präsentation entwickelt, die Fotografien, Arbeiten auf Fotopapier, Diaprojektionen, Videoarbeiten, Installationen, ortsspezifische Interventionen und eine Klangarbeit umfasst.

Kuratorin Stefanie Reisinger: Diese Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit Maria Hahnenkamp entstanden. Es war uns wichtig, ihr Schaffen anhand zentraler Interessen und künstlerischer Strategien sichtbar und erlebbar zu machen. Das Prinzip der Reduktion, die wenigen gezielten architektonischen Eingriffe und die bewussten Leerstellen schaffen Raum für eine aufmerksame Betrachtung, die über das bloße Sehen hinausgeht. Ihre theoretisch-konzeptuelle Herangehensweise etabliert sich dadurch überraschend einfühlsam und haptisch. Die Besucher*innen erwartet ein spannungsvolles Gefüge aktivierender Gegensätze.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König.

WEITERE INFORMATIONEN UND PRESSEBILDER ZUR AUSSTELLUNG STEHEN UNTER HIER ZUM DOWNLOAD BEREIT.

Belvedere Public Relations
Irene Jäger
Telefon: 0664800141185
E-Mail: presse@belvedere.at

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